Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Wand schlossen.
Bei den Persern herrschte Chaos. Manche Pferde scheuten und steckten andere Tiere mit ihrer Panik an, andere stolperten über Kadaver und rissen ihre Reiter mit sich zu Boden. Dennoch drängten die Perser weiter durch das Flussbett und auf die Römer zu; sie versuchten, ihre Pferde anzutreiben, um wieder genug Schwung für den Angriff zu erlangen, aber es gelang ihnen nicht. Die ersten liefen direkt in die gesenkten Speere der Legionäre und wurden aufgespießt. Andere, die das sahen, wollten umkehren. Doch sie gerieten in den Sog der nachrückenden Wellen und wurden niedergetrampelt. An einigen Stellen gelang es einzelnen Reitern oder kleinen Gruppen tatsächlich, die Mauer der römischen Schilde zu durchbrechen. Doch dahinter fanden sie sich umringt von Feinden; sie wurden von Lanzen durchbohrt, aus den Sätteln gerissen und niedergemacht, während sich die Verteidigungslinie hinter ihnen sofort wieder geschlossen hatte.
Panik breitete sich unter den Eisenmännern aus, die sich noch nie in einer solchen Lage befunden hatten. Eingekeilt und unbeweglich in ihren schweren Rüstungen wurden sie gegen die vorderste Reihe der Römer gedrückt, wo die Legionäre inzwischen die Schwerter gezogen hatten und auf die ungeschützten Beine der Pferde einhieben, mit grausiger Wirkung. Wer aus dem Sattel fiel, konnte sich im Kettenpanzer nicht wieder aufrichten und war des Todes.
Der Angriff war zusammengebrochen. Jeder versuchte, sein Leben zu retten, und eine alles mit sich reißende Flut von Flüchtenden bahnte sich ihren Weg zurück über die Ebene. Doch mittlerweile war die Infanterie bis zur Mitte des Schlachtfeldes vorgerückt, und erschrocken mussten die Fußsoldaten sehen, wie aus den dichten Staubwolken die Panzerreiter in wilder Flucht direkt auf sie zustürmten. Auch die vordersten Reiter sahen jetzt, dass sie kurz davor waren, in die Speere der eigenen Streitmacht zu rennen, und versuchten, ihre Pferde zum Halten zu zwingen. Aber die ungebändigte Masse, die sich hinter ihnen heranwälzte, überrollte sie einfach. Mit einem lang gezogenen Krachen raste die persische Kavallerie in die Linien des Fußvolks.
Langsam, unendlich langsam, löste sich der schwere Schleier gelblichen Staubs auf. Die Römer hatten den Lärm gehört, aber nicht sehen können, was hinter dem undurchsichtigen Vorhang geschehen war. Nun wurde vor ihnen ein Panorama der Verwüstung enthüllt. Die Überreste von Reitern und Pferden waren über die Ebene verstreut, auf der Flucht niedergeritten und zertrampelt; sie lagen dort in bizarren Posen erstarrt in ihren deformierten, verbogenen Kettenpanzern. Und in der Mitte zwischen beiden Heeren, wo die Eisenmänner in das ahnungslos vorrückende Fußvolk gerannt waren, lagen wahre Berge von Leichen und Kadavern. Unzählige Reiter waren von den persischen Infanteristen niedergemacht worden, die verzweifelt versucht hatten, sich des Ansturms der eigenen Kavallerie zu erwehren.
An eine Fortsetzung des Angriffs war nicht mehr zu denken. Die erschöpften und demoralisierten Fußtruppen zogen sich zurück, mit ihnen trotteten mit gesenkten Köpfen die dezimierten Eisenmänner. Herrenlose Pferde liefen panisch wiehernd zwischen den Haufen toter Körper umher.
Ungläubige Erleichterung herrschte bei diesem Anblick auf dem römischen Feldherrenhügel, und auch bei den Legionären war ein Aufatmen spürbar. Dem Angriff der gefürchteten Eisenmänner widerstanden zu haben, hob die Zuversicht unter den Männern und nahm ihnen zugleich viel von dem gefährlich beklemmenden Respekt, den sie vor den Persern empfunden hatten. Vor ihren Augen wichen die legendären Unsterblichen zurück wie ein geschlagenes Heer, zerschunden von der eigenen Reiterei.
Jubelrufe waren aber in den römischen Reihen nicht zu vernehmen. Jeder wusste oder ahnte zumindest, dass dies erst der Auftakt gewesen sein konnte. Und dass die Perser nun, nach dieser Erniedrigung, zu einem umso härteren nächsten Schlag ausholen würden.
»Verräter!«, kreischte Prinz Ardashir, als das Desaster offenbar wurde. »Ihr wart das, General! Ihr habt das getan, um mir nicht den Ruhm des Sieges überlassen zu müssen!«
Die Adern in seinen Schläfen schwollen bedrohlich an, seine Augen quollen hervor und er gestikulierte ziellos. Beim Anblick des Prinzen wurde Meh-Adhar plötzlich bewusst, dass er vor diesem Mann überhaupt keine Furcht mehr empfand, geschweige denn Respekt. Geblieben war nichts als tiefste Verachtung, die
Weitere Kostenlose Bücher