Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
ihnen hätte in diesem Augenblick zugegeben, die Feiglinge zu beneiden, die heute nicht den Menschen, die sie liebten, entrissen würden.
»Ich will verdammt sein, da stimmt doch etwas nicht«, sagte General Victor, als er die anrückenden Gegner durch den Accederus in Augenschein nahm. »Aventinius, fällt es Euch auch auf? Ich habe das Zentrum der Perser gründlich abgesucht, aber die Unsterblichen scheinen nicht am Angriff teilzunehmen.«
»Sollte sie der Zwischenfall mit den Eisenmännern so sehr in Mitleidenschaft gezogen haben?«, fragte sich Marcus Aventinius. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber es ist wahr, ich sehe die Unsterblichen dort auch nicht. Ein Angriff ohne die Elite der Fußtruppen im Zentrum, ist das nun ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit Ardashirs?«
Victor sah nach Osten, wo sich der äußere Flügel der Perser unter ständiger Wiederholung ihres Schlachtrufes nahe des Seeufers vorwärtsbewegte.
»Ich fürchte, es ist eher ein Zeichen von Meh-Adhars Feldherrenkunst«, sagte er alarmiert. »Die Unsterblichen bahnen sich ihren Weg durch den Schlamm, direkt auf die Oströmer zu!«
Dieser Satz des Generals wirkte auf den Imperator und die übrigen Offiziere, als wäre ein Blitz in ihrer Mitte in den Boden gefahren. Die unvorhergesehene Entwicklung der Dinge war äußerst gefährlich, sie konnte die Schlacht zu Ungunsten Roms entscheiden.
»Basileos, wir müssen etwas unternehmen!«, sagte strategos Staurakios aufgeregt. »Die Oströmer können den Unsterblichen unmöglich standhalten, selbst in solchem Gelände nicht!«
»Wenn der Feind dort durchbricht, bedeutet das unsere sichere Niederlage, wir würden uns zurückziehen müssen. Das dürfen wir nicht zulassen. Rasch, die Araber sollen sich dorthin begeben und die Unsterblichen mit Pfeilen eindecken, es ist dringend!«, befahl Rufus einem Meldereiter, der, ohne zu zögern, davonpreschte.
Die ersten Reihen der Perser stiegen nun ins trockene Flussbett hinab, doch im Gegensatz zu den Panzerreitern verringerten sie ihr Tempo dabei kaum. Als sie auf der anderen Seite die Böschung wieder heraufstiegen, waren sie bereits so nah gekommen, dass die Legionäre nun sogar Details der Gesichter ihrer Gegner erkennen konnten. Lauter als je zuvor ließ das Mithras! Mithras! Mithras! die stickige Luft erbeben. Doch nun verwandelte sich die Furcht der Römer in Zorn, wenn sie sahen, wie ihre kaum noch zwanzig Schritt entfernten Feinde die Münder zum Brüllen ihres Schlachtrufes aufrissen. Dieser Anblick ließ Aggressionen an die Oberfläche quellen, wo sie die Gefühle der Angst verdrängten. Nur noch wenige Atemzüge trennten die beiden Armeen voneinander.
Ein kurzes Signal der Bucinae, und die Pfeile der römischen Bogenschützen schwirrten über die Köpfe der Legionäre hinweg, um den Tod von oben unter die Perser zu tragen. Die Araber, die gerade noch rechtzeitig ihre neue Position hinter den Oströmern hatten einnehmen können, ließen einen Geschossregen auf die Unsterblichen niedergehen. Doch obwohl etliche persische Soldaten getroffen sein mussten, war keine Wirkung erkennbar. Auf beiden Seiten wurden die Speere gesenkt und die Männer der vordersten Reihen bereiteten sich auf den Zusammenstoß vor.
Krachend barsten Hunderte hölzerner Lanzenschäfte, scheppernd und klirrend traf Metall auf Metall, mit dumpfen Lärm prallten unzählige Schildrücken aufeinander, und die Schreie der ersten Verwundeten gingen in dem Inferno der Geräusche unter.
Der Kampf hatte begonnen.
Es war den Persern nicht gelungen, mit den Lanzen im ersten Anlauf eine Lücke in die römische Verteidigung zu reißen. Die Legionäre ergriffen jetzt ihre Schwerter und hieben aus der Deckung ihrer hohen Schilde auf die Gegner ein, die mit aller Macht gegen die Linien der Römer drängten. Sie schlugen gezielt nach jedem Körperteil, das sich ihnen ungeschützt darbot. Die Klingen zertrennten Fleisch und Sehnen, Knochen splitterten, Blut strömte aus durchstoßenen Kettenpanzern hervor. Hände fielen abgehackt zu Boden, die Waffen noch umklammert. Das römische Kurzschwert hielt mit schrecklicher Effizienz seine Ernte.
Die angreifenden Perser, eingeklemmt zwischen den Römern und den von hinten weiter vorwärtsschiebenden Massen des eigenen Heeres, konnten kaum zurückschlagen. Die vordersten Linien wurden mit solcher Gewalt gegen die Mauer der Legionärsschilde gedrückt, dass sie reihenweise niedergemacht wurden, ohne selber wirkungsvoll zum
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