Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Schlag ausholen zu können, während zugleich immer neue Wolken von Pfeilen vom Himmel herab in die dicht gedrängt nachfolgenden Einheiten stürzten.
Auch unter den Römern gab es Opfer, aber die sich öffnenden Lücken wurden sofort wieder geschlossen. Nirgendwo entlang der gesamten Schlachtlinie waren die Weströmer auch nur einen Schritt zurückgewichen, und schon bald mussten die neu herankommenden Perser über die Körper ihrer gefallenen Kameraden hinwegsteigen. Die Krieger des Shahinshah sahen sich vor der Wahl, entweder auf Leichen und Sterbenden stehend von den Römern niedergemäht zu werden, oder stehen zu bleiben und von den ihnen folgenden Fluten von Soldaten zu Boden gerissen und zertrampelt zu werden.
Anders sah es am Ufer des Sees aus, wo die Oströmer sich ebenfalls tapfer dem persischen Ansturm entgegenzustemmen versuchten. Doch obwohl die Unsterblichen durch knöcheltiefen Schlamm waten mussten, attackierten sie mit unfassbarer Härte, völlig unbeeindruckt von den auf sie niederregnenden Pfeilen, als wollten sie die früher am Tage erlittene Demütigung nun tilgen.
Die Griechen erlitten schwere Verluste.
Langsam wurden sie zurückgedrängt.
»Die Oströmer weichen zurück!«, rief Rufus Scorpio aus. »Wenn der Feind dort durchbricht, ist die Schlacht verloren! Was ist mit der Reiterei, können wir sie zur Unterstützung dorthin schicken?«
»Sie könnten auf dem weichen Boden nichts ausrichten«, antwortete Marcus Aventinius, »ihre Pferde wären fast unbeweglich. Und als Infanteristen sind die Männer weder ausgebildet noch ausgerüstet, wir würden sie in den sicheren Tod schicken.«
Victor ballte hilflos die Fäuste. »Verflucht, wir können doch nicht einfach zusehen, wie wir die Schlacht verlieren! Wir müssen eingreifen, zum Beispiel einige der leichten Kohorten entsenden!« Aber dann schüttelte er selber den Kopf, weil er wusste, dass die Leichtbewaffneten in ihren Lederrüstungen von den Unsterblichen in Stücke gehauen würden.
»General Victor«, sagte der Imperator überraschend, »Ihr übernehmt hier meine Stelle. Ich werde zu den Griechen reiten, um sie zu ermutigen!« Und noch ehe seine Kommandeure ihn zurückzuhalten vermochten, hatte er seinem Pferd die Sporen gegeben und war davongeritten.
Meh-Adhars Verachtung für den Prinzen stieg durch den Ekel, den er empfand, als Ardashir mit unverhüllter Lust das Abschlachten verfolgte. Es war fast, als übte die geballte Gegenwart des Todes eine berauschende Wirkung auf ihn aus, und Meh-Adhar ertappte sich selbst bei hochverräterischen Gedanken: Er wünschte sich, dass diese Schlacht verloren gehen möge, damit der Prinz bei seinem Vater in Ungnade fiel. Denn der General war sich nunmehr sicher, wenn Ardashir jemals den Thron der Sassaniden besteigen sollte, wäre das der Sturz des Ahuramazda. Angramainyu würde dann triumphieren, der Gott der Finsternis, dessen düstere Kälte des Todes alles verschlingen würde.
Dennoch verfolgte er wachen Auges die Schlacht, die ihm seltsam irreal erschien. In der vor Hitze flirrenden, staubgetränkten Luft schienen die Bilder und der Lärm der Schlacht nur träge und bizarr verformt zu ihm vorzudringen. Doch es war unverkennbar, dass seine Strategie sich als korrekt erwies.
Die weißen Reihen der Oströmer begannen, sich unter dem Druck der Unsterblichen nach hinten zu biegen. Nicht mehr lange, und sie würden nachgeben. Dann würde auch der eiserne Widerstand der Weströmer, der die persischen Fußsoldaten zu Hunderten und Aberhunderten verbluten ließ, als fielen sie zwischen zwei gewaltige Mühlsteine, umsonst gewesen sein.
Wir werden siegen, dachte der General. Vergib mir, Herr des Lichts.
Rufus Scorpio war wieder und wieder durch die oströmischen Reihen geritten, hatte die Soldaten mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln der Redekunst angehalten, nicht nachzugeben, nicht zurückzuweichen. Doch es war sinnlos.
Die gefürchtetsten Krieger der Welt trafen hier auf Männer, die sich tapfer, aber vergebens zur Wehr setzten. Sie wussten, dass ihr Widerstand aussichtslos war, und ihr Kampfgeist schwand dahin. Nach einer Weile hatte Dionysos Gypos den Imperator gefunden und konnte ihn dazu bringen, seine beinahe verzweifelten Bemühungen einzustellen. Er geleitete ihn zurück zum Feldherrenhügel, während die Schlacht mit unverminderter Grausamkeit weitertobte. Die Mithras- Rufe waren schwächer geworden, aber sie waren immer noch laut genug, um trotz des
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