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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Bewegung.
    Die ihnen gegenüberstehenden Perser, noch nicht erfasst von der um sich greifenden Verwirrung, wurden zurückgedrängt, verkeilten sich mit den immer noch von hinten nachschiebenden und teilweise auch bereits fliehenden Einheiten, die Formationen begannen sich aufzulösen. Jegliche Ordnung zerfiel, jeder versuchte nur noch, sein Leben vor der heranstampfenden Walze der Legionen zu retten. Von drei Seiten pflanzte sich Panik durch die Massen der Perser fort, verstärkte sich zu einem Sog, der sich rasch vergrößerte und alles mit sich riss. Chaos breitete sich aus, nackte Todesangst erfasste die Soldaten, die sich nun gegenseitig zerdrückten, niederstachen, zertrampelten im Wahn der Flucht. Die Flut strömte zurück.
      
    »Nein!«, kreischte Prinz Ardashir, als ihm klar wurde, was geschah. »Nein! Nein! Das darf nicht sein! Ich verbiete es! Hört Ihr, ich verbiete es!«
    General Meh-Adhar sah fassungslos, wie seine Armee zurückdrängte. Was er befürchtet hatte, trat nun ein: Seine schiere Größe wurde dem Heer zum Verhängnis. Nie wäre eine kleinere, besser ausgebildete Streitmacht in einen derartigen Strudel der Panik geraten, in dem sie sich selbst zerrieb.
    Ardashir lief auf sein Pferd zu und schwang sich in den Sattel, doch Meh-Adhar hielt das Tier am Zügel fest.
    »Was fällt Euch ein!«, schrie der Prinz.
    Aber der General ließ nicht los, sondern entgegnete mit fester, drohender Stimme: »Ihr bleibt! Wenn Ihr flieht, wird auch der letzte Soldat glauben, alles sei verloren, und die Flucht ergreifen. Es ist meine Pflicht, das Heer zu retten und zum Rückzug zusammenzuhalten, darum werde ich Euch nicht gehen lassen!«
    »Bei Dahak!«, brüllte Ardashir. »Ihr wagt es, so mit mir zu reden? Dafür werdet Ihr büßen, bei Ahuramazda!«
    »Ihr habt keinerlei Recht, den Namen des Herrn des Lichts auszusprechen!«, sagte der General zornig, als er sich umdrehte, um auf das Schlachtfeld zu weisen. »Dort seht Ihr, was …«
    Doch weiter kam er nicht. Er fühlte, wie die Glieder seines Kettenhemdes auf seinem Rücken knirschend barsten und ein kalter, stechender Schmerz von hinten durch seinen Brustkorb fuhr. Er wollte schreien, aber aus seinem weit aufgerissenen Mund kam nur ein Gurgeln. Dann folgte ein Schwall von Blut.
    Kein letzter Gedanke formte sich in seinem Kopf. Nur ein Bild durchzuckte sein Gehirn, wie ein Blitz, der kurz aufleuchtet, um dann Finsternis zurückzulassen. Er sah Ardashir, ins ewige Feuer des Ahuramazda geworfen, auf dass er bis ans Ende aller Zeiten verbrennen möge. Dann verlosch das Bild.
    Der Körper fiel vornüber auf den Felsboden.
    Meh-Adhar war tot.
    Prinz Ardashir starrte die Leiche des Generals an, das kostbare Schwert mit der rot verschmierten Klinge in der Hand. Dann blickte er auf. Ruckartig und gehetzt wanderten seine Augen. Er sah den bleichen Bahram. Die erstarrten Ordonnanzen. Die regungslosen Gardisten.
    »Ich verbiete es!«, sagte er mit sich überschlagender, kratzender Stimme. Das Schwert entglitt seiner Hand und prallte klirrend auf die Steine. Er stotterte etwas Unverständliches. Dann zerrte er an den Zügeln, jagte dem Pferd die Sporen in die Flanken, und stürmte davon, den Pfad hinunter. Die Leibgardisten folgten ihm, und nach wenigen Augenblicken des Zögerns gab es auch für die Meldereiter und Hornisten kein Halten mehr. Sie ergriffen die Flucht.
    Bahram blieb alleine mit der Leiche des Generals zurück.
    Zwischen den großen Steinbrocken bahnten sich kleine Rinnsale von Blut ihren Weg fort vom leblosen Körper, dem Abhang entgegen.
      
    Selbst im einsetzenden Chaos verbreitete sich wie ein Lauffeuer, dass der Prinz das Schlachtfeld verlassen hatte. Die Flucht des Thronfolgers versetzte dem persischen Heer den Todesstoß, selbst Veteranen verloren nun allen Mut und ließen sich von der Panik mitreißen. Wie eine in Aufruhr geratene monströse Rinderherde strömte die unübersehbare Masse der Soldaten am Felsen von Massada vorbei südwärts, dem einzig verbleibenden Ausweg entgegen. Wer nicht schnell genug war oder stehen zu bleiben versuchte, war verloren. Für die Römer blieb wenig mehr zu tun, als die Perser immer weiter vor sich herzuschieben und so in die gewünschte Richtung zu drängen.
    Am späten Nachmittag endlich war alles vorüber. Die Perser waren von der Ebene vertrieben worden, einige letzte versprengte Gruppen ergaben sich den Siegern und flehten um Gnade.
    Am Fuße des steil aufragenden Felsens ritt Rufus Scorpio vor die Front

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