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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Dann sagte er unvermittelt: »Ihr wolltet mir doch etwas sehr Wichtiges und schwer zu Erklärendes mitteilen. Worum handelt es sich?«
    Andreas zögerte ein wenig. »Nun, Marcellus … es wird einige Zeit dauern. Und es ist höchst verwirrend, befürchte ich.«
    »Wenn es wirklich so bedeutend ist, wird es mir die Zeit wert sein. Und die Verwirrung nehme ich in Kauf. Nun, fangt an.«
    Andreas überlegte kurz. Er hatte sich die Worte, mit denen er Marcellus die Ereignisse der vergangenen Wochen und ihre kaum fassbaren Hintergründe schildern wollte, schon seit Tagen sorgfältig überlegt. Nun aber musste er erst den Anfang finden, doch es gelang ihm glücklicherweise nach wenigen Augenblicken.
    »Nachdem ich in Trevera eingetroffen war«, begann er, »nahm ich Quartier in einer Herberge …«
      
    Marcellus kämpfte mit sich, es war nicht zu übersehen. Und je länger die von Andreas und Franklin abwechselnd erzählte, phantastisch anmutende Geschichte um die Zeitreisen und ihre Folgen dauerte, desto deutlicher wurden in Marcellus’ Gesicht die Anzeichen seines Ringens mit sich selbst. Die Falte zwischen den Augenbrauen war so tief wie sonst nie, er hielt immer wieder die Augen geschlossen und rieb sich zwischendurch mit den Fingern der rechten Hand über die gerunzelte Stirn. Staunen und Fassungslosigkeit, Zweifel und Faszination fanden im ständigen Wechsel ihren Ausdruck im Mienenspiel des Präfekten.
        Endlich, nach fast zwei Stunden, war die Schilderung der Ereignisse und ihrer Hintergründe beendet. Schweigend saß Marcellus Sator hinter seinem Schreibtisch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Andreas bemühte sich, nicht daran zu denken, was wohl geschehen würde, falls der Präfekt zu dem Schluss kommen sollte, dass sein zukünftiger Schwiegersohn entweder wahnsinnig oder ein schamloser Lügner sein müsse.
    Marcellus setzte sich aufrecht, schob ein schräg stehendes Tintenfass auf dem Tisch zurecht und sagte dann langsam und nachdenklich: »Was ich eben gehört habe, ist unfassbar. Aber ich meine auch, dass es die Wahrheit ist. Niemand würde sich eine solche Geschichte ausdenken. Ganz abgesehen davon, dass sie in sich selbst logisch ist. Und natürlich, dass Ihr, Franklin, ja offensichtlich Beweise für Eure Herkunft aus einer anderen Zeit erbringen könnt, die über jeden Zweifel erhaben sind.«
    Andreas atmete auf, und Franklin bot dem Präfekten an, ihm die Nachtsichtgeräte und andere Apparate vorzuführen, falls er dies wünschen sollte.
    Aber Marcellus antwortete: »Das ist nicht nötig. Ich könnte mir nichts Interessanteres vorstellen, als diese fabelhaften Dinge mit eigenen Augen zu sehen. Aber es gibt momentan Wichtigeres zu tun. Es erschreckt mich zutiefst, dass dies alles, dass unsere ganze Welt nichts weiter sein soll als das Resultat eines Fehlers, und ebenso sehr überwältigt mich die Vorstellung, dass es eine andere Welt geben soll, in der die Ereignisse vollkommen anders verlaufen sind. Aber ich kann es mir nicht leisten, darüber in tiefes Grübeln zu verfallen. Hier und jetzt ist Rom in Gefahr. Nun weiß ich zwar, wieso Karl seit drei Jahren ein so seltsames Verhalten an den Tag legt, aber das hilft mir noch nicht dabei, seinen Angriff abzuwehren.«
    »Eben das ist der Grund, warum wir nach Mons Securus müssen, Marcellus«, sagte Andreas. »Wenn die Vision der abotritischen Priester zutreffend war, können wir dort die Informationen bekommen, die Einhard so dringend benötigt. Wir würden dem fränkischen Oberkämmerer alles mitteilen, dann könnte er seinen ursprünglichen Plan verwirklichen. Die andere Welt mit Karl dem Großen als Haupt Europas würde fortbestehen, der Frankenkönig könnte sich sicher sein, Gottes Willen erfüllt zu haben, und er könnte auf die Eroberung des Imperiums verzichten.«
    »Ob das so einfach sein wird?«, meinte der Präfekt skeptisch. »Die Spicarianer haben bereits seit Monaten große Probleme, Prophezeiungen zu treffen. Als der Imperator im April um eine Weissagung gebeten hat, ob es Krieg mit Persien geben würde und wer siegen würde, haben sie nur voller Bedauern antworten können, dass die Zukunft in Dunkelheit gehüllt sei.«
    Andreas erschauderte, wenn er es sich nach außen auch nicht anmerken ließ.
    Die Mönche und Nonnen von Mons Securus sahen die Zukunft also auch von einem Vorhang der Finsternis verhüllt, genauso wie Gisela und die Priester von Racigard. Er spürte, dass diese Übereinstimmung kein Zufall sein konnte, doch er

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