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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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obere Hälfte des Brötchens mit einer dünnen Schicht dunkler Konfitüre aus Waldbeeren und biss dann genüsslich hinein. »Und so hübsches Hauspersonal vermutlich auch nicht«, sagte er grinsend, noch während er kaute. Dabei deutete er mit einer Kopfbewegung auf eine junge Frau, die gerade eine Schale Obst brachte.
    »Ich bitte dich, wo denkst du hin?«, sagte Andreas in gespielt beleidigtem Ton. »Denk daran, dass ich verlobt bin. Und wenn ich mich recht erinnere, trifft das auch auf dich zu. Ich weiß ja nicht, ob du das genauso ernst nimmst wie ich, aber ich würde dir dennoch raten, Lydia nicht zu genau zu betrachten. Sie ist mit Titus, meinem sizilianischen Koch verheiratet, und er kann recht unangenehm werden.«
    Lydia trat an den Tisch heran, stellte die Obstschale ab und ging wieder.
    Als sie fort war, sagte Andreas zu Franklin, der ihr aus den Augenwinkeln hinterherschaute: »Wenn du dich endlich von ihrem Anblick gelöst hast, so schwer das verständlicherweise auch sein mag, sollten wir uns darum kümmern, was als Nächstes geschehen soll. Jeden Augenblick kann ein Bote des Officiums hier eintreffen und uns die Genehmigung überbringen.«
    Franklin legte das angebissene Brötchen auf den Silberteller und säuberte sich den Mund mit einer Serviette. »Dann werden wir uns sofort auf den Weg machen. Ich trenne mich zwar nur ungern von dem herrlich weichen Bett, diesem großartigen Brot und den übrigen Reizen deines bescheidenen Heims, aber wir haben ja noch einiges zu erledigen. Die Spicarianer warten auf uns.«
    »Und deine Zweifel an der Wahrsagekunst und der Magie überhaupt? Bist du denn nicht mehr der Meinung, dass alles nur Scharlatanerie und Betrug sei?«
    »Das ist eine wirklich gute Frage. Könntest du eine andere stellen? Ich habe nämlich keine Antwort. Nein, im Ernst, seit deinem Traum damals … und auch diese Sache in Racigard hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Jedenfalls werde ich nicht mehr lauthals behaupten, dass alles Humbug ist.«
    Dieses Geständnis aus Franklins Mund bereitete Andreas eine gewisse Genugtuung. Er hätte dieses Gefühl gerne noch ein wenig ausgekostet, doch in diesem Moment kam einer der Bediensteten und meldete die Ankunft des Präfekten Marcellus Sator.
    »Marcellus kommt selber hierher?«, wunderte sich Andreas. »Das hatte ich nicht erwartet. Ob er uns etwas mitzuteilen hat?«
    Franklin wollte etwas sagen, aber schon trat Marcellus aus dem Säulengang, der das Peristyl umgab, und durchquerte schnellen Schrittes den Garten.
    »Er hat schlechte Nachrichten und ist verärgert«, flüsterte Andreas Franklin zu.
    »Woran erkennst du das?«
    »An seinem Gesichtsausdruck, seinen Bewegungen … du wirst schon sehen, ich irre mich nicht.«
    Tatsächlich behielt Andreas recht. Nach einer kurzen Begrüßung nahm der Präfekt auf einem rasch herbeigeschafften Stuhl Platz und sagte ärgerlich: »Es hat sich als unmöglich erwiesen, in ganz Rom zwei weitere Präfekten zu finden! Sie haben alle aus Angst vor den Unruhen die Stadt verlassen. Es ist einfach unglaublich, wie man seine Pflichten derart vernachlässigen kann! Glücklicherweise habe ich stattdessen Unterschrift und Siegel der Kaiserin selbst für die Genehmigung bekommen. Hier, damit könnt ihr die Dienste der Spicarianer in Anspruch nehmen.« Er reichte Andreas ein verschlossenes Schreiben auf schwerem Papier mit Purpurrand; das Siegel zeigte den imperialen Adler mit weit ausgebreiteten Schwingen. »Was ich von eurem Bericht verstehe oder wenigstens zu verstehen glaube, habe ich der Kaiserin mitgeteilt. Sie ist natürlich ebenso überwältigt, wie ich es auch war und wie wohl jeder Mensch angesichts dieser Offenbarungen wäre. Doch ich denke, dass es unbedingt erforderlich ist, sie über die Hintergründe der Ereignisse genau ins Bild zu setzen. Schließlich liegen letztendlich alle Entscheidungen bei ihr, es wäre ein unverantwortliches Risiko, sie unzureichend oder gar falsch zu informieren.«
    Andreas legte das wertvolle Schriftstück beiseite und fragte, ob es inzwischen schon Neuigkeiten aus anderen Städten gab.
    Marcellus nickte. »Ja, die gibt es, und es sind gute Neuigkeiten. In Perusia, Pisae und Luca sind die Nachrichten über die Vorgänge hier in Rom bereits gestern Abend über den Innuetor eingetroffen, die Lage dort hat sich schon wieder normalisiert. Mittlerweile habe ich auch aus Ravenna und Bononia solche Meldungen erhalten. Wir können bald aufatmen, wenn es sich weiter so schnell ausbreitet.

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