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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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hielt es für klüger, Marcellus nicht zu unterbrechen.
    »Allerdings gab es eine bemerkenswerte Ausnahme«, sprach der Präfekt weiter. »Dieses Schreiben traf vor Kurzem bei uns ein. Es ist streng geheim, aber augenblicklich gibt es wohl keinen größeren Geheimnisträger als dich. Ich denke, du solltest es lesen.«
    Marcellus griff in ein Fach unter der glänzenden Marmorplatte seines Schreibtisches und zog ein gefaltetes Papier heraus, das er Andreas überreichte.
    Der Ostgote öffnete das Schreiben und las die Schilderung eines wirren Traumes in Furcht einflößenden Bildern, bis er zu dem Absatz kam, der die Deutung der Vision enthielt:
      
    … weswegen wir glauben, diese Bilder so auslegen zu müssen, dass große, unbeschreibliche Umwälzungen bevorstehen. Veränderungen, deren Auswirkungen niemand einzuschätzen vermag, werden über die Welt kommen. Der tot vom Himmel fallende Adler weist auf den Sturz eines mächtigen Reiches hin, während die Bilder, die am Beginn und am Ende der Vision stehen, auf die besondere Bedeutung der Zeit für diese Ereignisse deuten. Doch die meisten der Symbole, die in diesem Traum erscheinen, können wir nicht auslegen, sie sind uns völlig fremd …
      
    »Sie sagen wenig, doch das Wenige ist erschreckend genug«, meinte Andreas, als er Marcellus das Dokument zurückgab.
    Der Präfekt nickte und legte das Schreiben an seinen Platz zurück. »In jedem Falle werdet ihr eine schriftliche Erlaubnis bekommen, die Spicarianer zu befragen. Es wird aber bis morgen früh dauern, denn aus Gründen der Sicherheit muss sie von drei Präfekten unterzeichnet werden.«
    Franklin zog die Mundwinkel zu einem leichten Grinsen in die Höhe. »Die Hirne der Leute, die sich Sicherheitsvorschriften ausdenken, arbeiten wohl immer und überall ähnlich. Na gut, dann wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als bis morgen zu warten. Wenigstens kann ich dann noch ein bisschen was von Rom sehen, bevor es dunkel wird.«
      
    Captain Vincent stand vor dem Triumphbogen des Septimius Severus und staunte beim Anblick des mit Reliefs und Statuen verzierten Meisterwerks aus weißem Marmor. Er gab sich alle Mühe, vor Andreas Sigurdius den Eindruck interessierter Gelassenheit zu wahren, aber in Wahrheit war er vor Bewunderung sprachlos. Die Monumente von Rom stellten alles in den Schatten, was er in den vergangenen Wochen gesehen hatte. In dieser Parallelwelt standen noch alle Bauten, die im Jahre 796 eigentlich längst zu Steinbrüchen herabgesunken sein sollten. Vincent hatte Rom bereits in mehreren Epochen kennengelernt, aber nie war ihm die Stadt so faszinierend erschienen wie jetzt. Er merkte zwar, dass Andreas sich in der Rolle des Stadtführers nicht sehr wohlfühlte; aber der Ostgote gab sich spürbar alle Mühe und konnte eine Menge historischer Details zu vielen Bauwerken aus dem Hut zaubern, sodass Vincent langsam, aber sicher ein genaueres Bild von Geschichte und Kultur dieser Welt bekam.
    Vom Forum Romanum aus gingen sie durch die belebten Straßen des Distrikts Subura. Einziges Gesprächsthema der Leute in den Läden, Tavernen und auf den Gehwegen war überall das mutige Auftreten der Kaiserin, das die Menschen tief beeindruckt haben musste. Vincent betrachtete mit großem Interesse das Treiben in den Straßenschluchten zwischen den hohen Fassaden der großen, mehrstöckigen Wohnhäuser, und während er ein Stück Honigmelone verspeiste, das er bei einem der vielen fructarii für ein Kupferstück gekauft hatte, sagte Andreas vorwurfsvoll zu ihm:
    »Sag mal … hattest du diese Waffe während unserer ganzen Reise in deinem Rucksack?«
    »Aber sicher doch. Glaubst du etwa, ich laufe in dieser irrwitzigen Welt umher und verlasse mich nur auf meine Fäuste und dieses lächerliche Schwert?«
    »Und warum hast du sie dann nicht benutzt, als die Franken in diesem Gasthof über uns hergefallen sind?«
    Vincent wischte sich mit einem Taschentuch den klebrigen Saft der Melone vom Mund und seufzte. »Also bitte! Bis ich das Ding aus dem Rucksack herausgefischt hätte, wären wir doch längst Hackfleisch gewesen. Oder glaubst du, die Typen hätten danebengestanden und brav gewartet, bis ich mein Gepäck durchwühlt habe?«
    Dagegen konnte Andreas wenig einwenden, und er versuchte auch gar nicht erst zu widersprechen.
    Gerade als Vincent den Überrest der Honigmelone in den Karren eines Straßenfegers warf, ließ ihn ein unangenehmer, durchdringender Geruch die Nase rümpfen.
    Verdammt, woran

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