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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Euer General glaubt ernsthaft, dass wir eine derartige Aufforderung zur Kapitulation, deren Bedingungen vor Niedertracht nur so strotzen, akzeptieren würden?«
    Der Franke grinste herablassend. »Was sollte Euch anderes übrig bleiben? In vier Tagen trifft das Fußvolk unseres Heeres ein, fast vierzigtausend Mann. Dann wird auch ein alter Kanal Eure armselige, winzige Armee nicht mehr davor bewahren, von uns niedergemacht zu werden. Überdies seid Ihr nicht in der Position abzulehnen. Auf meinem Weg durch die Stadt sah ich die Menschen, wie sie Schlange stehen für ein wenig abgestandenes Wasser, wie sie in den Kirchen um einige Tropfen Regen flehen, während über alledem der Gestank der Verwesung liegt und Tag für Tag mehr von ihnen Krankheiten zum Opfer fallen. Fürwahr, ein stolzer Anblick, den Eure treuen Römer bieten! Im Übrigen solltet Ihr dem General dankbar sein für seine Milde. Er hatte ursprünglich im Sinn, als Vergeltung für den feigen, heimtückischen Anschlag auf unser Lager Tausende Einwohner Roms hinrichten zu lassen. Dass er sich nun auf neunhundert beschränken will, falls Ihr die Stadt kampflos übergebt, zeugt von seiner Mäßigung und Großzügigkeit. Nun, Imperatrix? Wie lautet Eure Antwort?«
    Krista Scorpia erhob sich langsam von ihrem Stuhl, einer Raubkatze ähnlich, die ein Opfer erspäht hat und es nun fixiert, ehe sie es mit einem raschen Prankenhieb erlegt. Die Präfekten, Offiziere und hohen Beamten hielten den Atem an.
    »Geht zurück zu Eurem General«, sagte sie leise und sehr betont, »und richtet ihm aus, dass er nie einen Fuß auf die Straßen Roms setzen wird, es sei denn in Ketten!«
    Der fränkische Offizier grinste abermals, und mit einer angedeuteten Verbeugung erwiderte er: »Ich will Eure Antwort überbringen. Lebt wohl, Imperatrix.«
    Er wandte sich schon zum Gehen, als die Kaiserin barsch rief: »Wartet! Es gibt noch etwas, das Ihr ihm von mir ausrichten werdet!«
    »Und das wäre, Imperatrix?«
    Krista sah dem Franken mit stechenden blauen Augen ins Gesicht und sagte dann: »Teilt ihm mit, dass er ein Arschloch ist.«
    Dem Franken blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen. Als er sich nach endlos scheinenden Augenblicken der Verwirrung endlich wieder gefasst hatte, verließ er schnell und wortlos den Saal.
    Nachdem die große Doppeltür sich geschlossen hatte, herrschte zunächst absolute Stille. Dann aber lachte die Kaiserin laut auf, hell und befreiend, sodass die Lähmung von den Anwesenden wich.
    »Ah, wundervoll! Wie schnell doch die Selbstherrlichkeit verschwunden war. Wirklich, ich wäre zu gerne dabei, wenn er dem General Bericht erstattet!«, sagte Krista und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.
    Der zu ihrer Rechten sitzende Marcellus Sator lächelte kaum wahrnehmbar; doch er kehrte schnell wieder zu vollkommener Ernsthaftigkeit zurück. »Vier Tage … das könnte sehr, sehr knapp werden. Die Flotte wurde heute Morgen vor Regium gesichtet. Wenn nun überraschend der Wind dreht oder gar völlig ausbleibt …«
    »Dieses Risiko besteht fraglos«, erwiderte Krista mit leicht sorgenvoller Miene. »Aber ich bin zuversichtlich, dass der Herr mit uns ist. Alles fügt sich, als stünde ein Plan dahinter, ein Wille. Mein Gemahl kehrt mit den siegreichen Legionen zurück, und das am gleichen Tage, an dem die fränkische Verstärkung eintrifft. Und schon einen Tag vorher, übermorgen, werden die Langobarden gemeinsam mit den ostgotischen Auxiliartruppen aus Pannonien hier sein. Nein, das kann kein Zufall sein, gewiss nicht.«
    Sie wandte sich an Simeon Candidus, dem das Officium Scripti unterstand. »Präfekt, lasst Bekanntmachungen drucken und überall in der Stadt anschlagen und verteilen. Jeder in Rom soll wissen, dass der Imperator schon bald hier sein wird!«
    »Zweifellos, er wird bald hier sein«, gab der Militärtribun Paulus Deperirus zu bedenken, »doch er bringt, wie wir ja nun wissen, nur das halbe Heer mit. Unsere Streitmacht und die der Franken werden daher in etwa gleich groß sein, wir sind ihnen von der Zahl her nicht überlegen. Und vergesst nicht, unsere Feinde sind gestählte Kämpfer, die seit Jahren einen Aufstand nach dem anderen im Frankenreich niedergeschlagen haben und zuletzt in den dichten, unwegsamen Urwäldern Sachsens ein ganzes Heidenvolk germanischer Krieger unterwarfen. Sie sind unseren Männern zumindest ebenbürtig. Der Ausgang der Schlacht, sollte es zu einer kommen, wird folglich nicht von der Anzahl der Soldaten, ihrem Mut

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