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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Pflicht vor die Hunde gehen kannst. In meinem schon.«
    »Du bist verrückt«, sagte Andreas kopfschüttelnd.
    Franklin grinste breit, wobei seine weißen Zähne einen gespenstischen Kontrast zum pechschwarzen Gesicht bildeten. »Das ist ebenfalls Teil meines Vertrags.«
    Dann war der kleine Trupp bereit für seinen gefährlichen Einsatz. Auf ein Nicken von Franklin hin griff sich jeder zwei der bereitstehenden Flaschen, klemmte sie sich unter den Gürtel und ging dann hinüber zur Brücke.
    »Wenn wir erst mal an den fränkischen Vorposten vorbei sind«, meinte Franklin gelassen, »ist der Rest ein Kinderspiel, glaub mir. Und falls wir an ihnen nicht vorbeikommen sollten … meine Bücher kannst du behalten.« Er lachte leise auf, aber Andreas konnte es nicht lustig finden. Dann folgte Franklin rasch den schon an der Brücke wartenden Soldaten.
      
    »Auf unseren bevorstehenden Sieg über die Römer!«, sagte Wibodus lachend und führte den silbernen Weinbecher zum Mund. Die anderen Offiziere, die im Zelt des Generals um den großen Tisch saßen, taten es ihm gleich.
    »Ich gebe zu, dass ich meine Zweifel hatte, General«, meinte Herzog Radolf, nachdem jeder den Becher wieder abgesetzt hatte, »doch der Effekt des Beschusses ist wirklich beeindruckend. Die Römer hatten nur eine Wahl – zurückzuweichen oder von den Explosionen zerfetzt zu werden. General, der morgige Tag bringt uns den Sieg!«
    »Den Sieg!«, riefen die fränkischen Heerführer in dröhnendem Chor aus und hoben abermals ihre Becher.
    Wibodus war ausgesprochen zufrieden. Er konnte sich gut vorstellen, unter welchem Druck die Römer nun stehen mussten. Nicht genug, dass ihre stolze Hauptstadt ohne Wasser war, hatten sie auch die unvermeidliche Niederlage auf dem Schlachtfeld vor Augen. Ein guter Feldherr durfte sich nie auf eine einzige Strategie verlassen, wenn sich ihm noch eine weitere Möglichkeit bot, dessen war Wibodus sich wohl bewusst. Der Einsatz der Katapulte an diesem Tag war ein Test gewesen, der ungemein erfreulich verlaufen war, hatte er doch die Römer gezwungen zurückzugehen und sie gewiss so sehr in Angst und Schrecken versetzt, dass sie nun keinen Schlaf fanden. Und morgen dann würden die Katapulte gezielt dazu verwendet werden, die Römer aus der Nähe der Brücke zu vertreiben, sodass der Weg über den Kanal frei sein würde. Der Weg über den Kanal, zum Sieg und nach Portus Romae, falls das dann überhaupt noch notwendig sein sollte. Und selbst wenn die so unbeugsamen Bewohner Roms störrisch bleiben sollten, wie lange würden sie hart bleiben können, wenn sie nicht nur auf Wasser, sondern auch auf Brot verzichten mussten?
    »Wie Ihr wisst«, sagte Wibodus mit selbstbewusstem Lächeln, »hat uns heute ein Bote die Nachricht gebracht, dass unsere Infanterie in sieben Tagen hier eintreffen wird. Nun, das Einzige, wozu wir sie dann noch benötigen, wird der triumphale Einzug in Rom sein!«
    Er ergriff den Silberbecher zu einem erneuten Trinkspruch, doch noch ehe er ein Wort herausbringen konnte, ließ ein gewaltiges, donnergleiches Krachen den Boden erbeben. Und nur den Bruchteil eines Augenblicks danach war es, als bräche ein Orkan aus den Tiefen der Unterwelt hervor. Ein reißender Sturm erfasste aus dem Nichts heraus das Zelt, zerfetzte die leinernen Wände, fegte die Becher und Kannen vom Tisch. Immer wieder dröhnten Explosionen, die Offiziere sprangen von den Stühlen auf.
    Dann stürzte das Zelt ein.
      
    Unruhig beobachteten General Vivilo und Andreas den Feuerschein über dem fränkischen Lager. Selbst aus einer halben Meile Entfernung war der Lärm der aufeinanderfolgenden Explosionen grauenvoll gewesen, und als die aufgeschreckten römischen Soldaten gesehen hatten, was geschehen war, waren sie in laute Jubelrufe ausgebrochen.
    »Ist es nicht höchst erstaunlich?«, sagte Vivilo zynisch. »Als die Franken vor den Augen meiner Soldaten verbrannten, waren sie alle stumm und entsetzt. Jetzt aber können sie vor Freude kaum an sich halten, weil sie ja nicht sehen müssen, wie die Männer zerfetzt und verstümmelt werden.«
    Andreas wusste darauf nichts zu sagen. Die Doppelbödigkeit der menschlichen Seele beschäftigte ihn nicht, ihn bewegte die Frage, was mit Franklin geschehen sein mochte.
    Himmel, wenn er nur nicht zu nahe war, als dieses Inferno losbrach! Dann … nein, ich darf gar nicht daran denken.
    Wortlos starrte Andreas auf die Ebene hinaus, versuchte krampfhaft, eine Bewegung zu erspähen. Es vergingen

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