Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
sauberen Buchstaben vermerkt hatte: De Bello Gallico, aus der Feder des großen Gaius Julius Caesar. Claudius nickte, als wollte er das Zufallsurteil sich selbst gegenüber bestätigen. Dann brachte er die Schriftrolle hinüber zu einem kleinen Stapel anderer, die er bereits ausgewählt und auf einem Tisch abgelegt hatte, um sie recht bald sorgsam für den Transport nach Neapolis zu verpacken.
Andreas konnte aufatmen. Es war ihm gelungen, Dave Larue mit einer sinnlosen und schwerfällig vorgebrachten Frage nach dem Weg zur nächsten öffentlichen Latrine lange genug abzulenken, dass es Franklin möglich war, auf der anderen Seite der Straße unbemerkt das Eckhaus zu erreichen und im Eingang zu verschwinden.
Nun ging der Römer selber hinüber zu dem Haus und überlegte, was der Zeitreisende wohl vorhaben mochte. Dem äußeren Anschein nach handelte es sich um eine Taverne, doch es musste etwas Besonderes an diesem Gebäude sein, wenn Franklin es so gezielt zum Teil seines Plans gemacht hatte. Vor der offenen Eingangstür blieb Andreas für einen kurzen Moment stehen und überflog die Wahlparolen, die auch hier auf den weißen Putz gemalt waren. Aus ihnen ging hervor, dass sich Asellina, die Inhaberin dieses thermopoliums, für L. Ceius Secundus aussprach; Aegle, Maria und Smyrina unterstützten die Empfehlung ihrer Arbeitgeberin nicht, sondern nahmen Partei für Cn. Helvius Sabinus und C. Lollius Fuscus. Nun stutzte der Ostgote. Ein Wirtshaus, in dem ausschließlich Frauen arbeiteten? In ihm stieg ein Verdacht auf, der sich schnell zur Gewissheit verdichtete.
Er schlüpfte rasch in den Eingangskorridor, wo Franklin bereits wartete und mit einer ungeduldigen Handbewegung zur Eile mahnte: »Na endlich! Los, komm! Wir haben nicht ewig Zeit.«
Andreas wollte etwas sagen, aber Franklin hatte ihn schon am Arm gepackt und zog ihn durch den Vorhang aus Holzperlenschnüren, hinter dem der Durchgang zur Gaststube lag.
Der Schankraum war angefüllt mit Tischen, aber nur in einer Ecke saßen zwei Männer und führten eine lebhafte Unterhaltung. Andreas verstand kaum etwas von dem Gespräch, das in einem ungewöhnlichen campanischen Dialekt, durchsetzt mit griechischen Brocken, geführt wurde. Doch schon am Klang konnte er erkennen, dass es sich um ein recht amüsantes Thema drehen musste.
Allerdings richtete sich die Aufmerksamkeit des Ostgoten nur für wenige Momente auf die zwei Zecher, denn gleich darauf fiel sein Blick schon auf die Frau hinter dem steinernen Tresen. Mit ihrem aufgesteckten dunklen Haar und den schwarzen Augen erschien sie ihm alles andere als hässlich, wenn sie für sein Empfinden auch unnötig stark geschminkt war. Sie war gerade dabei, etwas auf einem Wachstäfelchen zu notieren, als Andreas und Franklin den Raum betraten. Sofort legte sie Griffel und Tafel beiseite, kam hinter der Theke hervor und ging lächelnd auf die zwei vermeintlichen Kunden zu. Jetzt erst sah Andreas, dass ihr langes gelbes Kleid nicht nur aus reichlich dünnem Stoff bestand, sondern zudem noch an einer Seite hoch genug gerafft war, um den größten Teil ihres schlanken Beins zu enthüllen.
»Seid willkommen«, sagte sie einladend mit einer dunklen Stimme, die einen faszinierenden Kontrast zu ihrer zierlichen Erscheinung bildete. »Ich bin Asellina. Wenn Ihr Wein wünscht, kann ich Euch schon für vier as den besten Falerner bringen.«
Andreas entging nicht, dass sie einen kurzen Blick auf die befremdlichen Beinkleider ihrer neuen Gäste warf und sich wohl fragte, welche Barbaren da ihre Taverne betreten haben mochten.
»Danke sehr, aber wir sind wegen der anderen Dienste Eures Hauses hier«, erwiderte Franklin.
»Ah, natürlich«, meinte Asellina und lächelte. »Dann empfehle ich Euch Maria. Sie ist mein bestes Mädchen, eine wahre Schönheit aus Judaea. Zudem beherrscht sie sämtliche …«
Franklin schüttelte den Kopf. »Oh, das wird nicht nötig sein. Wir würden nur gerne eines Eurer Zimmer für eine Stunde mieten … für unser Vergnügen werden wir schon selber sorgen.«
Andreas erbleichte und wäre Franklin am liebsten empört ins Wort gefallen; nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten.
Asellina hob wissend eine ihrer dunklen Augenbrauen und sagte freundlich: »Aber gewiss doch. Für sechs as sollt Ihr ein Zimmer im Obergeschoss haben, mit einem gut gepolsterten Bett. Es stört Euch doch nicht, dass es ein Fenster zu Straße hat?«
»Ganz im Gegenteil«, antwortete Franklin und
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