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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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vorgelagerten Pavillon das Gefolge des Prinzen versammelt hatte: Professionelle Schmeichler, die hofften, von ihrem prinzlichen Herrn und künftigen Shahinshah großzügig bedacht zu werden, wenn sie ihm nur nach dem Munde redeten und ihn amüsierten. Mit ihren langen, aufwendigen Roben und den wohlfrisierten, parfümierten Bärten standen sie im Halbkreis um eine gepolsterte Liege. Und dort befand sich Ardashir selber.
    Gekleidet in die reich bestickte Prunkuniform eines Gardeoffiziers, lag er auf den Kissen und ließ sich von einer ihm zur Seite liegenden lachenden Sklavin mit langen schwarzen Haaren, offensichtlich einer Inderin, mit Früchten füttern.
    Der Anblick ließ den General in unterdrücktem Zorn erbeben, denn ein derartig würdeloses Auftreten sollte für den Thronfolger des Sassanidenreiches undenkbar sein. Zudem war es ein Skandal, dass er sich öffentlich mit einer Konkubine zeigte, deren schamlos dünnes Gewand, welches im Wesentlichen aus einem vielfach um den dunklen Körper geschlungenen langen Seidentuch bestand, keine ehrbare Perserin je zu tragen gewagt hätte.
    Meh-Adhar und Bahram stiegen von den Pferden und näherten sich langsam und mit den vorgeschriebenen sieben tiefen Verbeugungen dem Prinzen, der sie längst wahrgenommen hatte, aber ignorierte und lieber mit seiner indischen Mätresse scherzte.
    Schließlich blickte er wie zufällig auf und sagte mit herablassender Beiläufigkeit: »Ah, schau an. General Meh-Adhar. Seid mir gegrüßt.«
    »Ich grüße Euch, Prinz Ardashir, Sohn des Erhabenen. Möge Ahuramazda Euch mit seinen Segnungen erfreuen.«
    Der Prinz gab der Frau einen Wink, und sie erhob sich von der Liege, um in das Zelt zu verschwinden, wobei ihr Kleid Einblicke erlaubte, die beim Gefolge des Prinzen lüsternes Kichern hervorriefen, Meh-Adhar aber in seiner Verachtung für den Prinzen bestärkten.
    »Mein guter Meh-Adhar«, sagte der Prinz mit hinterhältiger List in der Stimme, »Ihr seid, wie ich sehe, recht ungewöhnlich gekleidet. Entspricht etwa die Uniform, die mein Vater Euch zum Geschenk gemacht hat, nicht Eurem Geschmack …?«
    Der General wusste, wie gefährlich eine solche Frage aus Ardashirs Mund war und wie leicht ihn eine unüberlegte Antwort ins Verderben stürzen konnte. Vorsichtig entgegnete er: »Mein Prinz … das Geschenk des Shahinshah, möge ihm kein Wunsch versagt bleiben, ist viel zu wertvoll, als dass ich es hier tragen könnte, wo es gewiss Schaden leiden würde.«
    Ardashir kniff ärgerlich die Augenbrauen zusammen. Dass Meh-Adhar nicht in die ihm gestellte Falle getappt war, missfiel dem Prinzen. Mürrisch wechselte er das Thema, »Wie dem auch sei, ich bin nicht hier, um über Eure Kleidung zu sprechen. Man reiche dem General die Botschaft!«
    Einer der prinzlichen Offiziere in voller Rüstung trat mit klirrenden Schritten vor und übergab Meh-Adhar eine Schriftrolle. Der General sah das Siegel mit dem Löwen, der die Sonnenscheibe auf seinem Rücken trug. Das Wappen des Shahinshah Hormuzan! Was konnte der Herrscher ihm auf diese merkwürdige Weise mitzuteilen haben? Beunruhigt zerbrach er das Siegel und entrollte den Papyrus, und als er las, erbleichte er. Wortlos reichte er das Schriftstück seinem Stellvertreter Bahram, der ungläubig die Worte las, die seinem General totenblass hatten werde lassen.
      
    Es spricht Hormuzan, Großkönig, König der Könige, der von Ahuramazda geliebt wird, den man zu Recht den Großen nennt, der seine Feinde wahrlich zerschmettert. Dieses gebiete ich dem Oberbefehlshaber meines Heeres, General Meh-Adhar, dem ich wohlgesinnt bin: Sobald Ihr den Widerstand der nichtswürdigen Römer gebrochen habt und der Weg nach Alexandria weit und offen vor Euch liegt, wird mein Sohn, Prinz Ardashir, den ich liebe, von Euch den Befehl über meine Armee übernehmen. Ihr werdet ihm zur Seite stehen und Euren Rat angedeihen lassen, wann immer er es wünscht.
    So gebiete ich, so wird es geschehen.
      
    Meh-Adhar sah Ardashir ins glatt rasierte, blasse Gesicht, in dem schmale Lippen unter einer spitzen Nase sich zu einem Lächeln blasierter Häme verzogen.
    »Mein geliebter Vater«, sagte der Prinz, dem die Reaktion des Generals sichtlich Befriedigung verschaffte, »ist der Auffassung, dass nur ein Angehöriger des Königshauses an der Spitze des Heeres in Alexandria, der zweitgrößten Stadt der Griechen, einziehen dürfe. Es ist seine Überzeugung, dass nur ich als Oberbefehlshaber angemessen bin auf diesem Feldzug, der nach

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