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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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ich sei auf dem Weg zu ihm.«
    Der Reiter deutete eine Verbeugung an, riss sein Pferd herum und preschte wieder davon. Der General sah ihm erbost hinterher. Der Prinz war bereits mit seinem Gefolge in Dura aufgetaucht, als die Armee in der Umgebung der Stadt lagerte und auf den Befehl zum Überschreiten der nahen Grenze wartete. Alle hatten erwartet, dass der gelangweilte Sohn des Shahinshah gekommen war, um ein hohes Kommando zu fordern und so Anteil am zu erwarteten Sieg zu haben. Aber Ardashir hatte nichts dergleichen getan, sondern sich ausschließlich mit ausschweifenden Festen beschäftigt. Seit Beginn des Feldzugs war er mit seinem Tross der Armee in geringem Abstand gefolgt, ohne Kontakt zu Meh-Adhar zu suchen. Warum hatte er es sich jetzt anders überlegt?
    »Mögen wir davor bewahrt bleiben, dass er nach dem heutigen Sieg vom sicheren Triumph überzeugt ist und sich jetzt entschlossen hat, auch ein Stück von dem Kuchen zu fordern.«
    »Wie meint Ihr das, Exzellenz?«
    »Ganz einfach. Er wollte erst sehen, ob der Krieg Erfolg versprechend verläuft. Und jetzt will er dafür sorgen, einen bedeutenden Anteil am zu erwartenden leichten Ruhm zu erhalten. Aber das werde ich zu verhindern wissen, Bahram! Er ist unberechenbar, wankelmütig, jähzornig, grausam und selbstsüchtig. Und wenn er wüsste, wie ich über ihn spreche, würde er mich zweifellos pfählen lassen. Einen solchen Mann, und wäre er tausendmal der Sohn des erhabenen Shahinshah, möge er ewig leben, will ich nicht unter meinen Offizieren haben. Kommt, machen wir uns auf den Weg … obgleich ich mich nicht danach verzehre, vor den Prinzen zu treten.«
    Sie gaben den Pferden die Sporen und folgten dem Weg, der zum Feldlager führte.
      
    Eine unermessliche Ansammlung von Zelten, primitiven Hütten, Lagerfeuern und eilig gezimmerten Pferdepferchen überwucherte ohne erkennbare Ordnung eine Ebene nahe der Küste. Meh-Adhar versetzte ein solcher Anblick immer wieder einen Stich, für ihn war dies ein Zeichen für die alte Krankheit der persischen Armee, den Mangel an Organisationstalent. Wie sehr bewunderte er doch die Leistungen der römischen Legionen, die nach einem Tagesmarsch von dreißig Meilen immer noch imstande waren, ein exakt vermessenes Marschlager mit Graben und Umwallung zu errichten. Selbst die Pfähle für die Palisade führten die Legionäre auf ihren Rücken mit, um nicht erst Bäume fällen zu müssen. Mit dieser unfassbaren Effizienz hatten sich die persischen Heere noch nie messen können; das mochte einer der Gründe gewesen sein, wieso Persien nie dauerhafte Erfolge gegen das Imperium hatte erringen können und letztendlich immer besiegt worden war.
    Der General und sein Begleiter ritten durch das staubige Lager, über dem durch die Ausdünstungen Hunderttausender schwitzender Männer und ihrer Ausscheidungen eine ekelerregende Glocke des Gestanks hing. Blonde Reiterkrieger aus den Provinzen des Kaukasusgebirges, in wallende weiße Burnusse gehüllte Araber mit langen Krummsäbeln, parthische Bogenschützen mit engen, bunt gemusterten Hosen, sie alle ließen von ihren Tätigkeiten ab, sobald sie des Generals gewahr wurden, und neigten die Köpfe tief.
    Als Meh-Adhar und Bahram sich der Mitte des Lagers näherten, änderte sich das Bild. Hier hatten die Unsterblichen ihre Zelte aufgeschlagen. Die sauber aufgereihten Unterkünfte der Elitetruppe bildeten ein Karree von vierhundert Schritt Seitenlänge, als sollte durch den demonstrativ zur Schau gestellten disziplinierten Ordnungssinn die bevorzugte Stellung der zehntausend Unsterblichen deutlich gemacht werden, die sie über den Rest des Heeres erhob. Endlich erreichten die beiden Reiter die Mitte des Lagers, wo im Zentrum einer weiten freien Fläche das große Zelt des Generals stand. Der Anblick, der sich ihm hier bot, war alles andere als erfreulich. Zuerst fiel ihm auf, dass die Leibgarde des Prinzen, schwer gepanzerte Lanzenreiter, zu beiden Seiten des Platzes Aufstellung genommen hatte. Mit dieser Zurschaustellung seiner Macht wollte Ardashir den General vermutlich einschüchtern, aber die Vorzeigesoldaten in ihren vergoldet schimmernden Kettenpanzern, die man aus dem angenehmen Hofdienst gerissen hatte, machten auf ihn keinen Eindruck. Er hatte indischen Schwertkämpfern gegenübergestanden, da brauchte es mehr als einige herausgeputzte, glitzernde Gardisten, um ihn das Fürchten zu lehren.
    Als er sich seinem Zelt näherte, musste er feststellen, dass sich unter dem

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