Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
ignorieren. Sie waren alle befestigt und hatten oströmische Garnisonen, und er hatte nicht die Absicht, sich mit ihrer Eroberung aufzuhalten; sein Ziel hieß Ägypten. Und das wollte er möglichst rasch erreichen, denn gewiss setzten die Oströmer nun alles daran, ihn einzuholen. Das durfte ihnen keinesfalls gelingen, bevor das Perserheer den Sinai durchquert hatte.
Bahram beobachtete vorsichtig seinen Herrn, und es schien ihm, als würde den persischen Feldherrn etwas beschäftigen, denn er runzelte beständig die Stirn und seine hellen Augen blickten sorgenvoll unter den breiten schwarzen Brauen.
Unvermittelt wandte er sich zu seinem Stellvertreter. »Bahram, was haltet Ihr von dieser Armee?«
Die Antwort kam zögerlich. »Exzellenz, es käme mir nie in den Sinn, die Weisheit des Shahinshah, sein Name sei gepriesen, in Zweifel zu ziehen …«
»Wir sind alleine. Sprecht offen, wie Ihr es in meiner Gegenwart gewohnt seid.«
»Dieses Heer, Exzellenz, ist ein monströser Albtraum, ein geradezu fürchterlicher Klotz am Bein. Eine Streitmacht halber Größe würde uns weit bessere Dienste leisten. So, wie ich es sehe, könnten wir auf diese im ganzen Reich zusammengekratzten Einheiten gut verzichten. Perser, Medier, Baktrier, Parther, Inder, die Liste ist endlos. Viele von ihnen sind unzureichend ausgebildet und bewaffnet, über die Hälfte der Männer versteht kein Persisch, und ihre Offiziere sind zu hochmütig, um sich einer anderen als unserer Sprache zu bedienen. Exzellenz, ich danke Ahuramazda, dass Eure Täuschung der Oströmer gelungen ist. Ich möchte mir nicht vorstellen, was geschehen wäre, hätten sie sich uns am Euphrat in den Weg gestellt. Diese schwerfällige Riesenarmee mit hundert Sprachen, die schon auf dem Marsch kaum zu lenken ist, dürfte auf dem Schlachtfeld fast unmöglich zu dirigieren sein. Sie mag doppelt so groß sein wie das oströmische Heer, aber sie ist weit davon entfernt, auch doppelt so stark zu sein.«
Bahram erwartete für seine Worte scharfen Tadel, aber zu seiner Überraschung pflichtete der General ihm bei. »Die gleichen Gedanken kamen mir auch. Ich hatte den Shahinshah, Ahuramazda möge ihn reich beschenken, um eine kleine Armee gebeten. Die sechzigtausend Mann, mit denen ich die Türken vernichtet habe, sind erstklassig ausgebildet und beweglich. Aber unser Herrscher ist der Auffassung, dass für diesen Feldzug nur die größte und mächtigste Armee infrage kommt. Es soll einst heißen, dass der Große Sieg, der jahrhundertealte Traum vom endgültigen Triumph über das Imperium, von dem gewaltigsten Heer errungen wurde, das je ein Shahinshah ausgesandt hatte. Also wurden zwei Jahre lang Truppen ausgehoben. Abgesehen von den Besatzungen der Grenzfestungen befindet sich nahezu jeder Soldat unseres Reiches in diesem Heer. Ich wollte, es wäre nicht so.«
Sie passierten einen Bach, an dessen Ufer arabische Kameltreiber gerade die großen ledernen Wasserschläuche frisch auffüllten und auf die Rücken ihrer Lasttiere banden.
Sie hielten inne und verneigten sich vor ihrem Oberbefehlshaber, der ihnen keine Beachtung schenkte und weitersprach. »Seht Ihr, Bahram? Vierzigtausend Kamele muss ich als Wasserträger mitführen. Und das Wasser ist eines meiner kleineren Probleme. Es ist nahezu unmöglich, diese Armee geordnet zu versorgen, alles ist ein einziges Chaos. Wenn es überhaupt etwas Erfreuliches für mich gibt, dann die Aussicht, dass sich endlich mein größter Wunsch erfüllen wird. Ich werde in Alexandria vor dem gläsernen Sarkophag Alexanders des Großen stehen und dem gewaltigsten Feldherrn, den diese Welt je gesehen hat, ins ewige Antlitz blicken dürfen … so Ahuramazda mir gewogen ist.«
In einiger Entfernung war ein einzelner Reiter aufgetaucht, der sich, umgeben von einer gelblich-braunen Wolke aufgewirbelten Staubs, auf Meh-Adhar und Bahram zubewegte.
»Seht, Exzellenz! Das wird ein Kurier sein, der eine Botschaft für Euch bringt.«
Der General hoffte, dass sich sein Stellvertreter irrte. Kuriere, die sich mit derartiger Eile fortbewegten, brachten selten gute Nachrichten. Aber zu seinem Leidwesen stellte sich bald heraus, dass Bahram recht gehabt hatte. Der staubbedeckte Bote kam mit wehendem Mantel herangeprescht und brachte sein Pferd vor dem General zum Stehen.
»Exzellenz! Prinz Ardashir ist im Lager eingetroffen und begehrt, Euch zu sprechen.«
Meh-Adhar fluchte unhörbar und antwortete gereizt: »Dann reitet zurück und richtet dem Prinzen aus,
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