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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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den Doppelaccederus blickte. Er stand mit Andreas auf dem Scheitel des Hügelkamms, und vor ihnen erstreckte sich ein Talkessel, in dem vier Straßen zusammenliefen. Wo sie aufeinandertrafen, nahm eine Baustelle ein großes Areal ein. Gerüste umgaben die schon zu beachtlicher Höhe gewachsenen Mauern zweier großer Gebäude, eines Rundbaus und einer Halle, verbunden durch einen bereits fertiggestellten langen überdachten Trakt. Um diese Hauptbauten herum gruppierten sich zahlreiche weniger große Häuser, manche kaum über die Grundmauern hinaus gediehen, andere dem Anschein nach schon vollendet. Nördlich dieses Bauplatzes standen als offensichtliches Produkt einheitlicher Planung viele Reihen strohgedeckter Langhäuser, in denen vermutlich die beim Bau beschäftigten Maurer, Steinmetze und Zimmerleute ihre Quartiere hatten.
    Im Süden nahm das von einer turmbewehrten Palisade umzogene Rechteck eines Militärlagers, über dessen von Baracken umgebenes Praetorium die fränkische Adlerstandarte bewegungslos an einem Mast hing, eine ansehnliche Fläche in Anspruch, und gut die Hälfte des Lagers bestand aus lang gezogenen Bauten, bei denen es sich nur um Pferdeställe handeln konnte. Die rechts von dieser Anlage befindliche Ebene war sicherlich ein Übungsplatz für die hier stationierten Reiter, wenn auch zu dieser frühen Stunde noch niemand dort zu sehen war.
    Links von dem Lager zogen sich weitere Reihen von Arbeiterhäusern hin und umgaben eine Anzahl großer Gebäude, deren Bestimmung nicht feststellbar war. Weiter westlich lagen mehrere gemauerte Becken von jeweils gut zehn Schritt Seitenlänge neben einem Bach, und die Hälfte von ihnen war bis zum Rand mit braunem Inhalt gefüllt. Die Frage, wohin die Fäkalien Treveras gebracht wurden, war damit geklärt, doch der Grund für diesen nicht unerheblichen Aufwand blieb vorerst immer noch verborgen.
    Oberhalb der Exkrementenbecken befanden sich Lagerplätze für Baumaterialien, auf denen sich große Mengen an Holz und Steinen türmten, und große Speicher standen dort ebenfalls. Unklar war die Bedeutung eines weiteren von einer rechteckigen Palisade umgebenen Lagers am westlichen Rand der Talsenke. Es wirkte wie eine weitere Kaserne, die Baracken dort waren von gleicher Bauart wie im Reiterlager. Doch es gab weder ein zentrales Praetorium noch wehte dort die Standarte mit dem schwarzen Adler.
    »Nein, darauf war ich wirklich nicht vorbereitet. Hier scheint einiges vorzugehen, wir werden eine Menge zu tun haben, wenn wir das innerhalb eines Tages untersuchen wollen«, sagte Franklin und steckte den Accederus in den Rucksack.
    »Erkennst du dort irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte?«, wollte Andreas wissen.
    »Ich denke schon. Auf der Baustelle entsteht eindeutig eine Kopie von Palast und Pfalzkapelle Karls des Großen. Soweit ich das von hier aus beurteilen kann, wird alles so nachgebildet, wie es in meiner Welt ausgesehen hat. Das heißt, Karl sind neben Larue selbst auch die Bücher aus der Zeitmaschine in die Hände gefallen, sonst wäre eine so genaue Reproduktion gar nicht möglich. Der König macht ernst damit, seine Ursprungsversion zu imitieren. Aber wozu die ganzen anderen Anlagen dienen sollen … wir werden es herausfinden, hoffe ich. Weiter geht’s, wir haben nicht ewig Zeit.«
      
    Aachen erwachte zu geschäftigem Leben; durch die Straßen der Stadt bewegten sich die zahlreichen Handwerker und Arbeiter, die ihr Morgenmahl beendet hatten und nun auf dem Weg zu ihren Arbeitsstätten waren. Knarrende Ochsenkarren, schwer beladen mit Ziegeln oder mächtigen Holzbalken, bewegten sich schwerfällig von den Lagerplätzen zur Pfalzbaustelle. Niemand beachtete Andreas und Franklin, als sie in der Nähe der Reiterkaserne die Stadt betraten, und auch während sie sich durch das Gewimmel mühten, erregten sie nicht das geringste Aufsehen, denn es waren nicht wenige Soldaten auf den Straßen, von denen sich die beiden äußerlich nicht unterschieden. Ihre anfängliche Sorge, ob sie sich bei einer Begegnung mit Männern der Scara durch ihr Verhalten verraten würden, erwies sich als unbegründet, denn es reichte jedes Mal aus, sich nach Art der fränkischen Soldaten zum Gruß die rechte Faust auf die Brust zu legen. Zu einem Gespräch wurden sie nie genötigt.
    Sie erreichten bald die Baustelle, die nicht abgesperrt war. Also beschlossen sie, sich auf dem Gelände genauer umzusehen, um sich einen besseren Eindruck von den Vorgängen dort verschaffen zu

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