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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Füßen auf den Boden.
    Das Geräusch hatte die Aufmerksamkeit der Wachen auf den Türmen erregt. Andreas richtete rasch das Visier vor seinen Augen und sah, wie die Soldaten auf beiden Seiten alarmiert in die Dunkelheit spähten.
    Fast gleichzeitig ertönte aus zwei Richtungen der Ruf, ob alles in Ordnung sei.
    Nach einer Sekunde lähmender Stille entschloss sich Andreas zu einem fast selbstmörderisch gefährlichen Vorgehen. So laut er konnte, rief er in seinem besten Fränkisch: »Alles klar hier, das eben war meine Schuld!«
    Franklin zuckte zusammen und biss sich auf die Faust, aber die simple Täuschung erfüllte ihren Zweck. Die Wachen auf beiden Türmen glaubten, der jeweils andere habe geantwortet, und kehrten wieder zur Routine ihres Nachtdienstes zurück.
    »Das war verflucht knapp, Mann!«, flüsterte Franklin vorwurfsvoll. »Woher hast du gewusst, dass der Bluff funktioniert?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete Andreas tonlos. Und erst jetzt fühlte er, dass sein Herz bei jedem Schlag fast den Brustkorb zu sprengen schien.
    Um das Glück nicht noch einmal herauszufordern, beeilten sie sich, schnell weiterzukommen. So leise wie möglich bewegten sie sich auf ein Wäldchen in geringer Entfernung zu. Als er sich absolut sicher war, außer Sichtweite der Posten zu sein, ging Franklin hinter einem dichten Gebüsch in die Hocke und öffnete den Rucksack. Andreas ließ sich neben ihm nieder und wartete ab, was nun geschehen würde.
    Aus dem Rucksack entnahm Franklin die Landkarte und die Handlampe, deren Lichtschein er durch einen einfachen Knopfdruck zu einem handgroßen Punkt schrumpfen ließ. Er klappte das Visier seines Nachtsichtgeräts hoch und studierte die Karte.
    »Gut, ich weiß, wo wir jetzt sind. Wenn die Topografie hier nicht wesentlich anders ist, müssen wir von hier aus immer nur geradeaus gehen. Wir bewegen uns dann ungefähr parallel zur Straße und kommen direkt nach Aachen. Das heißt natürlich, falls es da ist, wo ich hoffe. Sicher ist in dieser komischen Welt ja offenbar gar nichts. Aber ich denke, gegen Morgengrauen sind wir am Ziel.«
    »Und dann?«, fragte Andreas besorgt. »Bei Tageslicht werden wir doch sofort auffallen. Und wenn wir uns ständig verstecken müssen, können wir nichts herausfinden.«
    Genervt schüttelte Franklin den Kopf. »Man merkt, dass du nie Soldat warst. Bei der Kampfpiloten-Ausbildung … na, das wird dir nichts sagen. Jedenfalls werden wir uns der Umgebung anpassen. Sobald uns zwei fränkische Soldaten über den Weg laufen, haben wir unsere perfekte Verkleidung.«
    Falls uns zwei Soldaten über den Weg laufen, war Andreas zu korrigieren versucht. Aber es erschien ihm höchst unklug, Franklin gerade jetzt durch Kritik zu verstimmen, daher beschränkte er sich auf den Gedanken. Der Zeitreisende prägte sich noch einmal das Kartenbild ein, dann klappte er das Visier wieder vor seine Augen und verstaute Karte und Lampe im Rucksack. Der Marsch durch die Nacht ging weiter.
      
    Für Angilbert und Rorich war der Patrouillengang kurz nach Morgengrauen die unangenehmste ihrer Dienstpflichten. Lange vor ihren Kameraden mussten die beiden Soldaten die Rüstungen anlegen, deren Gewicht sich durch die Müdigkeit der frühen Stunde zu verdoppeln schien, und dann vom Lager der Scara aus einen zweistündigen Fußmarsch absolvieren, der Tag um Tag ereignislos verlief.
    Die eisernen Schuppenpanzer knarrten und klirrten leise bei jedem Schritt, während die zwei Männer dem Pfad durch das hohe Gras folgten. Angilbert ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Kein Wölkchen zeigte sich am glutroten Morgenhimmel, und aus den taufeuchten Wiesen stiegen dünne Dunstschleier. Es würde wieder ein heißer Tag werden, und das ärgerte Angilbert, denn für ihn bedeutete dieses Wetter nichts als Unannehmlichkeiten. Unter der Rüstung strömte dann der Schweiß, und in den letzten Tagen waren bereits einige Soldaten vom Hitzschlag niedergestreckt worden. Er hatte nicht den Wunsch, diese Erfahrung auch zu machen.
    Nach fast einer Stunde erreichten die Männer die überwucherten, zerfallenen Überreste eines alten Heidentempels neben einer kleinen Quelle, die unter dem verwitterten Relief eines bizarren dämonischen Wesens durch ein Bleirohr aus einem Felsen sprudelte. In südlicher Richtung stieg das Land zu bewaldeten Höhenzügen an, wo auf die Baumkronen bereits das orange Licht der Morgensonne fiel.
    »Da wär’n wir wieder«, grummelte Rorich und kratzte sich mürrisch das

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