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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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hunderttausend andere mögliche Aspirantinnen zugetroffen«, räumt er ein, »aber unsere Spielleitung war der Meinung, dass unsere Wahl dem Ganzen etwas mehr Würze verleihen würde. Und wie es scheint, lagen sie nicht falsch da…«
    Seine Worte gehen in einem markerschütternden Schrei unter, der aus Kays Kehle dringt. Erst glaube ich, dass die Spielleitung ihre Pein gesteigert haben muss, aber einen Wimpernschlag später fliegt Kay, fast ohne den Boden zu berühren, auf Wum Randy zu und rammt ihm, ohne innezuhalten, seine Handkante zwischen die Augen. Ein dumpfes Knacken wird über die Lautsprecher übertragen, dann liegt der Moderator auf dem Boden, Kay direkt über ihm, seine Hand auf dessen Kehlkopf gepresst. Mehrere Männer stürmen hinter der Bühne hervor, direkt auf die beiden zu, surrende Metallstäbe in den Händen, die sie zum Angriff vorgestreckt halten.
    »Du weißt, dass ich dich in einer Sekunde töten kann, oder?«, flüstert Kay, aber seine gedämpfte Stimme ist trotzdem im ganzen Show-Dome zu hören. Kays Gesicht ist jetzt ganz nah an Wums herausquellenden Augen, dann trifft ihn der erste Schlag und er bricht bewusstlos über Wum zusammen.
    »Nebel!«, keucht der Moderator am Boden. Wie ein Wurm versucht er sich unter Kay hervorzuwinden. Ob es ihm gelingt, sehe ich nicht, denn schon versinkt die Bühne in dichten Schwaden, aus denen nur noch seine wutentbrannte Stimme zu hören ist. »Seine Emotionen sollten herabgesenkt sein, verflucht! Das ist eine Live-Show! Was seid ihr für gottverdammte Amateure?«
    »Aber ich bin mir sicher, dass er auf das Minimum eingestellt worden ist«, kommt ein kläglicher Erklärungsversuch von weiter hinten. »Ich verstehe das nicht … Okay, wir checken das, dann bringen wir ihn wieder zu Bewusstsein. Sollen wir jemanden in der Zeit zurückschicken und ihm Handfesseln anlegen, bevor er auf die Bühne portiert wird?«
    »Ach was! Bringt den Scheißkerl aus dem Show-Dome, noch besser, aus dieser Zeit. Schickt sie los! Und stellt dieses verflixte Mikro aus!«, brüllt Wum.
    Im nächsten Moment wird mein Stuhl abgesenkt und mein Magen beschwert sich kribbelnd über die abrupte Fahrt nach unten. Irgendetwas ist da oben gewaltig schiefgelaufen und auch wenn ich nicht verstehe, was sie Kay angetan haben, kann ich nicht umhin mich über seine Reaktion zu freuen. Trotz ihrer manipulierenden Wundertechnik, die sie in unseren Händen versenkt haben, waren sie ihm ausgeliefert. Mein Scout hat die Machtverhältnisse für einen verblüffend langen Moment umgekehrt und ihnen gezeigt, dass sie uns nicht in Gänze beherrschen können. Ich lächle, als mein Stuhl zum Stillstand kommt.
    Eine wortkarge Frau, ganz in Schwarz, begleitet mich den langen Flur entlang. Das alles ist so verwirrend. Fast wie ein Traum, aus dem man erwacht und für einen Moment nicht weiß, was echt ist. Auf einmal glaube ich, einst von Kay geträumt zu haben. Ein vages Bild, fast nicht greifbar. Wie der Schatten eines Déjà-vus. Fühle ich mich deswegen so verbunden mit ihm, als wäre er ein guter Freund, als kenne ich ihn mein Leben lang?
    Ich nehme das leise Zischen der Tür kaum wahr. Anscheinend befinde ich mich erneut in dem Raum mit der Anzeigetafel. Ivanas Wundermittel sind verschwunden, genau wie der Tisch, der wieder mit der spiegelglatten Wand verschmolzen ist. Kay ist nirgends zu sehen, ich schätze, sie haben ihn in einen anderen Raum gebracht. Vielleicht sollte ich nach ihm suchen. Es ist ohnehin niemand da, der mich davon abhalten könnte.
    Viel gibt es um mich herum nicht zu entdecken. Bis auf die abgeschaltete Anzeigetafel und meinen Sessel ist der Raum leer. Boden, Wände und Decke sind aus ein und demselben fremdartigen Material: kein Stein oder Ziegel, nichts Bekanntes wie etwa Raufaser, sondern eher ein milchiges Plastik, dass matt spiegelnd das Blau meiner Jeans zurückwirft. Eine Tür gibt es nicht.
    Ratlos schreite ich den Raum ab, fahre mit der Hand über die kalten Oberflächen und ertaste da, wo Ivana den Tisch ausgeklappt hat, eine feine Linie. Ich müsste direkt davor stehen, sehe sie aber nicht.
    »Zscht«, macht es plötzlich und ich springe zurück. Ein Stück der Wand fehlt, ich sehe in einen nichtssagenden Flur, eine Tür aber sehe ich nicht. Gerade als ich mich hinauswagen will, kommt der Kerl im Ganzkörperanzug herein und die Wand schließt sich wieder.
    »Hallo?« Keine Reaktion. »Hey, Sie! Was haben Sie mit mir vor? Was, verdammt noch mal, soll ich hier?«
    Der Mann

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