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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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warten, eilt die Treppe hinunter und ruft im Lauf nach seinem Assistenten, der gleich herbeigewieselt kommt.
    Ich bin müde und immer noch durstig und so bekomme ich nur am Rande mit, wie eine Lifetime-Insurance-Gesellschaft für eine garantierte Lebenserwartung von hundertdreißig Jahren wirbt. Aber dann vernehme ich Wums Stimme direkt unter der Metalltreppe, die auf die Bühne führt.
    »Ist er bereit mitzuspielen?«, fragt Wum gereizt.
    »Er redet nicht mal mit uns.«
    Die Stimme des Assistenten ist leiser, aber noch zu hören.
    »Dann setzt den verdammten Marker ein!«
    »Das haben wir schon, Sir. Aber der Kandidat benimmt sich, als ob er nichts fühlt. Völlig unbeeindruckt. Wenn wir keine neurologischen Schäden riskieren wollen, können wir nicht höher drehen.«
    »Dann macht ihm klar, dass wir ihr wehtun werden, sollte er sich nicht kooperativer verhalten. Und beeilt euch! Ich muss gleich wieder auf die Bühne.«
    »In Ordnung. Sonst noch etwas?«
    »Ja! Mach dem Mädchen klar, dass es die Sympathien des Publikums und der Jury verspielt, wenn sie sich nicht charmanter zeigt!«, vernehme ich noch Wums Stimme, die leiser werdend in den Korridoren verschwindet.
    Charmanter? Die spinnen wohl! Was erwarten sie denn, dass ich fröhlich über meine neue Realität plaudere, mich über die Erfahrung der Zeitreise freue, Wum Komplimente über sein Achtzigerjahre-Outfit mache, die Jury lobpreise oder mich für die vierundzwanzig Strafpunkte bedanke?
    Die Antwort erhalte ich schneller, als mir lieb ist, denn Ivana sitzt, ohne dass ich sie die Stahltreppe hinaufkommen gehört hätte, plötzlich neben mir und greift nach meinen Händen.
    »Schätzchen, so geht das nicht«, sagt sie tadelnd und schüttelt ihr Goldköpfchen.
    »Ich mache das Ganze hier nicht freiwillig«, fauche ich zurück.
    »Jetzt hör mir gut zu.« Ivanas Blick wird ernst und ihre Stimme leise. »Das Publikum beginnt sich zu langweilen. Die Quoten sind noch während der letzten Challenge gefallen und wenn du nicht dafür sorgst, dass sie wieder steigen, wird die Spielleitung dafür sorgen!«
    »Sollen sie doch. Ich werde mir mein Leben zurückholen! Das ist alles. Eure Quoten interessieren mich einen Dreck!«
    Ivana sieht mich auf eine Weise an, die mir rät, sie trotz ihrem Getue und den vielen Schichten Gold ernst zu nehmen.
    »Ich erkläre es dir jetzt in einfachen Worten, Alison. Also, hör zu. - Dies ist die elfte Staffel. Sie haben Kay ausgegraben, damit überhaupt noch jemand seinen Holografen anschaltet, um die Show zu sehen. Aber Zeitreisen verbrauchen sich langsam, sie sind zur Normalität geworden, und du bist in unseren Augen längst tot. Im Grunde ist es jedem hier egal, in welche grausame Realität du schlussendlich zurückkehrst. Wichtig ist nur, dass das Publikum von dir fasziniert ist. Zeig ihnen, wer du bist, Alison! Sei ehrlich, aber kritisiere die Show nicht! Bleib bei dir - zeig ihnen, wie du leidest, wie verwirrt du bist, wie du liebst, kämpfst, zeig ihnen alles, was du bist! Ansonsten …«
    »Was passiert sonst?«, frage ich mit schwindendem Trotz.
    »Ansonsten werden sie auf ihre Weise den Challenges mehr Würze verleihen und das wird dir nicht gefallen.«
    »Aber die Jury kann doch jederzeit eingreifen, wenn …«
    Ivana lacht hell auf und erstickt damit meine Worte.
    »Die Jury? Denen bist du herzlich egal, auch wenn Wum es anders darstellt. Das sind alles abgehalfterte Promis, die ihr Geld verspielt, versoffen oder sonst wie verschwendet haben und einzig an den zehntausend Cash-Points interessiert sind, die ihrem Marker nach der Show gutgeschrieben werden.«
    »Aber - was können sie denn machen?«
    »Dich hungern lassen oder verdursten, dich in irgendeinem Gebirge aussetzen oder in einem Dschungel voller giftiger Tiere … Die Möglichkeiten sind vielfältig … So. Mehr darf ich dir nicht sagen und mehr kann ich nicht für dich tun. Du musst gleich auf die Bühne«, zischt Ivana leise und steht auf, um Wums Gesicht zu bestäuben, der sich eben mit zufriedenem Lächeln die Treppe hinaufschwingt.
    Mein Marker weist mich gleichmütig piepend auf neunzig verbleibende Sekunden hin, bevor ich die Bühne wieder zu betreten habe, und ich starre auf den letzten Werbespot, der mir ebenso surreal erscheint wie alles andere.
    Ein Junge in Jeremys Alter streift glücklich an der Hand eines Mannes, der dem Anschein nach seinen Vater darstellen soll, durch hohe Gräser, die am Rand eines glasklaren Sees stehen. Tannen spiegeln sich

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