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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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verzerrt im Wasser. Sie säumen am anderen Ufer den Fuß einer Bergkette, die steil aufsteigend an dem mit Schäfchenwolken überzogenen Himmel kratzen. Hier und da das Zwitschern von Vögeln.
    »Ich freue mich jedes Jahr auf unsere gemeinsame Zeit«, sagt der Mann und Lachfalten zeigen sich unter den dichten Augenbrauen auf dem sonst so faltenfreien Gesicht. »Jetzt bist du schon fast elf Jahre, Tim. Wie die Zeit vergeht …«
    »Und du bist wirklich hundertzweiunddreißig, Ururgroßvater?«, vergewissert sich der Junge und sieht den Mann aus großen, haselnussbraunen Augen an.
    »Ich habe eben rechtzeitig in mich investiert!« Mit der Leichtigkeit eines Rehs überspringt er mannshohes Schilfgras, hält plötzlich inne und zeigt mit dem Finger in die Ferne. »Sieh nur! Ein Adler, Tim!«
    »Wo?«, fragt der Junge und schirmt seine Augen ab.
    »Beinahe auf dem Gipfel des Berges. Und wie es scheint, hat er drei kleine Räuber zu versorgen«, erwidert der Mann schmunzelnd, wobei sein rechtes Auge in den Fokus der Szene rückt. In der Mitte von dichten, schwarzen Wimpern leuchtet die Iris im hellen Grün, die unter feinen sich drehenden Ringen etwas zu fokussieren scheint. Die Wimpern schließen sich in Zeitlupe und als sie den Blick auf das Auge wieder freigeben, spiegelt sich im Schwarz der Pupille der Adler auf einem Felsvorsprung.
    »Ich sehe nichts!«, beklagt sich der Junge, der nun enttäuscht zu dem Mann hochsieht.
    »Weil du kein Cyberimplantat von Int-Tech trägst, kleiner Tim. Damit kann ich bis zu fünfunddreißig Kilometer scharf sehen, Objekte fünfzigfach vergrößern und bei Nacht die Restlichtverstärkung oder das Infrarot nutzen«, doziert der Mann, während das holografische Bild den Adler heranzoomt, ihn bis in die Poren vergrößert, bei Nacht in grünlichem Licht taucht und ein Wärmebild von ihm projiziert. »Und das Beste daran ist, dass die Int-Tech-Implantate jetzt mitwachsend erhältlich sind. Verrate mich nicht, kleiner Tim. Aber deine Ururgroßmutter und ich schenken sie dir zum elften Geburtstag. Sie können sogar die Farbe wechseln.«
    »Oh danke! Das ist so toll!«, ruft der Junge aus und wirft sich in die Arme des Mannes, der dem Jungen die Schultern tätschelt und mit ruhiger Zuversicht antwortet: »Wir investieren nur in deine Zukunft.«
    Ein letzter Zoom in das Cyber-Auge in dessen Mitte jetzt das Logo von Int-Tech steht, dann setzt der Jingle von Top The Realities ein und mein Marker fordert mich auf die Bühne.
    Ivanas Ermahnung im Kopf beobachte ich das Publikum genauer, während ich neben Wum zu der Sitzgruppe gehe. Der Applaus verrät unübertroffene Begeisterung, aber als ich meinen Blick über die ersten Reihen der Zuschauer schweifen lasse, sehe ich im besten Fall verhaltenes Klatschen, meist jedoch in Gespräche vertiefte Menschen, die uns keines Blickes würdigen. Anscheinend kommen die steilen Pfiffe und begeisterten Rufe aus unsichtbaren Lautsprechern und als sich ein dicklicher Mann mit einer Zeitung unter dem Arm mitten durch eine Gruppe junger Mädchen in der dritten Reihe schiebt, die Transparente mit dem herzübersäten Wort Kay hochhalten, wird mir klar, dass die zig Ränge im Zuschauerraum von Holografien besetzt sind.
    Niemand interessiert sich dafür, ob ich mein Leben wiedergewinne, wird mir schlagartig klar. Niemand wird sich für mich einsetzen, es wird keine Gerechtigkeit, keine Spielregeln geben, vielleicht setzen sie die Show ab und lassen mich in irgendeiner Vergangenheit hängen!
    Der dickliche Mann in der dritten Reihe entfaltet seine Zeitung und sein Kopf verschwindet hinter dem Papier. Wum fordert mich auf, Platz zu nehmen, und die Jury schiebt sich, aus der Versenkung gehoben, zwischen mich und das gelangweilte Publikum.
    »Ich bin hier!«, höre ich mich plötzlich schreien und meine ganze Wut und Abscheu diesen gleichgültigen Menschen gegenüber, brechen durch den tauben Selbstschutz, der mich dies alles durchstehen lassen hat.
    Einige Köpfe heben sich.
    »Ich bin hier!«, schreie ich wieder. »Ich bin keine verdammte Holografie! Ich lebe und ich werde mir mein Leben zurückholen! Ich werde dafür bluten und Schmerzen ertragen, dursten, hungern und wenn es sein muss sogar töten!«
    Ich habe sie erreicht. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, der dickliche Mann hat seine Zeitung sinken lassen und Wum strahlt mich an.
    »Applaus für unsere Kandidatin, die darauf brennt, die nächste Challenge zu bestreiten!«, kommentiert er meinen Ausbruch und

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