Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
diesem Fall verspricht er HC-Tester. Was auch immer das ist. Mit seinen behandschuhten Fingern greift Hans in die Lade und kommt mit einem Gerät, das entfernt an ein Ohrenthermometer erinnert, auf mich zu. Die Tür des Glaszylinders öffnet sich zischend, Hans fordert mich mit winkender Geste zu sich und nimmt meinen Oberarm in die freie Hand.
    »Wir führen einen Seuchentest durch. Der Erreger, dem Sie ausgesetzt waren, wird als Influenza Filoviridae, kurz Infiloa, bezeichnet. Er ist hoch ansteckend und verlief im Jahr 2013 immer tödlich. Bitte machen Sie Ihren Arm gerade.«
    Ich strecke Hans meine Faust entgegen, die Venen nach oben, ganz so, wie ich es vom Arzt kenne, und versuche, mich ruhig zu halten. Es nützt nichts. Mein ganzer Körper zittert plötzlich, die Angst, mich infiziert zu haben, ist übermächtig.
    »Falls ich mich angesteckt habe, können Sie in diesem Jahrhundert etwas dagegen tun?«
    »Keine Sorge. Die Krankheit würde mit dem bereitliegenden Gegenmittel wie eine harmlose Grippe verlaufen … Kopf- und Gliederschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Fieber, nicht mehr.«
    Hans drückt das Gerät auf meine Vene. Ein kurzes Piepen, kein Schmerz, ein langes Piepen, fertig. Das Ergebnis zieht der Techniker bedächtig aus dem unteren Teil des Geräts, ein Röhrchen dunklen Bluts, welches er sogleich in den Handscanner drückt. Auf meinem Arm bleibt bloß der Abdruck eines Kreises.
    Hans geht zu einer der Anzeigetafeln. Auf ihr blinken die Worte: Analyse läuft . Angespannt starre ich über Hans' Hinterkopf hinweg auf den Schriftzug, bis das erlösende Ergebnis erscheint: Keine Kontamination !
    Ohne sichtbare Emotion streift der Techniker seine Handschuhe ab, entledigt sich seines Anzugs und sieht mich trübe an.
    »Der Eingangsscan hat eine gebrochene Rippe bei Ihnen gezeigt wie auch beginnende Dehydration. Da beides nicht lebensgefährlich ist, sehen die Statuten vor, die Zustände unbehandelt zu lassen. Man hat mir aufgetragen, Sie mit Informationen zu versorgen, die sich auf diesem portablen Holografen befinden. Sobald Sie es gesehen haben, begeben Sie sich in den Zylinder. Alles Weitere ist voreingestellt und die Prozesse werden automatisch initiiert, sobald sich die Tür des Zylinders geschlossen hat. Ich werde nicht mehr in den Seuchenschutzraum zurückkehren, da ich anderweitig gebraucht werde.«
    »Soll das heißen, Sie setzen mich mit gebrochener Rippe in einer anderen Zeit aus?«, frage ich ungläubig.
    »Ja.«
    »Und was ist mit der … muss ich nicht noch auf die Bühne?«
    »Soweit ich informiert bin, befindet sich Ihr Scout momentan dort zu einem Interview. Ihre Präsenz ist erst nach dem nächsten Sprung geplant. Wir werden Sie dann direkt auf die Bühne portieren, wenn es so weit ist.«
    »Direkt auf die Bühne?«
    »So ist es geplant. Alles Weitere erfahren Sie über den Holografen. Berühren Sie einfach die Fläche mit Ihrem Marker. Ich lasse Sie jetzt allein.«
    »Okay …«, sage ich matt. Die Kraft für Diskussionen fehlt mir.
    Mit dem Holografen in der Hand lasse ich mich auf das Metallbett sinken, gerade sitzend mit ausgestreckten Beinen, so lässt sich der Schmerz in der Rippe besser ertragen, und berühre die Oberfläche des flachen Geräts. Sofort schießt ein Bild heraus. Aus zahllosen Lichtstrahlen bildet sich die dreidimensionale Darstellung eines Flachbildfernsehers, der ein zweidimensionales Bild wiedergibt. Wie überflüssig, aber doch faszinierend.
    Das Logo von World News, Channel Six dreht sich mit der Erdkugel, in die hineingezoomt wird, bis Chicago erkennbar ist, dann das Gebäude des Senders, ein Wolkenkratzer, der wie ein metallenes Riesenzäpfchen wirkt, und zuletzt ein Zoom durch die Panoramascheibe im obersten Stockwerk, direkt in das Studio, in dem hinter einem beleuchteten Tresen Jerry Coopman sitzt, der Nachrichtensprecher. Ich kenne sein Gesicht. Jeder Amerikaner kennt es: glatt rasiert, eisblaue Augen, dunkle Brauen unter vollem, weißem Haar, immer eine andersfarbige Krawatte, jetzt ist sie hellgrün. Bisher waren Jerry Coopmans Beiträge für mich lediglich eine Geräuschkulisse, die mich immer leiser werdend in mein Zimmer begleitete, während Dad mit grummelnden Kommentaren die Nachrichten verfolgte. Jetzt aber hänge ich mit klopfendem Herzen an Jerry Coopmans Lippen.
    »Heute ist der 13. Juni 2013, Sie sind bei World News, Channel Six, und ich bin Jerry Coopman, hier sind die Schlagzeilen! Edward Snowden hat heute der Weltöffentlichkeit eine

Weitere Kostenlose Bücher