Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
entdecke ich eine Axt. Sie ist einfach gemacht, nur aus einem eingekerbten, länglichen Stein, der mit irgendwelchen Fasern an einen kurzen, aber kräftigen Ast befestigt ist. Behutsam hebe ich das Werkzeug auf, fahre mit meinem Finger über die behauene Seite des Steins. Sie ist überraschend scharf und ich empfinde Stolz für meinen Scout, der fähig ist, aus dem kargen Angebot der Wüste eine sichere Behausung zu schaffen.
Als ich die Axt wieder an ihren Platz lege, platzt mein Herz fast vor Zuneigung, die sich jetzt mit aller Kraft zurück in mein Inneres drängt, und dann spüre ich eine Hand auf meinem Rücken.
»Du bist aufgestanden …«
Ich drehe mich um, sehe Kay an, der mit nacktem Oberkörper im Schein des Feuers steht und mich besorgt betrachtet.
»Ich habe Hunger«, sage ich mit schiefem Lächeln.
Kay schließt kurz die Augen und atmet durch. »Das ist gut. Sehr gut. Wenn du Hunger spürst, geht es dir besser.« Plötzlich lacht er vergnügt. »Hunger! Das ist großartig!«
Mit zwei Sätzen ist mein Scout an seinem Schlafplatz und zieht etwas Langes, Schlankes aus der Dunkelheit, um es mir mit dem Stolz eines Jägers zu präsentieren. »Es ist eine Mojave-Schlange! Sie ist mir zum Glück kurz vor Sonnenuntergang in eine der Fallen gegangen und spätestens morgen Mittag hätte ich sie sowieso zubereiten müssen. Also komm! Wir werden so tun, als sei es das beste Stück vom Rind, der Filetstrang, gleich neben der Wirbelsäule, ja?«
Ich nicke dankbar, denn ich hätte auch eine Beutelratte verschlungen, da kommt mir die Schlange wie ein Festmahl vor. Bald sitzen Kay und ich dicht nebeneinander an dem prasselnden Lagerfeuer. Mein Scout dreht einen Stock, auf den er die Schlange gespießt hat. Sie riecht köstlich! Ich betrauere jeden Tropfen Fett, der zischend in dem Flammen verbrennt. Am liebsten würde ich das Tier roh verschlingen, so hungrig bin ich. Mit knurrendem Magen verfolge ich, wie es langsam knusprig wird.
»Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?«
»Vier Tage und drei Nächte.«
»Du meine Güte! So lange?« Erschrocken sehe ich auf den Marker, der mir genau dies bestätigt.
»Du hattest hohes Fieber, Alison. Vielleicht eine Infektion … Dabei warst du so schwach, schienst jede Stunde mehr aus dem Leben zu weichen.« Kay schluckt sichtbar. »Wenn ich nicht mit Sicherheit gewusst hätte, du überlebst, wäre ich durchgedreht!«
Ich blicke Kay von der Seite an. Er wirkt verändert. Die Härte ist aus seinem Gesicht gewichen und obwohl er mit gesenkten Lidern auf den sandigen Boden starrt, sehe ich Tränen aus seinen Augen quellen. Behutsam lege ich meine Hand auf seine, streiche sanft mit dem Finger über die Haut. Kay hebt seinen Kopf und als er mich ansieht, bebt sein Kinn.
»Ich werde das nicht durchstehen! Nicht über drei Wochen mit dir zusammen ohne andere Menschen!«
Vielleicht soll es wütend klingen, mich verletzen oder eine Mauer zwischen uns errichten, aber seine harten Worte passen nicht zu dem, was ich sehe: Kays ganzer Körper zittert unter der Verzweiflung, die seine Worte begleiten, auch in seinem Blick liegt keine Zurückweisung sondern Sehnsucht, und seine Hand umklammert meine, statt sie wegzuschieben.
Nur noch ein kleiner Teil in mir befürchtet, all das falsch verstanden zu haben. Ich ersticke ihn mit dem unumstößlichen Entschluss, Kay nicht mehr gehen zu lassen! Ihm nie wieder zu gestatten, mich abzuweisen oder sich plötzlich zurückzuziehen. Egal was uns in den nächsten Wochen erwartet: Ich werde Kay festhalten, um ihn kämpfen und sein Geheimnis ergründen!
»Wieso kannst du meine Gegenwart nicht ertragen?« Ich sehe ihm fest in die Augen. Als er sein Gesicht abwenden will, halte ich sein Kinn fest. »Wieso kannst du meine Gegenwart nicht ertragen, Kay?« Diesmal höre ich meiner Stimme die Ungeduld an, die mein Drängen begleitet.
»Verdammt, Alison! Tu das nicht!«
»Wieso kannst du meine Gegenwart nicht ertragen?«
»Weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dich zu verlieren! In Ordnung? Das ist die Antwort!«
»Aber …«
»Ich werde meine Gefühle nicht zulassen, nicht noch einmal.«
»Noch einmal?«
Kay starrt düster in die Flammen. »Lass es dabei bewenden. Ich kann und werde dir nicht mehr sagen.«
»Und ich kann und werde keine Ruhe geben, das muss dir klar sein. Du hast einer Nervensäge das Leben gerettet.«
Mit einem Anflug eines Lächelns schüttelt Kay den Kopf. »Dass du auch nie tun kannst, was man dir sagt.«
»Ich
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