Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
stürze ich es begierig herunter, aber es stillt meinen Durst nicht.
In den kurzen Wachperioden sehe ich in das herabbrennende Feuer, hinter der die Wüstenlandschaft flimmert. Kay entdecke ich nicht. Nur sein Hemd beweist, dass es ihn überhaupt gegeben hat.
Wieder träume ich. Diesmal von einem Schwamm, an dem ich sauge. Er gibt nicht viel her und das Wasser schmeckt eigenartig, irgendwie süß, aber diesmal stillt es einen kleinen Teil meiner Begierde. Herrlich!
Die kühler werdende Luft weckt mich, ich höre ein entferntes Heulen wie von einem Wolf, weiß aber nicht, ob es real ist. Vielleicht bin ich doch nicht wach. Bestimmt bin ich es nicht … denn da sind wieder diese Schwämme, vollgesaugt mit süßlichem Wasser, die ich begierig auslutsche, einen nach dem anderen. Nie hatte ich einen schöneren Traum. Wenn ich bald sterbe, möchte ich an nichts anderes denken. Nur an das süße Wasser aus den Schwämmen …
Doch noch sterbe ich nicht.
Ich schlafe, sauge süßes Wasser, schlafe wieder.
Als ich das nächste Mal die Augen öffne, fühle ich mich stark genug, den Kopf zu heben. Neben mir prasselt das Feuer. Höher als zuvor. Es müsste längst niedergebrannt sein! Schritte … ein Fremder. Hilfe suchend strecke ich den Arm aus, murmle etwas von Wasser. Diesmal bleiben meine Lider geöffnet und ich sehe, wer auf mich zukommt: Es ist Kay.
Er setzt sich neben die Flammen, die er durch einige kürbisgroße Steine geschützt hat, und legt etwas Rundes auf einen von ihnen. Es sieht aus wie ein aufgeblähter Igel. Mit einem anderen Stein schlägt er auf das Tier ein, das es klaglos hinnimmt. Wieder döse ich weg, aber ich spüre Kay neben mir. Er streicht über meine Lippen. Ich öffne sie, wie auch meine Augen, vor denen etwas Fleischiges verschwimmt.
»Was ist das?«, krächze ich.
Kay lächelt, legt den Finger auf seinen Mund. »Pscht. Nicht reden. Trink. Ich habe noch mehr gefunden. Es ist genug da. Das sind Fasskakteen, sie speichern das Wasser … so ist gut«, flüstert er, als ich begierig die Flüssigkeit heraussauge.
Das sind also die Schwämme, kein Traum, sondern Kakteenfleisch, welches er mir gebracht hat. Er hat mich nicht sterben lassen, er hat dafür gesorgt, dass ich überlebe …
Als ich diesmal in den Schlaf gleite, bin ich mir sicher, dem Leben wieder ein Stückchen näher zu kommen.
Irgendwann in der Nacht spüre ich meinen Scout bei mir. Ganz nah, sein Atem streift meinen nackten Arm. Er deckt mich zu, legt die Hand auf meine Stirn, streicht mir die vom Fieber verschwitzten und verklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich fühle mich sicher, bloß viel zu erschöpft, um ihn anzusehen oder gar zu reden, versinke wieder in wohlige Dunkelheit und so gleiten die Stunden, Tage und Nächte dahin: knisterndes Feuer, das Wärme spendet, süßes Wasser aus dem Fleisch der Kakteen, wieder Dunkelheit, wieder eine prüfende Hand auf meiner Stirn, manchmal leise gesprochene Worte. Ich verstehe sie nicht, aber sie beruhigen mich. Alles wird gut.
Als ich das erste Mal mit klaren Gedanken aufwache, habe ich Hunger. Beißenden, wütenden, unverdrängbaren Hunger. Ich kann mich aufsetzen, atme die kalte Nachtluft ein und suche in dem roten Schein des Feuers nach Kay.
Er schläft, halb im Sitzen mit dem Rücken gegen einen Stein gelehnt, in der Hand einen gespitzten Ast, wahrscheinlich eine Waffe. Wie müde er sein muss. Ich habe Kay nie schlafen gesehen, ihn nur zwischen meinen fiebrigen Träumen gespürt, im Nebel des Halbbewussten wahrgenommen, wie er geht, irgendwann zurückkehrt, mich versorgt und wieder verschwindet, um noch mehr überlebenswichtiges Wasser zu beschaffen. Wahrscheinlich ist auch er am Ende seiner Kräfte. Langsam und so leise wie möglich komme ich auf die Beine und streife mit vor Staunen geöffnetem Mund durch das Camp, das Kay errichtet hat. Wie lange muss ich geschlafen haben?
Um das Feuer liegen nun noch mehr Steine, ordentlich im Kreis angeordnet, hoch aufgetürmt und nur an einer Stelle offen, um die Wärme zu meinem Schlafplatz zu leiten. In einem größeren Kreis um uns herum stecken Dutzende Stöcker, dicht gedrängt und in den harten Boden gerammt. Ausnahmslos sind sie am Ende zugespitzt und verrußt, wahrscheinlich in der Glut des Feuers gehärtet. All das wirkt wie eine Festung, die für jedes hungrige Tier, das größer als eine Ratte ist, unüberwindbar wäre. Unglaublich!
Auf Zehenspitzen schreite ich den inneren Kreis der Festung ab. Hinter dem Feuer
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