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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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war immer bewusst, welche Wirkung ich auf Menschen habe«, gesteht Kay, »und fand es nur recht, wenn die, die sich mit mir umgaben, auch für meine Vergnügungen bezahlten. Eines Tages nahm mich ein solcher Freund mit aufs Land. Inzwischen war der Frühling angebrochen und irgendjemand aus seiner Familie feierte irgendeine Hochzeit. Dort sah ich sie zum ersten Mal: Nussbraune Haare, ein fein geschnittenes Gesicht und viele kleine Teufelchen in ihren grünen Augen. Das Mädchen war anders als alle anderen, die ich bis dahin kennengelernt hatte, selbstbewusst, zynisch und sie machte es mir mehr als schwer. Ich umwarb sie, sie wies mich zurück. Ich bekniete sie, sie wies mich zurück. Ich legte ihr mein Herz zu Füßen, sie wies mich zurück, und trotzdem wich ich nicht von ihrer Seite … Vor allen Dingen arbeitete ich das erste Mal in meinem Leben, machte mich auf der …« Kay stockt kurz. »… in dem Betrieb ihres Vaters nützlich. Der sah in mir bald den perfekten Schwiegersohn und, was soll ich sagen, das überzeugte wohl auch seine Tochter.« Kay lacht verschmitzt, ist im nächsten Augenblick aber wieder so ernst wie zuvor. »Wie auch immer … Als der Sommer anbrach, war sie schwanger. Wir heirateten, wohnten zunächst im Haus ihres Vaters, gemeinsam mit ihren Geschwistern … Eines Abends tranken ihr alter Herr und ich zusammen. Ich glaube, es waren zwei Flaschen Whiskey! Bevor wir zu Bett gingen, bot er an, seiner Tochter und mir ein Haus in der Stadt zu kaufen. Verdammt! Mein Glück schien perfekt. Schon am nächsten Morgen fuhr ich in Richtung Stadt, um mich nach passenden Häusern umzusehen. Auf der Fahrt wurde mir plötzlich übel, ich musste mich übergeben und gab dem Whiskey die Schuld, aber dann fiel ich in Ohnmacht und erwachte …«
    »Im Jahr 2417«, flüstere ich.
    »Fast, ja. Im Jahr 2415.«
    »Was passierte dann?«
    »Tja, was passierte dann … Man stellte mir meinen Scout zur Seite, sagte, es würde ein Kinderspiel werden.«
    »Ein Kinderspiel?«
    »Ja, so waren Wum Randys Worte, ein Kinderspiel. Er versprach mir den Himmel, aber ich ging durch die Hölle. Mein Scout und ich wurden in die Vergangenheit geschickt, am Anfang war es wirklich ein Kinderspiel, aber dann … Meine Frau habe ich in unzähligen Realitäten gesehen. In keiner davon hat sie überlebt. Ich habe mich lange mit der Frage gequält, ob sie unser Kind geboren hätte, wenn diese Show nicht gewesen wäre. Als man mich aus unserer gemeinsamen Realität riss, war sie erst im dritten Monat.«
    Kay schweigt eine Weile. Ich lasse ihn, auch wenn ich mir fast die Zunge abbeißen muss, um nicht alle Fragen herauszuschmettern, die in meinem Kopf toben.
    »Aber was ich auch tat«, fährt Kay kopfschüttelnd fort, »sie hörten nicht auf, mich zu quälen, ließen mich einfach nicht zurück. Brachen ihre Versprechen, zerstörten alles, was ich mir aufgebaut hatte ... Tja, irgendwann schien mir all das, was ich kannte, so weit entfernt, so unerreichbar, dass es anfing zu verblassen. Ich arrangierte mich mit meiner Situation, wahrscheinlich ein Überlebensinstinkt. Ich arrangierte mich mit meinem Scout, lernte ihn immer mehr zu schätzen.
    Ein störrisches Mädchen, meiner Frau nicht unähnlich. Nach und nach nahm sie den leeren Platz in meinem Herzen ein und mit der Zeit liebte ich sie mehr … Ich liebte sie mehr als die Frau, die mir genommen wurde. Der Wunsch, meine Realität wiederherzustellen, wich dem Wunsch, nur noch mit meinem Scout zusammen zu sein! Ich lernte viel von ihr: Überlebenstechniken, Fallen stellen, Feuer entzünden, sich lautlos durch die Vergangenheit bewegen … Dafür bewunderte ich sie. Außerdem war sie hinreißend, wunderhübsch, temperamentvoll und …«
    »Ich hab's verstanden«, zische ich, bis ins Mark eifersüchtig.
    Kays Blick ist trüb, als er seinen Gedanken nachhängt, aber seine Augen sind voller Wärme und Liebe, ein Ausdruck, den er mir wohl nie entgegenbringen wird! Und mit einem Mal bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich noch mehr über seine Vergangenheit und diesen Scout erfahren will, diesem - wie sagte er? Diesem hinreißenden, wunderhübschen, temperamentvollen Mädchen, das ich nicht bin, nie sein werde.
    Kay atmet tief durch. »Und auch, wenn ich noch oft an meine schwangere Ehefrau zurückdachte, war es, als hätte das Schicksal mich nur deswegen für diese absurde Show auserwählt, damit ich für meine wahre Liebe reife. Eine unerschütterliche Liebe, an der du nie zweifelst, die

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