Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
kopfüber hineinlegt und vorsichtig pustend das Feuer neu entfacht. Schnell züngeln die Flammen empor, verbrennen das Gras und finden nur noch in den abgeknickten Zweigen Nahrung.
Kay erhebt sich und bricht den Speer über seinem angewinkelten Knie in vier Teile, die er über dem Feuer fächert.
»Ich besorge mehr Holz. Du musst das Feuer bis dahin mit dem Gras am Leben halten. Lass es nicht ausgehen und ersticke es nicht.«
»In Ordnung.«
Mir ist klar, dass es nicht einfach ist, Feuer ohne Streichhölzer oder dergleichen neu zu entflammen. Also reiße ich die steifen Halme des Grases gleich büschelweise heraus.
Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst und als Kay nach einer gefühlten halben Stunde mit einem Arm voller Äste zurückkommt, habe ich sogar zwei Büsche zu Kleinholz verarbeitet und ein heiß loderndes Lagerfeuer geschaffen.
Eine Weile sitze ich an Kay gelehnt. Wir sehen auf den Fluss, der das Wasser von dem Berg wegträgt, und lassen uns von der Hitze des Feuers durchwärmen. Mein Scout hat seine Arme um mich geschlungen. Ich fühle mich sicher, eingesponnen, wie in einem Kokon. Als Kays Lippen über meinen Hals wandern, lege ich meinen Kopf in den Nacken, bis sich endlich, endlich unsere Münder berühren.
Der Kuss ist forschend, vorsichtig und nicht so drängend, so leidenschaftlich wie in der Garderobe des Kinos … Seine Lippen streifen meine hauchzart, knabbern vorsichtig an meinem Fleisch, ziehen sich wieder zurück, sobald ich mich an ihn dränge. Er spielt mit mir und das bringt mich endgültig um den Verstand. Ich zapple wie ein Fisch im Trockenen in seiner festen Umarmung, schnappe ebenso nach seinen Lippen, wie der Fisch es nach Wasser tut, überwältigt von dem Bedürfnis meinen ganzen Körper an seinen zu pressen. Seine Hände auf mir zu spüren, endlich und mit unabdingbarer Leidenschaft mit ihm zu verschmelzen.
Aber Kay beendet meine Träume mit einem fast väterlichen Kuss auf die Nasenspitze.
»Noch nicht«, sagt er mit belegter Stimme.
»Was meinst du?«, keuche ich schnell atmend.
»Es ist noch nicht an der Zeit …«
Wieder Zurückweisung. »Aber in der Garderobe war der richtige Zeitpunkt?« Meine Leidenschaft weicht langsam aber sicher Verärgerung.
»Nein, war es nicht. Da habe ich mich vergessen, denn … Du sahst so hinreißend aus in diesem Kleid und … Mein Verhalten war unverzeihlich! Du musst mich für den größten Idioten der Welt gehalten haben, als ich dich danach fast nicht beachtet habe.«
»Für einen noch größeren! Deswegen könntest du langsam damit aufhören und mich …« Ich suche nach den richtigen Worten. Mich lieben … Mich wieder auf diese Weise küssen … Mich mit deinen Berührungen um den Verstand bringen … »Du könntest damit aufhören und weniger zurückhaltend sein.«
»Wenn ich mich nicht zurückhalte, wenn ich mich meinen Gefühlen hingebe, dann … Glaub mir, Alison. Ich begehre dich so sehr, dass ich mich vergessen werde, und dann wärst du …«
»Wäre ich was, Kay?« Forschend suche ich in seinem Gesicht nach der Wahrheit.
»Wie soll ich das erklären? Na ja, siehst du … in zwei Jahren wirst du noch Jungfrau sein und so muss es bleiben, denn sonst ist es unmöglich, dass die gleiche Alison bei mir sein wird, die jetzt hier ist.«
»Und woher willst du wissen, dass ich bis dahin mit keinem anderen … Oh!«, entweicht es mir unwillkürlich, als ich verstehe, und schnell wende ich mein Gesicht ab. Besser, Kay sieht nicht, wie ich bis in die Haarspitzen erröte … »Dann wirst du der Erste sein, der …«
»Ja.«
Als ich mich wieder umblicke, lächelt Kay versonnen.
»Lass das!«, schimpfe ich mit gespieltem Vorwurf.
»Was?«
»Du siehst mich an, als ob ich ein gegrilltes Spanferkel oder so was wäre.«
Kay feixt. »Ich musste nur an deinen kleinen Leberfleck über dem Bauchnabel denken …«
»Das ist ungerecht! Ich weiß fast nichts von dir! Ich kann keine Erinnerung an das haben, was für mich erst geschehen wird!«
Plötzlich wird Kay ernst. »Denk daran, wenn sich die Verhältnisse in zwei Jahren umdrehen. Dann werde ich dich nicht kennen und du wirst mir helfen loszulassen, dir zu vertrauen und zu überleben.«
»Zwei Jahre!« Ich ächze bei dem Gedanken, noch so lange warten zu sollen …
»Wir müssen uns gedulden.«
»Ich hasse es, mich gedulden zu müssen.«
»Ich weiß. Ich kenne dich so viel besser, als du glaubst«, flüstert Kay und entlässt mich aus seiner Umarmung, um zum
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