Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
du nie, nie vergessen kannst! Unsere Zeit war viel zu kurz, aber sie war die schönste und gleichsam schlimmste meines Lebens.«
Du meine Güte! Schon gut! Kay ist ja gar nicht mehr zu bremsen …
»Und hatte dieses wunderbare Wesen auch einen Namen?« Inzwischen bin ich unfassbar wütend über Kays verklärte Geschichte.
»Sie hieß Alison«, antwortet mein Scout und sieht mir fest in die Augen.
Mir entweicht ein erstaunter Laut. »Alison, so wie ich?«
»Nein, Alison, nicht wie du …«
»Was … wie … ich meine … Kay, tu das nicht. Spiel nicht mit mir.«
»Alison, wunderbare, kleine Alison«, flüstert Kay und berührt meinen Nacken, um mich zu sich heranzuziehen. »Du warst mein Scout, oder besser, du wirst es sein. In zwei Jahren, linear gesehen.«
10. KAPITEL
IMMER NOCH IRGENDWANN
In einer Wüste, Richtung Nordwesten
Ich brauche den Rest der Nacht, um zu verstehen, was Kay mir zu erklären versucht hat. Als die aufgehende Sonne schließlich den Tag ankündigt, liege ich mit dem Kopf auf seinem Schoß und starre in die eintönige Wüste, während Kay sanft mit den Fingern durch meine Haare fährt, und versuche, seine Beichte zu verkraften.
Mein Scout liebt mich! Es waren keine zarten Bande, die ich ab und an zu spüren gemeint habe, er fühlt weit über eine kopflose Verliebtheit hinaus, die mich immer wieder seine Nähe hat suchen lassen. Nein. Kay liebt mich mit unumstößlicher Gewissheit!
Diese Tatsache zerschmettert in ihrer Wucht alle anderen verwirrenden Informationen! Es lässt sie unwichtig erscheinen, so unglaublich sie auch sind … In zwei Jahren, im Alter von neunzehn also, werde ich wieder von ihnen geholt werden. Diesmal, um mit meinen Erfahrungen einem anderen Kandidaten als dessen Scout zur Seite zu stehen: Kay!
Nur dass Kay erst neunzehn sein wird, nicht einundzwanzig, und sich an nichts von dem, was wir zusammen erlebt haben, erinnern werden wird, weil es für ihn noch nicht geschehen ist. Er wird nicht der Kay sein, den ich jetzt kenne, sondern ein leichtsinniger Egoist, der die Sprünge in die Vergangenheit als ein beherrschbares Abenteuer betrachtet, mich als ein lästiges Anhängsel, bis … ja, bis etwas geschieht, über das er mir zum jetzigen Zeitpunkt nichts erzählen darf.
»Das, was geschehen wird, ist schon geschehen«, hat Kay versucht zu erklären. »Wenn ich dir aber mehr verrate als ohnehin schon, könnten sich die Realitäten wieder verschieben. Es ist nicht gesagt, dass all das genau der Alison widerfahren wird, die jetzt bei mir sitzt, die ich so sehr liebe …«
Für einen kurzen Moment hatte ich begriffen, was er meinte, bis sich die Pforte zur Erkenntnis wieder geschlossen hat, meine Gedanken wieder in meinem beschränkten Verstand gefangen waren. Ganz so, wie man manchmal glaubt, die Unendlichkeit verstehen zu können, sobald man sie jedoch zu fassen versucht, ist der magische Moment erloschen. Was soll's. Es genügt mir zu wissen, dass ich Kay wiedersehen werde und dies nicht das Ende unserer Reise ist.
Inzwischen steht die Sonne hoch genug, um uns zu wärmen. Kurze Schatten erscheinen auf der eintönigen Landschaft vor uns, von Dornenbüschen in zackige Spitzen geworfen. Den Himmel sehe ich den ersten Tag seit unserer Ankunft wolkenlos. Hoch oben entdecke ich einen Schwarm Vögel, der unbeeindruckt unseres Schicksals über den Berggipfel gleitet. Ich blicke ihm nach, bis der Schwarm zu einem Punkt geschrumpft ist, dann schließe ich die Augen, genieße Kays Finger, die zärtlich über meine von der Sonne gewärmte Haut gleiten.
»Ab welchem Zeitpunkt hast du begriffen, dass du mein Scout sein wirst?«, frage ich, die Bilder unserer ersten Begegnung auf der Showbühne vor Augen.
Kurz hält Kay inne. »Sofort natürlich! Alison, ich habe zwei Jahre nur an dich denken können. Ich war mir sicher, dich nie wiederzusehen. Dabei hatte ich immer das Wissen im Hinterkopf, dass es dich gibt, dass du existierst, ein Quäntchen verschoben, in einer anderen Realität, in einer anderen Zeit, unerreichbar … Irgendwann wollte ich nur noch vergessen. Der Schmerz hätte mich sonst den Verstand verlieren lassen.«
»Aber du sahst nicht besonders begeistert aus, als du mich wiedergesehen hast. Ich meine, du hast eher gewirkt, als hätte man dir über den Marker Schmerzen zugefügt, und dann hast du dich auf Wum Randy gestürzt, als wolltest du ihn umbringen!«
»Ich war versucht«, gibt Kay lächelnd zu. »Aber das hätte nichts geändert. Vielleicht
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