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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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dich, zu lernen, wie man eine Schlange aufspürt, anfasst und unschädlich macht. Ich zeige es dir bei der nächsten Gelegenheit, aber jetzt, mein Schatz, machst du erst mal das Abendbrot, wie es sich für ein gutes Weib gehört.«
    »Nur wenn du die Fische ausnimmst, wie es sich für einen Mann gehört«, entgegne ich mit einem Lachen und vergesse die Schlangen fürs Erste.
    Als wir wenige Minuten später das Kanu zu unserem Lager geschleppt haben, entweicht mir ein erstaunter Laut.
    »Jemand war hier! Die Fische! Jemand hat unsere Fische geklaut!«, rufe ich entsetzt, denn statt der Forellen finden wir ein erloschenes Feuer und zertrampelte Erde. Den Ast, an dem die Forellen hingen, entdecke ich in kleine Teile zerpflückt einige Meter weiter am Flussufer wieder.
    Kay lässt das Kanu aus den Händen gleiten und bedeutet mir mit ausgestreckter Hand, stillzustehen. Langsam dreht er sich im Kreis, die Augen gegen die sinkende Abendsonne abgeschirmt, dann folgt er den Spuren der Verwüstung zum Fluss herunter.
    »Wir hatten Bärenbesuch!«, ruft mein Scout zu mir rüber. »Komm her, Alison! Sieh dir das an!«
    Am Ufer ist die Erde feuchter und tatsächlich sind die runden Tatzenabdrücke leicht erkennbar. Handtellergroß lassen sie mich erahnen, wie mächtig der Bär gewesen sein muss, der unser Abendbrot verschlungen hat.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagt Kay bestimmt. »Es ist wahrscheinlich, dass der Bär zurückkommt, um noch mehr Fische auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Wenn sie hungrig aus dem Winterschlaf erwachen, machen sie auch vor Menschen keinen Halt.«
    Ich fluche leise und wünsche dem Tier, was mich nicht nur um das Abendessen sondern auch noch um kuschelige Stunden mit Kay gebracht hat, im Geiste eine Klapperschlange auf seinen Pelz.
    Mit knurrenden Magen gehen wir also flussaufwärts, immer am Ufer entlang. Umso näher wir der Bergkette kommen, desto grüner wird die Landschaft. Und kurz vor Einbrechen der Nacht erreichen wir die ersten Tannen, die versprengt zwischen schroffen Steinen stehen.
    Wir sind beide erschöpft und so hungrig, dass wir kaum miteinander reden. In den letzten Sonnenstrahlen pflücke ich mit knirschenden Zähnen mehrere Hände voll Flussschnecken von glitschigen Steinen, die im Wasser liegen, und als ich zurückkomme, zeigt Kay mir einen gespitzten Stab, um den er eine Art Bogen gespannt hat, bestehend aus Pflanzenfasern und einem biegsamen Birkenzweig. Ein Feuerbohrer, erklärt er stolz und zeigt mir, wie er mit schnellen Bewegungen den Stab zum Rotieren bringt.
    Auf Kays Geheiß schäle ich einige der Birkenäste, deren Rinde sich hervorragend als Zunder eignet, wie sich schnell herausstellt. Schon bald verschwindet die Sonne endgültig hinter der Bergkette. Zum Glück haben wir da bereits ein prachtvolles Lagerfeuer entfacht, das zwischen den aufgetürmten Steinen prasselt. Mit dem Stöckchen vom OP-Tisch pule ich winzige feste Fleischstücke aus den Schneckengehäusen, die wir über den Flammen rösten. Sie haben eine widerliche, gummiartige Konsistenz, schmecken fad und sättigen nicht im Geringsten.
    Mein Magen knurrt wütend über die klägliche Mahlzeit, trotzdem schlafe ich irgendwann an einen Stein gelehnt ein.
    In der Nacht öffne ich kurz die Augen, da Kay mich hochhebt und in das Kanu bettet. Irgendetwas legt er über mich, einen harten Stoff, der jedoch genug Wärme spendet, so dass ich den Rest der Nacht durchschlafe. Erst am nächsten Morgen erkenne ich ein mit groben Stichen zusammengeflicktes Lederstück in meiner Decke, wahrscheinlich das helle Ding aus dem Bauch des Kanus.
    Mit steifen Gliedern schäle ich mich aus meiner Schlafstätte und stakse zu Kay, der am Feuer sitzt und ein vierbeiniges Tier an einen Stock gespießt über den Flammen röstet.
    »Oh mein Gott! Essen!«, rufe ich aus.
    »Wildkaninchen zum Frühstück! Zwei Stück sind in die Fallen gegangen, und ich schwöre dir, du wirst nie etwas Leckereres gegessen haben! Reich mir mal bitte das Grünzeug dort!«
    »Was ist das?« Ich reiche Kay die violett und weiß blühenden Pflanzen, die auf der Spitze des Kanus zum Trocknen liegen, und setze mich dicht neben ihn.
    »Dies hier ist Bärlauch und dies wilder Thymian«, erklärt mein Scout und zupft die Blätter der Pflanzen in kleine Stücke, um sie in eine Metallschale rieseln zu lassen, die in der flammenlosen Glut liegt. Sofort steigt mir der intensive Geruch von Knoblauch in die Nase und ich beuge mich neugierig vor, um in die

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