Die Zeitwanderer
gegenwärtigen Zeitalter sein - oder vielleicht Jahre oder Jahrhunderte vorher. Kurzum, wir können einfach nicht wissen, welche Kleidung die Leute tragen werden, denen wir begegnen - wo auch immer das sein wird, wohin wir gehen. Wir müssen versuchen, uns nicht zu sehr von ihnen ... äh ... zu unterscheiden.«
»Solch ein Mangel an Konformität könnte eine unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns nach sich ziehen«, schlussfolgerte sie. »Ich verstehe. Meiner Treu, Euer Rat ist weise. Ich werde etwas finden, das besser für unsere Zwecke geeignet ist.« Sie drehte sich erneut um und sagte dann, während sie bereits ging: »Des Weiteren werden wir, wie ich annehme, noch Geld und Waffen benötigen.«
»Wenn Ihr das besorgen könnt ...«, begann Kit, doch sie war bereits aus dem Zimmer verschwunden. Er blieb stehen und starrte zum leeren Türeingang. Mein Rat ist weise, dachte er glücklich. Seine Bedenken flatterten fort wie trockene Blätter, hinweggeweht durch die sanfte Brise des Wohlwollens von Lady Fayth - wenn auch nur für den Augenblick.
Auf Kits Vorschlag hin wurde Giles in ihre Pläne eingeweiht, und er stimmte allem bereitwillig zu. Sie fuhren los, sobald die Ausrüstung und der Proviant in die Kutsche geladen worden waren - Lebensmittel und Getränke für drei Tage, mehrere Sätze Kleidung zum Wechseln, eine Börse voller Gold-Sovereigns, zwei ein wenig verrostete Buschmesser und eine noch taugliche Steinschlosspistole. Schon bald klapperten sie durch die nördlichen Vororte und dann hinein in den Gürtel aus bäuerlichen Siedlungen, der die Stadt umringte.
Während der Stunden, in denen die Lichtverhältnisse dies erlaubten, widmete sich Kit dem Studium des grünen Buchs. Das Buch selber war so schön, wie ein Musterexemplar der Buchbinderkunst nur sein konnte: feste Seiten aus feinstem Papier mit Goldrand, ein schwarzes Seidenbändchen als Lesezeichen, und das Ganze elegant gebunden in glänzendem jadegrünem Ziegenleder. Alles war auf eine so hervorragende Weise verarbeitet, dass das Buch nach dem Öffnen flach liegen blieb und sich mit einem leichten, befriedigenden Schnappgeräusch schließen ließ.
Nachdem die beiden die Kunstfertigkeit, mit der das Werk hergestellt worden war, weidlich bewundert hatten, nahmen sie das Studium seines Inhalts in Angriff. Kit hatte immer noch seine Probleme mit der minutiösen Handschrift von Sir Henry, doch Lady Fayth, deren Augen mehr an die Schreibweise ihrer Zeit gewöhnt waren, schien nur geringe Schwierigkeiten zu haben. Unter ihrer Anleitung begann Kit die Schrift allmählich ein wenig zu beherrschen.
Vieles von dem, was er auf diese Weise herausbekam, ging so weit über seinen Horizont, dass es - mit Blick auf den Eindruck, den es hinterließ - genauso gut Japanisch hätte sein können. Die Sprache war obskur, wenn nicht gar archaisch; und die erörterten Konzepte setzten ein Wissen oder zumindest einen Wortschatz voraus, worüber Kit nicht verfügte. Dennoch war er dank seines Durchhaltevermögens und Lady Fayths geduldiger Hilfe in der Lage, Sir Henrys theoretisierenden Ausführungen über die Natur von Ley-Reisen, deren Zweck, deren Abläufen sowie deren Verwendungsmöglichkeiten einige wenige nützliche Informationsbrocken zu entlocken. Die Meisterkarte wurde oft erwähnt, und Sir Henry hatte eine ausführliche Abhandlung über ihre seltsamen Markierungen verfasst, von denen ein oder zwei Beispiele vorgestellt wurden, zusammen mit ein paar Vorschlägen über die Bedeutung der Symbole. Außerdem gab es sorgfältig gezeichnete Diagramme von Ley-Linien sowie detaillierte Anweisungen darüber, wo sie zu finden waren, einschließlich Kartenskizzen.
Durch das Studium von Sir Henrys kleinem grünem Buch lernte Kit, dass es einen sehr großen Unterschied machte, wo man auf einem Ley in eine andere Welt übersetzte. Er teilte diese Erkenntnis Lady Fayth mit, die gestand, vollkommen verwirrt zu sein.
»Ich glaube, das bedeutet, dass man nicht nur die Wahlmöglichkeit hat, wohin man springt, sondern auch in welche Zeit«, erläuterte er. »Er scheint nahezulegen, dass es wie bei einer Straße ist - so wie die, auf der wir jetzt reisen: eine mit Schildern und Meilenmarkierungen entlang des Weges, versteht Ihr?« Er zeigte aus dem Kutschenfenster heraus auf einen bleichen, weißen Meilenstein, an dem sie gerade vorbeifuhren. »Also, wenn das hier eine Ley-Linie wäre, dann würde jede dieser Meilenmarkierungen mit einer unterschiedlichen Zeit in derjenigen
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