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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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von ihrer lieblichen, trällernden Stimme und achtete nicht mehr länger auf das, was er machte. Er stand wie gebannt da und hielt ein Buch ungeöffnet in seiner Hand.
    »Was habt Ihr da?«
    »Hmm?«
    Er blickte nach unten auf den kleinen Band in seiner Hand. Das Büchlein hatte einen grünen Umschlag und wurde mit einem Lederriemen verschlossen gehalten, der um einen kleinen Messingknopf gewickelt war. Darüber hinaus hatte es keine weiteren Kennzeichnungen irgendwelcher Art.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kit schließlich.
    »Öffnet es«, wies Lady Fayth ihn an.
    Er nestelte an dem Lederriemen und schlug das Buch auf. Eine dicht beschriebene Seite wurde aufgedeckt; die Schrift allerdings war von einer so exzentrischen Beschaffenheit, dass er nicht feststellen konnte, in welcher Sprache der Text verfasst war - und noch viel weniger, was er bedeutete.
    »Was habt Ihr gefunden?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er erneut und reichte ihr das Buch. »Ich kann es nicht lesen.«
    »Es ist Sir Henrys Handschrift«, verkündete sie mit einer geradezu ansteckenden Begeisterung.
    Er beobachtete, wie sich ihre Lippen bewegten, während ihre Augen die Seiten absuchten. Unwillkürlich entstand in ihm der Wunsch, eine Buchseite zu sein, nur damit sich diese Lippen in genau der gleichen Weise über ihm bewegen konnten. Mit einiger Anstrengung wandte er seine Augen wieder auf das Buch. »Was steht denn da?«
    »Hier schreibt er über das manifeste Universum«, antwortete sie und fuhr mit einer weißen Fingerspitze die Zeile entlang. »Und über etwas, das er das Omniversum nennt, was auch immer das sein mag.«
    »Das Omniversum!«, rief Kit. »Das ist es! Genau darüber haben sie gesprochen.« Er tippte mit dem Finger auf die Seite. »Das ist Sir Henrys Tagebuch über Ley-Reisen. Das muss es einfach sein.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte sie und blickte auf. »Möchtet Ihr, dass ich mehr lese?«
    »Nein ... Ja ... Möglicherweise.« Kit streckte die Hand nach dem Buch aus. »Hier ... bringt es zum Licht, damit wir es besser sehen können.«
    Lady Fayth, die ihm den kleinen Band nicht überließ, schritt zum Kerzenständer. Dort öffnete sie das Buch, hielt es vorsichtig in beiden Handflächen und erlaubte Kit, die Seiten umzuschlagen. Obwohl er die feine, altertümliche Handschrift noch immer nicht richtig lesen konnte, gelang es ihm, das Wort »Omniversum« zu entziffern. Er drehte weitere Seiten um und entdeckte winzige Diagramme, die aus Linien bestanden, die wie gebrochene Drei- und Rechtecke aussahen. Einigen von ihnen waren Zahlen beigefügt, die Breitengrade,
    Temperatureinheiten oder Entfernungen bezeichnen mochten - Kit konnte es nicht sagen.
    »Ich nehme an, dass wir noch einige Zeit damit verbringen müssen«, meinte er, »wenn wir finden wollen, wonach wir suchen.«
    »Wonach, bitte suchen wir denn überhaupt?«, wollte sie wissen.
    Kit biss sich auf die Lippe. »Da bin ich mir selber nicht sicher«, gestand er, nachdem er einen Moment lang überlegt hatte.
    Lady Fayth runzelte auf reizende Weise die Stirn.
    Er drehte ein paar weitere Seiten um. »Aber ich glaube, dass ich es wissen werde, wenn ich es sehe.« Er streckte den Arm aus, um sich das Buch zu nehmen. »Darf ich?«
    Mit einem Knall schlug sie das Buch zu. »Mitnichten!«
    »Aber -«
    »Ich will nicht, dass Ihr in dem privaten Tagebuch meines Onkels herumstöbert. Wenn Ihr wünscht, dies hier oder irgendetwas anderes zu untersuchen, dann müsst Ihr mir eine Erklärung von größerer Überzeugungskraft liefern, als Ihr mir bislang angeboten habt.«
    »Euer Onkel ist in Schwierigkeiten. Dieses Buch könnte helfen -«
    »Das habt Ihr bereits gesagt.«
    »Nach all dem glaubt Ihr mir noch immer nicht?« Er beobachtete, wie sie ihren Kiefer gefährlich nach vorne reckte, und fuhr fort: »Offenkundig nicht.« Grüblerisch schob Kit die Unterlippe vor; dann hellte sich seine Miene auf, als die Lösung ihm einfiel. »Ich weiß es! Wir werden Giles fragen - er war dort. Er hat alles gesehen.«
    »Wer ist Giles?«
    »Der Fahrer. Ich meine, Sir Henrys Diener oder Kutscher oder was auch immer. Er war mit uns auf dem Black Mixen Tump. Er hat gesehen, was geschehen ist, und kann es Euch erzählen.« Kit begann, auf die Tür zuzugehen. »Wir werden nach ihm schicken und ihn dann alles erklären lassen.«
    »Er wird zu Bett gegangen sein«, meinte Lady Fayth. »Es muss bis morgen warten.«
    »In Ordnung«, stimmte Kit ihr zu. »Morgen früh werden wir als Erstes ihn

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