Die Zeitwanderer
sind.« Bevor die Lady einen Protest gegen dieses Argument anbringen konnte, begann Kit in Richtung der drei Trolle loszumarschieren, deren schwarze Silhouetten sich gegen den ständig heller werdenden Himmel abzeichneten.
Während er stets mit einem wachsamen Auge nach irgendeiner Bewegung Ausschau hielt, die möglicherweise die Gegenwart eines feindlichen Beobachters verriet, passierte er die großen alten Eichen unterhalb ihrer sich ausbreitenden Zweige. Dann ging er in Richtung des Platzes, wo er, wie er wusste, den viereckigen Markierungsstein finden würde.
Niemand war zu sehen. Sie hatten den Platz ganz für sich allein. Als die Sonne über den Horizont zu spähen begann, fand Kit den quadratischen, flachen Stein.
»Hier ist er!«, rief Kit und winkte die anderen zu sich. »Beeilung! Die Zeit drängt.«
Giles und Lady Fayth gesellten sich rasch zu ihm.
»Stellt Euch auf den Stein«, wies Kit sie an und zog sie näher zu sich heran. »Schließt nun die Arme umeinander. Was auch immer geschehen mag - Ihr dürft nicht loslassen.« An der einen Seite hakte er sich bei Giles ein, an der anderen bei Lady Fayth. »Ich wiederhole!«, schrie er. »Was auch immer geschehen mag - nicht loslassen.«
»Warum schreit Ihr so?«, fragte Lady Fayth.
»Der Wind!«, brüllte Kit - und bemerkte dann, dass der von ihm erwartete Sturm tatsächlich noch gar nicht eingetreten war. Es herrschte absolute Windstille. »Seltsam. Vorher gab es immer Wind.«
Sie standen einen langen Augenblick beisammen und schauten sich gegenseitig an. Der Himmel wurde heller. Noch immer passierte nichts.
Kit dachte an den Tag zurück, als Cosimo und Sir Henry verschwunden waren. Vor seinem inneren Auge tauchte ein Bild auf: Sein Urgroßvater stand auf dem Stein und hatte die Arme über seinen Kopf nach oben gestreckt, wie ein Profiboxer bei einer Triumphpose. »Ahm«, sagte er, »lasst mich etwas versuchen.«
Er streckte eine Hand empor und fühlte sofort, wie sich auf seinen Armen und im Nacken die Haare aufrichteten. Die Atmosphäre war mit statischer Elektrizität aufgeladen. Als er den anderen Arm hochhielt, verstärkte sich dieses unheimliche Phänomen: Die Luft schien dick und bleiern zu werden, und es war schwierig zu atmen.
»Haltet Euch an mir fest!« Erneut schrie Kit, und diesmal mit gutem Grund, denn wie aus dem Nichts brach ein Gebrüll aus, das direkt über ihnen den Himmel erfüllte. Ein wilder Wind wirbelte umher und riss an ihren Kleidern; zudem wurden sie von einem unirdischen blauen Glühen umhüllt. Die Welt um sie herum - die Hügelkuppe, die Bäume, die Erhebungen dahinter - verblasste zunehmend, wurde wässrig und verschwommen wie bei einem Blick durch eine Art leuchtenden Hitzeschleier. Das Brüllen wurde zu einem Kreischen.
»Nicht loslassen!«, rief Kit mit gellender Stimme und bemühte sich so, trotz des Heulens gehört zu werden. Es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Arme in die Höhe zu halten - als ob eine dutzendfach verstärkte Schwerkraft die hochgestreckten Arme nach unten zu ziehen versuchte. Er hatte diesen ungeheuren, fast niederschmetternden Druck nicht vorhergesehen. Es fühlte sich an, als ob der ganze Hügel von seinen emporgereckten Fäusten im Gleichgewicht gehalten würde. Seine Muskeln brannten, und er begann zu wanken. Dann, als er dachte, er könnte nicht mehr länger dem Druck standhalten, spürte er, dass Lady Fayth ihren Griff verstärkte und einen Arm um seine Taille gleiten ließ. Er schaute ihr ins Gesicht und entdeckte darin weder Furcht noch Schrecken, sondern ausschließlich eine freudige Erregung: Ein wildes Jubelfeuer leuchtete in ihren Augen. Sie erwiderte seinen Blick; fast sah sie ihn mit Bewunderung an.
Ihr Blick erneuerte seine Kräfte. Kit stieß einen Schrei aus und stellte sich auf die Zehen. »Springt!«, schrie er, und als er sein Wort in die Tat umsetzte, spürte er, wie seine Füße den Boden verließen.
Es war nur ein kleiner Hüpfer, doch er kam mit einem heftigen Schlag auf, der ihn zusammenstauchte: die Erschütterung pflanzte sich von seinen Knöcheln über die Knie bis zu seinen Hüften fort.
Und das war es.
Von einem Atemzug zum nächsten verstarben die Geräusche und der Wind. Der eigenartige, blau schimmernde Schleier erlosch einfach. Die mit statischer Elektrizität aufgeladene Luft gab ein klägliches, zaghaftes platzendes Geräusch von sich und verpuffte. Kit blickte nach unten und sah, dass sie immer noch auf dem Markierungsstein standen. Ihm sank das
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