Die Zeitwanderer
ihrer Aufmerksamkeit, und sie sind schreckliche Klatschtanten.«
»Genau wie in China.«
»Noch schlimmer«, erklärte Arthur lachend. »Sie alle haben sicherlich bemerkt, dass wir hier sind - doch dass sie uns bemerken, soll nicht gesehen werden. Ich kann dir sagen, dass sie alle gerade jetzt vor Neugierde brennen; aber sie ziehen es vor, genau das Gegenteil vorzutäuschen. Und so tun sie so, als würden sie uns ignorieren.«
Die Menschenmenge auf den Straßen und Pfaden nahm zu, als die beiden sich dem Stadtzentrum näherten. Auch hier hielten die Ägypter eine höfliche Distanz und ihre gleichgültigen Mienen gegenüber den offensichtlich Fremden in ihrer Mitte aufrecht.
Im Herzen von Niwet-Amun befand sich der ausgedehnte Tempel des Amun: ein viereckiges Gebäude auf einer niedrigen, dreistufigen Plattform, vor dessen Eingang ein seltsamer kegelförmiger Pfeiler aus Stein stand. Drei junge, mit Lendenschurzen bekleidete Priester rieben eifrig die Oberfläche des bleichen Steins ein; ihre Hände und Arme glitzerten vom Öl, und der Schweiß glänzte auf ihrer zimtbraunen Haut.
Arthur hielt an. »Hier ist unser Mann«, flüsterte er und beobachtete, wie die Priester die gerundete Säule mit Öl einschmierten, wobei sie langsam über die glatte Oberfläche rieben.
»Welcher ist es?«, fragte Xian-Li.
»Der mit den Blumen.«
Ein wenig entfernt stand ein vierter Priester, der von großer Statur und elegant gekleidet war. Er trug ein hellblaues, gefälteltes Gewand aus makellosem Leinen, eine Brustplatte und einen Gürtel aus goldenen Scheiben. Sein Kopf war frisch rasiert, abgesehen von einem dicken, geflochtenen Zopf, der den Rücken herabhing. Um seine ausgestreckten, mit vielen goldenen Ketten und Bändern geschmückten Arme war eine Girlande aus gelben Blumen geschlungen. Nun rief er seinen Priesterkollegen ein Wort zu, die daraufhin mit ihrer Arbeit aufhörten. Dann verbeugten sie sich, streckten ihre Arme aus - mit den Handflächen horizontal zum Boden - und gingen zurück.
Der Priester mit dem goldenen Gürtel schritt vor und legte die Girlande über den frisch eingeölten Stein. Er hob seine Hände bis zur Höhe der Schulter und skandierte mit lauter Stimme einen Gesang. Anschließend trat er zurück und verbeugte sich. Er drehte sich um und machte sich zusammen mit den anderen drei Priestern auf den Weg in den Tempel.
»Anen!«, rief Arthur.
Der Priester hielt inne und wandte sich um. Mit seinen Blicken überflog er die Menschen, die auf dem Tempelplatz herumschlenderten, um denjenigen zu finden, der seinen Namen gerufen hatte. Seine großen dunklen Augen strichen über die Menge, bis sie schließlich auf Arthur und Xian-Li fielen.
»Artus!«, schrie der Priester.
Einen Augenblick später stand er vor den beiden. »Artus«, sagte er und packte die Unterarme seines Freundes. Die beiden Männer streiften sich auf der linken und rechten Seite mit ihren Wangen, und dann wandte sich der große Priester Xian-Li zu. Lächelnd - die Augen selig vor Freude - nahm er ihre Hand. »Iaw«, sprach er. »Jjetj! Jjetj! Nefer hemet.«
Sie konnte zwar die Worte nicht verstehen, doch die Stimme des Mannes klang angenehm moduliert und sanft; und das Wohlwollen, das er mit seinem leuchtenden Gesichtsausdruck ausstrahlte, war unmissverständlich. Sogleich fühlte sie sich entspannt und wohl in seiner Gegenwart.
»Er sagt, du bist hier willkommen, schöne Dame«, übersetzte Arthur. »Er wünscht dir Frieden.«
»Du sprichst Ägyptisch?«, fragte sie mit großen, runden Augen.
»Vor ein paar Jahren habe ich mehrere Monate hier verbracht. Ich bin einem jungen Priester zugewiesen worden, der mir ihre Sprache beigebracht hat. In der kurzen Zeit, die ich hatte, habe ich so viel wie möglich gelernt.«
Die beiden Männer sprachen kurz miteinander, woraufhin Anen laut nach seinen Priesterkollegen rief, die mit ihm an dem Ritual teilgenommen hatten. Sogleich eilten die drei Männer, die inzwischen in einfache gelbe Gewänder gekleidet waren, zu ihrem Herrn. Der Priester erteilte ihnen eine Reihe von knappen Befehlen; dann wandte er sich seinen Besuchern zu und erklärte seine Anweisungen.
»Er hat angeordnet, das Gästehaus für uns vorzubereiten«, übersetzte Arthur für Xian-Li. »Wir sollen mit ihm im Tempelbezirk wohnen, während wir hier sind. Er hofft, dass wir die Absicht haben, längere Zeit hierzubleiben. Er hat uns eine Menge zu zeigen.«
Danach wandte er sich wieder Anen zu und übermittelte ihm ihren Dank
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