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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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dass der Stil sich durchsetzen würde.
    »Diese Birne da«, sagte Rudolf und zeigte auf eine lange Frucht im Zentrum der Leinwand. »Was für eine Art ist das?«
    »Es ist eine Florentiner Birne, Majestät. Eine italienische Sorte.«
    »Glaubt Ihr, dass eine italienische Birne eine angemessene Wahl für Unsere Nase war?«, fragte Rudolf. »Lässt die Form dieser Birne Unsere Nase nicht knollig erscheinen?«
    »Ganz und gar nicht, Majestät«, antwortete der Alchemist. »Mit Pfirsichen als Wangen ist eine Birne anstelle der Nase vollkommen sinnvoll.«
    »Aha. Aber würde eine Feige nicht besser sein?«
    »Vielleicht eine türkische Feige -«
    »Sprecht zu Uns nicht von den Türken!«, blaffte der Kaiser. »Wir haben alle türkischen Dinge gründlich satt.«
    »Es tut mir leid, Eure Majestät«, entschuldigte sich Bazalgette rasch. »Bitte vergebt mir.«
    »Und dann gibt es da noch das Problem mit der Farbe«, deutete der Künstler taktvoll an. »Reife Feigen sind violett, versteht Ihr.«
    »Lasst es so stehen, wie es da ist«, gebot Rudolf.
    »Eine weise Entscheidung, Majestät«, erklärte der Alchemist. »Das Gemälde nähert sich der Perfektion. Ich habe das Gefühl, als könnte ich meine Hand ausstrecken und diese Artischocke da ergreifen ... oder die Rosen dort riechen.« Er war glücklich über die Chance, die Erwähnung der verhassten Türken in den Hintergrund zu rücken. »Und die Aubergine ... Oh, die Aubergine ist ein herrliches Beispiel ihrer Art.«
    »Ja«, stimmte der Kaiser zu. »Es ist wirklich meisterhaft.« Er drehte sich halb zum Maler um und verkündete: »Gut gemacht, Meister Arcimboldo. Ihr übertrefft Eure eigene Kunst.«
    »Habt Dank, Eure Erhabene Majestät«, erwiderte der Künstler, der weiterhin sein Werk betrachtete. »Euer Lob ist Speis und Trank für mich.«
    »Wir werden Euch morgen wiedersehen«, beschied ihm Rudolf und schritt weiter über den breiten Boden aus poliertem Nussbaumholz zur Zimmertür. Sie wurde von einem der beiden Pagen geöffnet, die in Habachtstellung neben ihr standen. Der Kaiser marschierte hindurch und betrat den mit Spiegeln geschmückten Korridor. Unvermittelt wandte er sich zu seinem Oberalchemisten um, der ihm in einem Abstand von zwei Schritten gefolgt war, und sagte: »Wir erwarten, dass Ihr Uns unterrichtet, wenn dieser Reisegesell ankommt. Wir wünschen auf das Leidenschaftlichste, mit ihm zu sprechen.«
    »Selbstredend, Majestät«, versicherte Bazalgette mit einer ehrerbietigen Verbeugung. »Es wird eine höchst interessante intellektuelle Begegnung sein, und ich heiße sie mit größter gespannter Erwartung willkommen.«
    Der Kaiser schnipste leicht mit der Hand zum Zeichen, dass sein Höfling entlassen war. Anschließend schritt er, nun geleitet von der majestätischen Gestalt seines Audienzmeisters und den zwei jungen Pagen, weiter den Korridor entlang.
    »Ach, Bazalgette!«, rief er über die Schulter nach hinten. »Vergesst nicht den Kaffee. Uns verlangt es sehr, diesen Kaffee zu trinken.«
    »Sorgt Euch um nichts, Majestät«, erwiderte der Erste Oberalchemist. »Es wird geschehen.«

FÜNFTER TEIL

ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    D ie Überquerung war hart für Xian-Li gewesen, und Arthur fühlte sich deswegen schlecht. Er legte ihr tröstend die Hand auf den Rücken und murmelte Ermutigungen, als sie sich würgend nach vorne beugte. Es war erst ihre dritte Reise in eine andere Welt, und sie musste immer noch die körperliche Beherrschung entwickeln, durch die sich die unangenehmeren Auswirkungen stark reduzieren und Wanderungen zwischen den Dimensionen erträglich gestalten ließen - wenn nicht sogar vollkommen bequem.
    Er erinnerte sich an seine eigenen ersten Male: Blind war er in das Unbekannte gesprungen und völlig desorientiert und entkräftet in einer fremden Welt angekommen. So hilflos an einem unbekannten Ort und in einer unvertrauten Zeit zu landen beschwor Gefahren jeglicher Art herauf, von denen einige tödlich sein mochten. Dass er jene frühen Großtaten überlebt hatte, schrieb er der Vorsehung zu: Sie hatte auf ihn Acht gegeben, als er nicht wusste, wie er auf sich selbst hätte Acht geben können. Dafür war er grenzenlos dankbar.
    »Ganz ruhig, meine Liebling«, gurrte er. »Tief ein- und ausatmen. Das Schlimmste ist vorüber. Die Übelkeit wird bald vorbeigehen.«
    Sie würgte erneut.
    »Nun wirst du dich besser fühlen«, munterte Arthur sie auf.
    »Es tut mir leid«, keuchte sie und wischte sich den Mund mit dem von ihrem

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