Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
und dass sie das Angebot annehmen würden. Daraufhin drückte der Priester seine Handflächen zusammen, drehte sich um und zeigte den beiden Zeitwanderern an, dass sie ihm folgen sollten.
    Er führte sie am Tempeleingang vorbei zu einer Pforte in einer niedrigen Mauer. Sie schritten durch die Öffnung und betraten ein Gelände, das eine Ansammlung von gedrungen wirkenden Gebäuden umfasste. Es war mit weißen Steinen gepflastert, verfügte aber auch über zahlreiche Inseln mit prachtvollen Begrünungen. Entlang der äußeren Mauern hatte man größere Bäume gepflanzt, die den offenen Plätzen Schatten spendeten und dafür sorgten, dass der gesamte Bereich kühler blieb und auf diese Weise weit entfernt zu sein schien von den überfüllten, staubigen Straßen außerhalb des Anwesens. Schillernde blaue Pfauen stolzierten in der Sonne. Vier spindeldürre Jugendliche mit kahl geschorenen Köpfen, die bis auf einen kurzen, knielangen gelben Schurz nackt waren, fegten das makellose Pflaster, um es von verirrten Blättern und den Hinterlassenschaften der Pfauen zu säubern. Irgendwo in der Nähe war das Tröpfeln von Wasser in ein Brunnenbecken zu vernehmen und verlieh der Anlage eine wohltuende, beruhigende Atmosphäre.
    »Das erinnert mich an den Prinzengarten beim Jade-Palast in Macao«, sagte Xian-Li. »Es ist wunderschön.«
    Während sich die beiden Männer unterhielten, schlenderte sie auf dem Gelände herum und genoss es, die Sonne auf ihrem Haar und der Haut zu spüren. Nach dem kalten, verregneten Winter in England fühlte sich die Sonne wie eine lange fehlende und sehr vermisste Gefährtin an, und Xian-Li schwelgte in der Wärme. Selbst hier, während sie sich an dem Garten erfreute, erinnerte sie sich wieder einmal daran, wie völlig unvorstellbar ihr Leben geworden war.
    Sie hatte damals Arthur geglaubt, als sie von ihm in das Geheimnis der Tattoos eingeweiht worden war - in der gleichen Weise wie ein Kind, das nichts von der Welt verstand, seinen Eltern glaubte, wenn sie ihm erzählten, dass Geld einen Wert besaß. Und wie ein solches Kind war Xian-Li nicht in der Lage gewesen, sich die unglaublichen Weiterungen dessen vorzustellen, was er ihr gesagt hatte.
    Um auch nur die ersten unsicheren Schritte zu einem Verständnis hin zu machen, war es erforderlich, dass sie selbst eine Ley-Reise unternahm. Gleichwohl musste zugegeben werden, dass diese Erfahrung mehr Fragen hervorrief, als sie beantwortete. Dies hier war für Xian-Li das dritte Mal: Allerdings waren die beiden ersten nur kurze Hüpfer innerhalb von England und bloße Proben für diesen Trip gewesen. Jene ersten beiden bescheidenen Sprünge hatten sie freilich genug geschockt, dass sie danach alles sehr ernst nahm. Und was sie jetzt sah, überstieg einfach das, was sie zu glauben vermochte. Nichts in ihrem vorherigen Leben hatte sie auf die Dinge vorbereiten können, die sie nun unter Arthurs Anleitung lernte, erblickte und erlebte. Sie fand keine Worte, um das zu beschreiben - zumindest griff jede Beschreibung, die sie versuchte, viel zu kurz, um das atemberaubende Erstaunen auszudrücken, das sie empfand. Bezaubert, entzückt und taumelnd vor Staunen, liebte sie all das - fast so sehr wie sie den Mann liebte, der ihr dieses fantastische Universum eröffnet hatte.
    Nach einer kleinen Weile hörte sie, dass Arthur sie zurückrief. »Das Gästehaus ist fertiggemacht worden«, teilte er ihr mit. »Wir können uns ein wenig ausruhen, wenn du möchtest. Später wird es etwas zu essen geben. Sie neigen hier dazu, die größte Mahlzeit gegen Mittag einzunehmen, doch Anen hat ein paar leichte Erfrischungen für uns bestellt.«
    »Ich bin nicht müde«, erklärte Xian-Li. »Und direkt jetzt bekäme ich eh nicht den kleinsten Bissen hinunter. Ich möchte die Stadt sehen. Ich würde mir gerne alles anschauen.«
    Arthur lachte. »Dann lass uns einen Spaziergang machen. Ich kann dich ein wenig herumführen. Anen hat angeboten, uns zum Palast des Pharao zu bringen und ein Treffen mit der Königsfamilie zu arrangieren. Morgen vielleicht. Der Pharao reist gerade flussaufwärts, doch jeden Tag erwartet man seine Rückkehr. Warte einen Augenblick; ich erzähle Anen, dass wir einen kleinen Spaziergang durch die Stadt unternehmen.«
    Der Priester drang darauf, dass seinen Besuchern Kleidung gegeben wurde, die angemessener für ihren gesellschaftlichen Stand und für das Wetter war. Als die beiden ihre neuen leichten Gewänder angelegt hatten, stellte Anen einen der

Weitere Kostenlose Bücher