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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Leuchten.
    »Hier entlang, Gentlemen.«
    Burleigh führte sie in den nächsten Raum, der größer als der erste war: ein einfacher rechteckiger Kasten ohne irgendwelche Möbel oder besondere Merkmale - mit Ausnahme der blau gestrichenen Decke, die von weißen Flecken bedeckt war, welche Sterne darstellten.
    »Hier hindurch«, sagte Burleigh und ging durch einen Eingang in einen weiteren Raum.
    Cosimo, dessen Beklemmung völlig verschwunden und einem ungeheuchelten Interesse gewichen war, folgte ihm bereitwillig. Die Kammer war leer bis auf einen Sarkophag aus Granit in der Mitte und drei nackte Glühbirnen, die man auf behelfsmäßig errichteten Gestellen angebracht hatte. Beim Sarkophag fehlte der Deckel, und die Lichter flackerten leicht, entsprechend den unregelmäßigen elektrischen Impulsen des Generators.
    »Bitte schön, Gentlemen«, sagte Burleigh und eilte zur gegenüber liegenden Seite des Raums, auf der jeder Quadratzoll mit Malereien bedeckt war: Vom Boden bis zur Decke war die Wand voller unglaublich naturgetreuer, farbenfroher Bilder, die das Leben im alten Ägypten zeigten.
    Sir Henry, der seine erste Präsentation von Elektrizität erlebte, konnte seine Augen nicht von den matt leuchtenden Glühbirnen nehmen.
    »Wenn Ihr die Güte habt, Eure Aufmerksamkeit auf dieses besondere Wandgemälde zu lenken«, erklärte Burleigh, »dann werdet Ihr, wie ich glaube, etwas von unschätzbarem Interesse finden.«
    Cosimo stieß seinen Gefährten an. »Nicht jetzt, Sir Henry. Ich werde es Euch später erklären. Lasst uns sehen, worum es bei diesem Schauspiel überhaupt geht?«
    Burleigh stand direkt neben einem fast lebensgroßen Bild von einem kahlköpfigen Ägypter, der in den traditionellen knielangen Schurz aus Leinen gekleidet war und einen schweren Halsschmuck aus Gold und Lapislazuli trug. Obgleich die Figur - entsprechend der damaligen Art der Grabmalkunst - stark stilisiert war, konnte man deutlich erkennen, dass die Maler versucht hatten, dem Dargestellten ein Mindestmaß an Individualität zu verleihen: Sein rundes Gesicht strahlte ohne jeden Zweifel gütige Gelassenheit und Humor aus; selbst in einer zweidimensionalen Wiedergabe erschien er als ein sympathischer, freundlicher Kamerad.
    »Erlaubt mir, Euch Anen vorzustellen, den Hohen Priester des Amun. Ihr steht in seinem Grab.«
    »Der Hohe Priester Anen, sagt Ihr?«, hakte Sir Henry nach. »Ich glaube nicht, dass ich je von ihm gehört habe. Ihr etwa, Cosimo?«
    »Oh, er ist ein sehr interessanter Bursche, wie es der Zufall will«, führte Burleigh aus. »Der Schwager von Pharao Amenophis III. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er die gesellschaftlichen Höhen erklommen und war der Zweite Prophet des Amun. Er erfreute sich einer extrem mächtigen und einflussreichen Position am Hof des Pharao, wie Ihr wohl ermessen könnt.«
    »Sicherlich sehr beeindruckend«, meinte Cosimo. »Aber was hat das alles mit uns zu tun?«
    »Habt Geduld«, erwiderte Burleigh mit einem Lächeln. »Wir kommen noch darauf.«
    »Dann fahrt fort.«
    »Seht ihn Euch genau an, wenn Ihr so gut sein wollt«, sagte Burleigh und wies auf die etwas untersetzte Figur in dem Gemälde. »Ihr seht ihn genau hier wieder.« Er schritt zum nächsten Wandfeld, auf dem das Bild vom Boden bis zur Decke reichte. Darauf stand der Priester Anen direkt neben einem weißhäutigen Mann, der ein Gewand mit vielen langen Streifen in unterschiedlichen Farben trug. Es war an der Brust geöffnet und enthüllte dort eine Ansammlung winziger blauer Symbole. Hinter den beiden Figuren wurde gerade ein gewaltiges Bauwerk errichtet - ein Palast oder Tempel oder etwas Ähnliches -, und auf der Baustelle drängten sich Hunderte von halbnackten Arbeitern.
    »Beachtet Ihr auch den Mann im bunten Gewand?«, fragte Burleigh.
    »Unglaublich ...«, flüsterte Cosimo.
    Burleigh trat zu einem dritten Wandfeld. »Und jetzt wird die Sache noch interessanter. Hier ist unser Mann, Anen - nun älter, wie Ihr sehen könnt. Und was ist das in seiner Hand?«
    »Mein Gott!«, rief Cosimo aus und schritt näher an die Wand. Er blinzelte mit den Augen, um trotz der Schatten genau sehen zu können. »Ist das ...? Das ist nicht möglich!«
    Das Bild zeigte den Priester, wie er in der Abenddämmerung allein in der Wüste unter einem glänzend blauen Himmel stand. Eine Hand war mit ausgestrecktem Zeigefinger zum Himmelsgewölbe gehoben, in der anderen hielt Anen etwas, das wie ein zerfetztes Banner aussah - und es hatte ungefähr die

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