Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
Form eines menschlichen Torsos. Dieses merkwürdige Banner war mit denselben Symbolen geschmückt, die beim vorherigen Gemälde auf dem Mann mit dem gestreiften Gewand erschienen.
    »Gentlemen, die Meisterkarte!«, verkündete Burleigh triumphierend.
    »Mein Gott - tatsächlich«, flüsterte Sir Henry. »Und ausgerechnet ... hier!«
    »Falls es noch irgendwelche Zweifel geben sollte«, sagte Burleigh, der augenscheinlich die Wirkung seiner Enthüllungen genoss, »so möchte ich Eure Aufmerksamkeit auf diese spezielle Kartusche lenken.« Er zeigte auf ein kleines, rautenförmiges Feld, das den Rand des Gemäldes schmückte.
    Cosimo beugte sich näher heran. Im Schein des etwas flackernden elektrischen Lichts untersuchte er die Hieroglyphen in der Kartusche und bemühte sich, ihre Bedeutung herauszufinden. »Der Mann ... der eine ... Karte ist.«
    »Genau«, bestätigte Burleigh. »›Der Mann, der eine Karte ist‹ - kein anderer als Arthur Flinders-Petrie.«
    »Er war hier«, flüsterte Cosimo verwundert. »Ein bildlicher Beweis, dass Arthur hier war.«
    »Und darüber hinaus war die Karte hier«, erklärte Burleigh.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Cosimo.
    Burleigh lächelte ihn verschlagen an. »Weil ich mit Carter und Carnarvon hier war, als das Grabmal geöffnet wurde. Ich hielt sie in meinen Händen.« Er schüttelte kläglich seinen turbanbedeckten Kopf.
    »Ihr kennt Howard Carter?«, entfuhr es Cosimo.
    »O ja«, erwiderte Burleigh. »In einem früheren Leben, wie man so sagen kann.«
    Er schritt zu dem steinernen Sarkophag, streckte den Arm hinein und zog eine antike Holztruhe heraus, die er Cosimo zeigte. Der blassgelbe Lack war trocken und rissig, doch bei näherem Hinschauen konnte man erkennen, dass die gerundete Oberseite mit den gleichen blauen Symbolen wie auf den Wandbildern bedeckt war.
    »Die Karte war in einem Stück, und sie lag hier drin«, erklärte Burleigh und klopfte mit einem Finger auf den Deckel. »Unglücklicherweise wusste ich zu jener Zeit nicht, was ich da in Händen hielt.«
    Vorsichtig öffnete Cosimo die Truhe. »Sie war hier«, sagte er und schaute sich das staubige Innere an. »Irgendwann einmal.«
    »Ja«, bestätigte Burleigh, »aber das ist jetzt unerheblich.«
    »Was, bitte, ist dann erheblich?«, verlangte Sir Henry zu wissen und ließ sich von Cosimo die leere Truhe geben. »Kommt zur Sache, Mann!«
    »Habt Geduld«, tadelte Burleigh ihn ein wenig. »Wir müssen behutsam auftreten, denn hier stehen wir dem elementaren Mysterium gegenüber.« Er trat wieder zu dem Gemälde, das er als Letztes gezeigt hatte. »Denkt mal darüber nach, was unser Freund Anen, der Hohe Priester, auf diesem Bild macht.«
    »Er hält natürlich die Karte in der Hand«, erklärte Cosimo.
    »Ja, das haben wir schon festgestellt. Aber was tut er mit der anderen Hand?«
    Cosimo folgte mit den Augen dem erhobenen rechten Arm des Priesters bis zum ausgestreckten Zeigefinger. »Wieso? Er zeigt zum Himmel hinauf ...«
    »Er scheint auf einen Stern zu zeigen«, fügte Sir Henry hinzu.
    »Das macht er tatsächlich«, pflichtete Burleigh ihm bei. »Aber nicht bloß auf irgendeinen Stern.«
    »Nicht?«, fragte Cosimo verblüfft.
    »Bedenkt, wo wir sind, Gentlemen«, sagte der Earl. »Ägypten - der Südhimmel, nicht wahr? Und was ist der hellste Stern am südlichen Firmament?«
    »Sirius«, antwortete Sir Henry. »Der Hundsstern.«
    »Gut gemacht!« Burleigh applaudierte; das Klatschen der Hände schallte laut in der leeren Kammer. »Der Hohe Priester Anen hält die Meisterkarte in der Hand und zeigt auf den Hundsstern.« Er warf seinen beiden Gefangenen einen scharfen, fragenden Blick zu. »Nun, was glaubt Ihr - warum tut er das?«

EINUNDDREISSIGSTES KAPITEL

    E in hauchdünner Strich Tageslicht stahl sich in den Vorraum zur Grabkammer des Hohen Priesters hinein und verbreiterte sich, während er weiter durch die Dunkelheit schnitt. Das nun leere Grabmal - man hatte es sauber geputzt, und seine teuren Objekte waren ordnungsgemäß katalogisiert und in Luxors neues Museum für Altertümer gekarrt worden - blieb versunken in einer jahrhundertealten Stille, die nur vom frühmorgendlichen Gesang eines Wüstenvogels unterbrochen wurde. Der Vogel hockte auf der hohen Wand des Wadis, und seine piepsenden Töne hallten im Canyon wider.
    Im Grab selbst lagen zwei Körper auf dem nackten Steinboden - zwei Männer, beide im Schlaf. Doch einer von ihnen atmete schwer.
    Beim Klang des Vogels rührte sich einer der

Weitere Kostenlose Bücher