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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Hunderte von kleinen, in den Sandstein geschlagenen Vertiefungen.
    »Es gibt einen Tempel oder etwas Ähnliches da unten«, merkte Kit leise an.
    Gerade als er sprach, kam ein Mann in einem langen weißen Kaftan in Sicht. Er hielt auf dem offenen Areal vor dem Tempel plötzlich inne und schaute sich um. Der Reihe nach warf er einen Blick in die drei einzelnen Gänge des Canyons; fast war es so, als ob er wüsste, dass jemand ihn beobachtete. Doch als er nichts Ungewöhnliches entdeckte, rief er nach einem Gefährten, der nicht in Sicht war, und ging anschließend weiter.
    Die drei Abenteurer blieben auf ihrem Beobachtungsposten, doch es passierte nichts mehr. Die Sonne brannte immer unbarmherziger auf ihre ungeschützten Köpfe, sodass sie sich schließlich rückwärts von ihrem Aussichtspunkt fortbewegten und zu ihren Bündeln mit Proviant und Waffen zurückkehrten.
    »Nun, ich nehme an, wenn das Kräfteverhältnis vier gegen zwei ist ...«, begann Kit, hielt inne und verbesserte sich dann jedoch hastig: »Vier gegen drei, meine ich natürlich ... dann schlage ich vor, dass wir uns heute Nacht auf den Weg machen.«
    »Wenn alle schlafen«, ergänzte Lady Fayth anerkennend. »Sehr raffiniert.«
    »Ich habe eine Menge Filme gesehen«, murmelte Kit.
    »Sir?«, fragte Giles verwundert. Er und Lady Fayth tauschten verwirrte Blicke.
    »Egal«, meinte Kit und schaute sich um. Die tapfere kleine Akazie spendete den einzigen Schatten, der oberhalb ihres Beobachtungspostens zu entdecken war; sie würden also eng zusammenrücken müssen. Aber besser das als nichts. »Es wird ganz schön heiß hier draußen. Ich schlage vor, wir gehen aus der Sonne.«
    »Und dann?«, fragte Lady Fayth.
    »Warten wir.«

FÜNFUNDDREISSIGSTES KAPITEL

    D er heiße Tag ging nur langsam vorbei. Als die glühende Sonne sich hoch am Himmel bewegte, reichte Giles den Trinkschlauch herum, öffnete das Bündel mit dem Proviant und bereitete ein Mahl aus Äpfeln und Gerstenbrot zu. Während sie aßen, wühlte Kit das grüne Buch von Sir Henry hervor. Er wickelte es aus und begann zu lesen, nachdem er sich erneut mit der eng laufenden, schlecht lesbaren Schrift vertraut gemacht hatte.
    »Das ist interessant!«, verkündete er kauend.
    Als er nichts mehr weiter mitzuteilen schien, fragte Lady Fayth: »Bitte, habt Ihr die Absicht, über das zu berichten, was so offensichtlich Euer Interesse geweckt hat?«
    Kit blätterte eine Seite in dem kleinen Buch zurück. »Hört Euch das an«, sagte er und legte seinen Apfel beiseite. »Sir Henry schreibt: ›Ich halte zwei Grundsätze für absolut: dass das Universum geschaffen wurde, um der Vorsehung ihre Ausdrucksform zu ermöglichen, weshalb nichts außerhalb des Geltungsbereichs der Vorsehung geschieht.‹« Er blickte auf und sah, dass sein Publikum von diesem Textbrocken vollkommen verwirrt war. »Wartet, da ist noch etwas. ›Zweitens wurde alles geschaffen zum Wohle aller, Männer, Frauen, Kinder und Tiere, bis hinunter zur Biegung einer Welle und dem Flug des niedrigsten aller Insekten. Denn wenn es solch ein Phänomen wie die Vorsehung gibt, dann ist alles durch sie bestimmt, und jeder Akt der Vorsehung ist eine besondere Form der Vorsehung.‹« Erneut schaute er auf. »Versteht Ihr?«
    »Wohl eine recht eigentümliche Grübelei«, meinte Lady Fayth. »Dennoch vermag ich nicht zu erkennen, dass sie irgendetwas mit dem speziellen Unterfangen zu tun hat, das vor uns liegt. Oder etwa doch?«
    »Nun, vielleicht nicht im Augenblick«, räumte Kit ein. »Doch seht hier.« Er drehte das Buch ihr zu. »Was heißt das, was er auf dem Rand gekritzelt hat?«
    Lady Fayth beugte ihren Kopf zum Text hin und sah blinzelnd auf die verschmierten Wörter, auf die Kits Finger hinwies. »Wenn ich mich nicht täusche, bedeutet es: ›Kein Zufall unter dem Himmel.‹«
    »Kein Zufall«, betonte Kit. »Ich glaube, er versucht zu sagen, dass nichts geschieht, was die Vorsehung nicht zulässt.« Kit legte die Stirn in Falten und änderte den Gedanken postwendend ab. »Nein, ich meine: Nichts geschieht, das die Vorsehung nicht benutzen kann, um sich selbst zum Ausdruck zu bringen.«
    »Oder«, erklärte Giles, »nichts geschieht, das die Vorsehung nicht zum Wohle aller Dinge benutzen kann.«
    »Es ist zugegebenermaßen ein faszinierender Begriff«, meinte Lady Fayth skeptisch. »Glaubt Ihr an die Vorsehung?«
    Kit dachte einen Augenblick nach. »Ich weiß es nicht. Doch Sir Henry scheint an sie zu glauben.«
    Genau in diesem Moment

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