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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Morgenstunden betrunken zu ihm kamen und forderten, dass man ihnen die mit Ankern oder Engeln verflochtenen Namen von Geliebten, Schiffen oder Müttern eintätowierte.
    Nachdem der alte chinesische Tätowierer seine Untersuchung beendet hatte, nickte er zufrieden.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Arthur.
    Chen Hu neigte den Kopf. »Ich brauche nur einen Augenblick, um meine Instrumente zusammenzustellen.«
    »Dann erledigt das. Ich möchte so schnell wie möglich anfangen. Ihr wisst ja nicht, wie sehr ich wegen dieses Tattoos in Sorge war! Ich hatte Angst, mir würde etwas zustoßen, bevor ich Euch erreichen könnte.«
    »Jetzt seid Ihr ja hier. Es gibt nichts, was Ihr fürchten müsstet.« Der Händler richtete langsam seinen Oberkörper gerade. »Bitte, entspannt Euch. Wenn alles bereit ist, werde ich mich wieder zu Euch gesellen. Möchtet Ihr noch etwas mehr chá?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Chen Hu schenkte aus dem dampfenden Kessel eine weitere Tasse chá ein und ging fort. Seinen Kunden, der sich auf dem Sofa zurücklehnte, ließ er allein zurück. Lautlos huschte der alte Tätowierer in ein winziges Hinterzimmer, um sein Handwerkszeug bereitzustellen: eine Phalanx aus langen Bambusstäben, die mit sehr scharfen Stahlspitzen bestückt waren. Er suchte eine Handvoll Stäbe zusammen und steckte ihre Nadeln zwischen den brennenden Kohlen. Chen Hu drehte jeden einzelnen Bambusstab, bevor er ihn aus dem Kohlenbecken zog und zur Seite legte, damit die Spitze abkühlen konnte. Als diese Arbeit erledigt war, bereitete er etwas von seiner kostbaren Tinte zu, die er stets frisch und in kleinen Mengen mischte. Hierfür nutzte er eine geheime Rezeptur, die er im Verlaufe einer mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit in diesem Gewerbe entwickelt hatte. Die Farbkreation von Wu Chen Hu war ein lebendiges Blau, das niemals trübe wurde oder, noch schlimmer, sich auswusch, wie das bei den Werken der billigeren Anbieter im Hafenviertel geschah. Die Qualität der Tinte und gleichermaßen die fachlichen Fertigkeiten beim Tätowieren waren der Grund dafür, dass Wus himmlisches Tattoo weit über allen anderen Läden dieser Art rangierte.
    Ein Meisterwerk von Wu Chen Hu hatte zudem Bestand. Er hatte keinerlei Zweifel, dass seine Arbeit so lange existieren würde, wie sein Besitzer lebte - und noch darüber hinaus.
    Mit langsamen, wohlüberlegten Bewegungen ließ er einige wenige Tropfen von der satt blauen Tinte in ein kleines Steingefäß rieseln. Dann ergriff er die Stäbe mit den stählernen Spitzen und ordnete sie auf einem Tablett aus Teakholz an, auf dem ein Stapel sauberer, akkurat gefalteter Lappen lag. Als alles fertig war, trug er das Tablett in den vorderen Ladenraum und setzte es auf einem niedrigen Tisch neben dem Sofa ab.
    Dann schritt er hinüber zur Kochstelle, kniete sich nieder, nahm ein Bündel Räucherstäbchen und zündete sie an. Als der wohlriechende Rauch aufstieg, sprach er Gebete für alle maßgeblichen Götter, damit seine Hände unter ihrer Glück verheißenden Führung stehen würden.
    »Sollen wir anfangen?«, fragte er, während er einen Schemel vor das Sofa setzte.
    »Unbedingt«, erwiderte Arthur und vollführte eine edelmütig wirkende Handbewegung. »Ich begebe mich in Eure tüchtigen Hände, mein Freund. Verfahrt mit mir, wie Ihr möchtet.«
    Der kleine Mann im Seidengewand ließ sich auf seinem Schemel nieder, neigte sich vor und platzierte das Stückchen Pergament auf die nackte Brust seines liegenden Kunden. Er musterte es einen Augenblick und begann anschließend, die Darstellung in blauer Tinte zu zeichnen. Als er überzeugt war, die geplante Zeichnung perfekt wiedergegeben zu haben, stand er auf und holte eine kleine Messingscheibe. Er hielt sie gegen die immer noch feuchte Zeichnung.
    »Großartig!«, rief Arthur glücklich aus. »Ihr könnt fortfahren.«
    Chen Hu legte die Messingscheibe fort, nahm einen der dünnen Stäbe auf und tauchte die Stahlspitze in das Tintenfässchen hinein. Dann dehnte er mit Daumen und Zeigefinger die bleiche Haut seines Kunden und stach tief und sauber in sie hinein, und zwar mehrfach. Die Schläge erfolgten allerdings so schnell, dass sie zu einem einzigen zu verschmelzen schienen. Der Vorgang wurde rasch und geschickt wiederholt. Ein geschmeidiger Rhythmus bildete sich heraus, der nur von kurzen Pausen unterbrochen wurde, um die überschüssigen Tintentröpfchen abzutupfen oder um das Pergament zurate zu ziehen, bevor das unablässige Stechen

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