Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
süßen Flüssigkeit, die seinen Mund angenehm wärmte. Eine Zeit lang tranken sie schweigend. Arthur spürte, dass der Schmerz seines neuen Tattoos abzuklingen begann: Der süße Wein war wie Balsam auf seinen Wunden. Schließlich leerte er seinen Pokal und setzte ihn ab.
    »Vielleicht sollten wir vorab ein paar Dinge klären«, schlug er vor.
    »Warum nicht?«, meinte Burleigh und goss Sherry nach. »Was möchtet Ihr wissen?«
    »Zunächst einmal würde ich gerne wissen, warum Ihr mir gefolgt seid.«
    »Das lässt sich einfach erklären«, erwiderte der Earl leichthin. »Zufällig haben wir einen gemeinsamen Freund: Fatheringay Thomas. Ich habe ihm kürzlich geholfen, die Oxford-Bibliothek zu gründen. Ich glaube, er dient Euch als Ratgeber für Eure verschiedenen Expeditionen, nicht wahr?«
    »Ich habe mit ihm manchmal darüber gesprochen; das ist wahr. Wir sind seit vielen Jahren befreundet. Und Freunde reden miteinander über mancherlei Dinge.« Arthur lächelte steif. »Doch bei keinem unserer Gespräche hat er je Euren Namen erwähnt.«
    »Nein? Ach was! Nichtsdestotrotz hat er mir von Euch und Euren heldenhaften Taten erzählt.«
    »Das waren sie kaum, Sir«, behauptete Arthur, der jeglichen Eindruck zu vermeiden suchte, dass seine Angelegenheiten in irgendeiner Weise abenteuerlich wären. »Das waren sie kaum.«
    »Bitte, seid nicht so bescheiden! Ich weiß sehr viel mehr darüber, als Ihr wahrscheinlich vermutet. Zudem erkenne ich einen wahren Forscher, wenn ich einem begegne.«
    Arthur zeigte ein verhaltenes Achselzucken und wechselte das Thema. »Und was bringt Euch in diesen Teil der Welt, wenn ich fragen darf? In Macao kommt auf fünf Portugiesen nur ein einziger Engländer.«
    »Ich bin an einem Handelsunternehmen beteiligt, das in diesem Teil der Welt Kontakte knüpfen möchte. Ich reise, um meine Geschäfte und Investitionen zu fördern - obschon es wenig genug braucht, um mich in diesen Tagen aus London herauszubringen. Ich liebe das Reisen. Es macht einen Mann schnellfüßig und verschafft den Gedanken Raum, wie ich finde. Dies ist mein dritter Aufenthalt im Osten: China, Japan, Indien ... und so weiter.« Er wischte seine kleine Aufzählung mit einer Handbewegung beiseite. »Die Sonne geht im Osten auf, wie man zu sagen pflegt. Die Zukunft ist hier.«
    »Habt Ihr Familie in England?«, erkundigte sich Arthur und trank mehr vom Sherry. Mit jedem Schluck verbesserte sich seine Stimmung.
    »Ich habe niemals geheiratet. Leider. Ich möchte es natürlich gerne, doch ich könnte meine Reiselust nicht mit gutem Gewissen jemandem auferlegen, der von mir jene Art von enger Gemeinschaft erwarten würde. Eines Tages vielleicht - wenn der Drang etwas abgeklungen ist, neue Welten unter neuen Himmeln zu sehen. Wer weiß?« Er drehte den Pokal zwischen seinen Handflächen hin und her. »Und Ihr?« Wieder lächelte er rasch. »Wenn Euch meine Frage nichts ausmacht?«
    Arthur zögerte, bevor er antwortete. »Ich bin Witwer. Inzwischen sind schon mehrere Jahre vergangen ... Meine Frau starb im Kindbett.«
    »Mein aufrichtiges Beileid.«
    Arthur nahm die Anteilnahme mit einem Kopfnicken und einem Schluck Sherry entgegen.
    Burleigh wies auf ein Tattoo auf Arthurs Unterarm. »War das ihr Name?«
    Arthur schaute nach unten und legte schützend seine Hand auf das Tattoo. »Ja - Petronella Livingstone.«
    »Von den Livingstones aus Staffordshire?«
    »Genau die. Kennt Ihr sie?«
    »Nur vom Namen her. Ich hatte niemals die Ehre, ihre nähere Bekanntschaft zu machen. Der Verlust Eurer Gattin muss niederschmetternd für Euch gewesen sein.«
    »Meine ständige Arbeit lenkt mich ab.« Arthur wusste, dass er diesem Fremden zu viel erzählte - dass er ihm zu viel von sich offenbarte. Aber der Sherry hatte begonnen, seine Zunge zu lösen und seine intellektuellen Schutzwände abzubauen.
    Burleigh füllte erneut ihre Pokale. »Wir sind Männer von Welt, Ihr und ich«, verkündete der Earl selbstbewusst. »Wir sind Überlebende. Weit mehr, Sir - wir sind Eroberer. Ich hege keinerlei Zweifel, dass Ihr jede vornehme junge Lady in England haben könntet ... wenn es das wäre, was Ihr wünschtet.«
    »Einstmals vielleicht«, räumte Arthur ein. »Doch ich fürchte, ich bin zu bärbeißig geworden und in meiner Lebensweise zu festgefahren. Außerdem habe ich meine Arbeit.«
    »Und was für eine wichtige Arbeit das doch ist, wie ich sagen muss!«
    Selbst in seinem entspannten Zustand spürte Arthur, dass in diesen Worten etwas

Weitere Kostenlose Bücher