Die Zeitwanderer
Gleichwohl habt Dank!«
»Lasst uns nicht zu voreilig sein«, entgegnete der Earl. »Speist mit mir zu Abend und erlaubt mir, Euch von der Aufrichtigkeit meiner Absichten zu überzeugen.« Er hielt inne; in seinen stechenden Augen funkelte das Licht. »Ich versichere Euch, es wird der Mühe wert sein.«
In diesem Augenblick betrat Chen Hu den Raum. Als Burleigh sich ihm zuwandte, um ihn zu grüßen, erstarrte der Chinese mitten im Schritt.
Ein stummes Zeichen des Wiedererkennens schien über das Gesicht des Asiaten zu huschen - es war da und verschwand wieder, bevor jemand es sah. »Bitte, würdet Ihr so freundlich sein und draußen warten«, sagte Chen Hu. Er streckte eine Hand aus, um auf den Eingang hinzudeuten. »Wir sind gleich fertig.«
»Aber natürlich; verzeiht mir«, erwiderte der Earl und bewegte sich auf die Tür zu. »Ihr findet mich in der Hafenschenke, Sir«, sagte er, an Arthur gewandt, und verbeugte sich wieder leicht. »Dann bis heute Abend.«
Arthur beobachtete durch das offene Fenster, wie der Fremde die Straße hinunter verschwand. »Ein ungewöhnlicher Kerl«, meinte er. »Habt Ihr ihn jemals zuvor gesehen?«
Chen Hu hob ein wenig die Schultern - die Andeutung eines Achselzuckens. »Vielleicht ein- oder zweimal.«
»Etwas ist an ihm, das mir Unbehagen bereitet.« Arthur sah den Chinesen an, der ausdruckslos zurückstarrte. »Ich frage mich, was er will, hmm?«
»Das werdet Ihr heute Abend herausfinden, nicht wahr?«
DREIZEHNTES KAPITEL
D as portugiesische Handelshaus Martins unterhielt eine Art Schenke unten im Hafenviertel, wo sich die Ausländer trafen, die sich während der Handelssaison an Land aufhalten durften. Trotz ihres Namens A Casa de Paz ging es in diesem Haus alles andere als friedlich zu. Es war ein berüchtigter Sammelpunkt für Glücksspieler, Säufer und Hurenböcke, und damit einher gingen die unvermeidbaren handgreiflichen Auseinandersetzungen, mit denen sich die Gäste Luft verschafften. Arthur hielt sich stets von Orten wie diesem fern und zog es vor, zwischen den sicheren und behaglichen Wänden seiner Schiffskabine zu verweilen, wann immer er nach Macao kam.
Die Neugierde ist jedoch eine der stärksten Triebfedern des Menschen, und als die Sonne sich in einem flammenden Orange über der Spiegelsee nach unten senkte, fanden Arthurs Füße den Weg zum Tor der Schenke Haus des Friedens. Eine einzige Duftwolke aus dem schlammigen Hof genügte, und Arthur war drauf und dran, sich wieder umzudrehen und in eine andere Richtung zu marschieren. Er wollte gerade diese Absicht in die Tat umsetzen, als er aus dem Innern des Wirtshauses, in dem es so dunkel wie in einer Höhle war, seinen Namen rufen hörte.
»Mr. Flinders-Petrie! Ich habe auf Euch gewartet.« Lord Burleigh tauchte im niedrigen Türdurchgang auf. »Ich bin so froh, Euch zu sehen. Ich habe Erfrischungen für uns bestellt. Mögt Ihr Sherry?«
»Das kommt darauf an«, entgegnete Arthur steif.
»Dann kommt bitte herein und gesellt Euch zu mir, mein Freund.« Burleigh streckte seine Hand aus und geleitete seinen widerwilligen Gast hinein.
Im Innern der Schenke herrschte ein trüber Mief aus Rauch und verbrauchter Luft, vermischt mit dem Gestank von ranzigem Fett, saurem Bier und anderen Dingen, die für einen Mann von vornehmer Abstammung zu vulgär waren, um sich näher damit zu befassen. Allerdings hatte man unter dem einzigen offenen Fenster einen Tisch platziert, auf dem Schüsseln mit Brot, Fleisch und Ziegenkäse standen. Zudem gab es Zinnkelche und eine dicke schwarze Flasche von jenem süßen portugiesischen Likörwein, der im Englischen Sherry genannt wird.
Zwei Stühle wurden an den Tisch gestellt, und Burleigh bot einen davon seinem Gast an. »Ich hoffe, Ihr verübelt es mir nicht, wenn ich sage, dass ich schon seit geraumer Zeit diesem Treffen freudig entgegensehe.« Er lächelte. »Es ist äußerst schwierig, Euch ausfindig zu machen.«
»Mir war nicht bewusst, dass irgendjemand möglicherweise wünscht, mich - wie Ihr es formuliert - ausfindig zu machen. Ich gehe einfach meinen Geschäften nach.«
»Richtig«, stimmte ihm sein lächelnder Tischgenosse zu, der nach der Flasche griff und einzuschenken begann. »Daran zweifle ich nicht.« Er stellte die Flasche zur Seite, hob die Pokale an und überreichte einen seinem Gast. »Lasst uns auf die Geschäfte und den beiderseitigen Nutzen trinken.«
»Wie Ihr meint«, erwiderte Arthur.
Er setzte das kalte Zinn an seine Lippen und nippte von der
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