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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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fallender Blätter. Sir Henry leitete seinen Fahrer zum Golden Cross, einer Postherberge in der Nähe der Cornmarket Street, und buchte dort ein Zimmer für die Nacht. Kit war erleichtert, als er erfuhr, dass ihm gestattet sein würde, die Stadt zu erkunden - vorausgesetzt, er blieb in der Gesellschaft Sir Henrys oder seines Urgroßvaters.
    Der Raum war groß genug für zwei Betten und ein niedriges Sofa, für einen Tisch, zwei Stühle sowie eine hohe Kleiderkommode. Es gab ein einziges Fenster, das sich zum Hof hin öffnete, und einen einfachen Ziegelkamin an der Wand. Kit fand, dass der Raum, den sie sich zu dritt teilen mussten, ihnen nur wenig Platz bot.
    Cosimo teilte ihm jedoch mit, dass sie nur wenig Zeit in diesem Zimmer verbringen würden. »Wir machen uns fort, sobald wir den Straßenstaub abgewaschen haben. Folge mir, Kit, mein Junge - ich höre den Ruf der Bierkrüge!«
    Im Hauptraum der Herberge herrschte reger Betrieb, doch sie fanden einen freien Tisch und bestellten drei Krüge vom Besten. Als das Ale kam, brachte der Schankwirt eine Schüssel mit gerösteten und gesalzenen Haselnüssen. Sir Henry brachte einen Toast aus, und anschließend stürzten sie alle das süße Ale hinunter.
    »Sobald wir hier fertig sind«, verkündete Cosimo, »verschwinden wir, um die Karte zu holen.«
    »Und dann?«, fragte Kit.
    »Dann werden wir unter den verschiedenen Vorgehensweisen, die uns offenstehen, die beste ermitteln«, antwortete Cosimo. »Falls meine Vermutung richtig ist, werden wir uns zu einem der näheren Leys aufmachen; die Cotswolds sind voll davon, und es gibt etliche von ihnen in unmittelbarer Nähe.«
    Eine Weile tranken sie schweigend, bis Kit schließlich fragte: »Sag mir, ist es stets nur die Vergangenheit, die wir besuchen? Ich meine, reisen wir jemals in die Zukunft?«
    »Die absolute Zukunft?« Sein Urgroßvater schüttelte den Kopf, sodass seine gewellten weißen Haare umherflogen. »Nein. Niemals. Zumindest habe ich niemals gehört, dass es möglich wäre. Also, die relative Zukunft - nun, das ist etwas völlig anderes.«
    »Wie bitte?«, entfuhr es Kit.
    »Schau her«, erklärte Cosimo. »Die relative Zukunft ist das, was Sir Henry besuchen würden, wenn er, sagen wir, in das London des Jahres 1920 reiste.«
    »Für uns Vergangenheit, aber für ihn Zukunft. Sie ist relativ zu dem Punkt, von dem aus man startet. Ich verstehe.«
    »Genau«, stimmte sein Urgroßvater ihm zu. »Aber niemand - nicht Sir Henry, ich, du oder irgendwer sonst - kann sich über die Gegenwart der Heimatwelt hinaus bewegen. Das ist die absolute Zukunft, und keiner vermag dorthin zu reisen.«
    »Warum nicht?«
    Cosimo blickte kurz zu Sir Henry, der die Stirn in Falten legte, und gestand: »Wir wissen es nicht. Wir haben es versucht, doch es scheint in keiner Weise möglich zu sein. Warum, wissen wir nicht.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Es ist eine Frage, mit der ich mich jahrelang abgemüht habe.«
    »Wir haben einige Theorien dazu«, meinte Sir Henry.
    »Ja, und die einfachste Erklärung ist, dass die Zukunft noch nicht existiert.«
    »Genau aus diesem Grund nennt man sie die Zukunft, nehme ich an«, warf Kit ein.
    »Du musst in Begriffen der Heimatwelt denken«, erläuterte Cosimo, der die spitze Bemerkung seines Urenkels ignorierte. »Unsere Welt, die Heimatwelt beziehungsweise die Welt, in der du aufgewachsen bist - das ist die Ursprungswelt. Sie ist das Zentrum aller Schöpfung. Für die Ursprungswelt existiert die Zukunft als ein Feld des rein Potenziellen, in dem jede mögliche Auswirkung irgendeiner bestimmten Handlung einen getrennten, abweichenden Weg einnimmt. Bis etwas - oder jemand - kommt und einen bestimmten Weg aussucht, verbleiben die verschiedenen Wege in einem Stadium des Unbestimmten, weshalb sie sich nicht im Reich der Zeit befinden.«
    Während Kit noch über diese Erklärung nachdachte, fügte Sir Henry hinzu: »Wenn jene Geschehnisse, die eventuell einen Ley in die Landschaft einprägen, nicht stattgefunden haben können, dann besteht auch nicht die Möglichkeit, dass es dort einen Ley gibt - und infolgedessen ist man auch nicht in der Lage, zu dem Ort zu reisen, auf den dieser hypothetische Ley hinweist.«
    »Ich glaube, ich hab's kapiert«, meinte Kit. »Man kann nicht irgendwohin reisen, wenn die Straße noch gar nicht existiert.«
    »Ganz genau«, pflichtete Cosimo ihm bei. »Und die einfache menschliche Handlung, sich für etwas Bestimmtes zu entscheiden, führt notwendigerweise

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