Die Zeitwanderer
vorsichtig über eines der Symbole fuhr - eine winzige Spirale mit Punkten entlang ihres äußeren Randes und einer gezackten Doppellinie durch ihr Zentrum. »Viel Zeit ist vergangen, seitdem ich dies zuletzt gesehen habe.«
Cosimo kramte aus seinen Taschen einen Stift und Papier hervor, die er aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort mitgebracht hatte, und beugte sich über das Pergament. »Hier, Kit, drück das bitte nach unten, ja. Ich muss diesen Teil kopieren.«
Kit legte seine Hand auf eine widerspenstige Kartenecke und starrte auf das nichtssagende Gekrakel sowie die wirbelförmigen und in sich verflochtenen Linien dieser fremdartigen Symbole. »Sie sagen dir, wohin wir gehen müssen, nicht wahr?«
»Das sagen sie mir - und noch mehr«, antwortete Cosimo, der mit dem Stift herumfuhrwerkte. »Ich werde dich lehren, wie die Zeichen zu lesen sind, aber gerade jetzt ...« Er hielt inne und starrte auf das Pergament, das vor ihm lag. »Oh!«
Sein Oberkörper fuhr aufrecht nach oben; immer noch blickte er erstaunt auf die Karte.
»Was?«, fragte Kit.
Cosimo drehte sich ihm zu. Seine Augen waren vor Schreck geweitet.
»Ein Gespenst gesehen?«
»Schlimmer als das«, murmelte Cosimo. »Weitaus schlimmer.« Er packte das Pergament mit beiden Händen und hielt es sich vor die Nase. »Mehr Licht!«, befahl er.
Kit, der die Fackel noch fester umklammert hielt, brachte sie so nahe an das Pergament heran, wie er es wagen konnte.
»Genau wie ich gedacht habe!«, schrie Cosimo und schleuderte die Karte Sir Henry zu. »Eine Fälschung!«
»Bei meinem Wort, Sir«, stieß der Lord keuchend hervor und betrachtete die Karte genau. »Seid Ihr sicher?«
»Es gibt nicht den geringsten Zweifel. Schaut her! Die Symbole sind schlampige, mangelhaft erstellte Nachbildungen. Ach, das Ding ist beinahe unentzifferbar. Wer auch immer das hier gemacht hat, besaß offenkundig nicht die leiseste Ahnung, was er da kopierte.« Verärgert griff er nach dem Pergament. »Das ist nicht die Karte. Jemand hat das Original entwendet und an seiner Stelle eine minderwertige Kopie zurückgelassen. Kurz gesagt, Leute, wir sind bestohlen worden.«
»Ungeheuerlich!«, rief Sir Henry. »Wir werden nicht zulassen, dass diese Verletzung des Besitzrechts einfach so hingenommen wird. Schatzmeister Cakebread wird wissen, wer hier unten gewesen ist und wann. Er wird eine Liste ihrer Namen haben. Wir brauchen nur -«
»Wartet! Wartet«, unterbrach ihn Cosimo, der sich mit der Hand durchs Haar fuhr und sich einmal um die eigene Achse drehte. »Vergebt mir, Sir Henry, aber nein ... Wir werden nichts unternehmen und nichts sagen.«
»Nichts? Aber dieses Verbrechen muss sicherlich gemeldet werden. Wir müssen -«
»Wir dürfen uns nicht anmerken lassen, dass wir von dem Fehlen der Karte wissen - denn sonst riskieren wir, den Dieb zu warnen. Und dann ist er auf der Hut.« Cosimo warf die gefälschte Karte auf den Tisch. »Begreift Ihr es nicht? Wer auch immer das getan hat, muss auch weiterhin der Überzeugung sein, dass seine List unentdeckt geblieben ist.«
Sir Henry griff den Faden auf. »Trügerische Zuversicht wird ihn sorglos werden lassen, und dadurch wird sich sein Ende beschleunigen. Sehr weise, Sir. Ich füge mich Eurem überlegenen Verstand.«
»Was ist nun mit dieser Karte?«, wollte Kit wissen. »Können wir sie trotzdem benutzen?«
»Leider nicht«, erwiderte Cosimo. »Ich fürchte, sie ist wertlos. Wer weiß, welche Fehler sie enthält? Wir müssen uns etwas anderes ausdenken.« Er dachte so angestrengt nach, dass sich auf seiner Stirn Falten bildeten; dann aber erhellte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig. »Ich hab's!«, verkündete er. »Black Mixen.«
»Ach ja«, stimmte Sir Henry ihm zu, der sich offenkundig nur langsam für diese Idee begeistern konnte. Dann aber erklärte er: »Ich pflichte Euch voll und ganz bei. Das wird für uns der beste Weg sein.«
»Black Mixing?«, hakte Kit nach. »Was bedeutet das?«
»Black Mixen! Der Black Mixen Tump ist ein Hügel und befindet sich nicht weit von hier in den Cotswolds«, antwortete Cosimo. Als er Kits verwirrten Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: »Mach dir nichts draus; du wirst schon bald genug sehen.« Er drehte sich um und rollte vorsichtig das Pergament zusammen. Dann legte er das Band um die Rolle, verschnürte es und wickelte sie ins Tuch ein. Schließlich brachte er sie wieder in der Kiste unter und verschloss sie. »Da hinein - und damit basta! Also, kein Wort zu
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