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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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die Besucher in den Collegehof mit seinem unvollendeten, dachlosen Klostergebäude und führte sie zu einem kleinen Raum am Ende des gepflasterten Ganges. Dort klopfte der Pförtner gegen die Tür; und von innen erklang eine Stimme, die ihn bat einzutreten. Er trat ein und kehrte wenige Sekunden später mit dem Schatzmeister zurück, einem kleinen Mann mit birnenförmiger Figur und grauem Bart, der aber nur sein Kinn und nicht die Oberlippe bedeckte. Sein kahl werdender Schädel wurde von einem randlosen, runden Hut aus weichem rotem Samt bedeckt.
    Abrupt riss der Schatzmeister die Kopfbedeckung herunter, als er sich vor seinen Besuchern verbeugte. »Willkommen, Sir Henry. Es ist wie immer ein ganz besonderes Vergnügen, Euch wieder einmal zu sehen. Wie kann ich Euch an diesem schönen Abend zu Diensten sein?«
    Sir Henry dankte dem Pförtner, nahm die Fackel und entließ ihn. Das Licht gab er an Cosimo weiter und sagte: »Ich wünsche Euch einen guten Abend, Simeon. Es ist schön, wieder hier zu sein. Wir möchten nur den Schlüssel zur Krypta, ansonsten werden wir Euch nicht stören.«
    »Kein Problem, Sir. Kein Problem.« Der Schatzmeister flitzte ins Innere zurück und kehrte mit einem großen Schlüsselring zurück. »Wenn ich bitten darf, Gentlemen - hier entlang.«
    Er geleitete seine Besucher zur Kapelle des College und zu einer Tür im Inneren des Eingangs. Dort hantierte Simeon Cakebread an dem Ring, wählte einen langen eisernen Schlüssel aus und schloss damit die Tür auf. Anschließend führte er sie auf einer Wendeltreppe nach unten in die Dunkelheit. Eine zweite Tür wurde aufgeschlossen, dann drückte der Schatzmeister sie mit einiger Anstrengung auf. Als sich Kits Augen an die Düsternis gewöhnt hatten, sah er zunächst, dass er in einem Gewölbe war und sich in einer der Mauern hoch oben ein schmales Gitter befand. Der Raum, der sechs Seiten aufwies, roch nach Staub und Alter, doch er war trocken. Ganze Reihen eisengepanzerter Kästen von unterschiedlicher Größe - einige von ihnen waren kleiner als Schuhkartons, andere größer als Teekisten - säumten die Umfassungswand. In der Mitte des Raums stand ein niedriger Tisch mit einer großen Kerze auf einer Messingplatte.
    »Soll ich das Licht für Euch anzünden, Mylord?«
    »Habt Dank, Simeon, doch das wird nicht nötig sein. Wir werden uns schon zu helfen wissen, wenn Ihr nichts dagegen habt. Wir haben die Absicht, nur ganz kurz hier unten zu sein.«
    »Dann werde ich Euch Euren Studien überlassen, Sir Henry.« Der Schatzmeister öffnete den Ringverschluss und entfernte einen der kleineren Schlüssel, den er dem Lord übergab, bevor er fortging.
    »Mein Freund, Euch gebührt die Ehre«, erklärte Sir Henry und reichte Cosimo den Schlüssel. »Schließlich ist es Eure Karte.«
    Cosimo gab seinem Urenkel die Fackel und trat zu einer der Schatullen. Er beugte sich vor und hantierte einen Augenblick lang an dem Schloss. Erst war ein dunkles Klicken zu hören und danach ein rostiges Quietschen, als der schwere Deckel an den starren Scharnieren hochgeklappt wurde.
    Cosimo bückte sich, griff nach unten in die Kiste hinein und fühlte ein bisschen umher. Dann hob er eine Rolle aus grobem Tuch heraus. Damit ging er zum Tisch, zog das Tuch fort und enthüllte eine Pergamentrolle, die mit einem schwarzen Satinband zusammengebunden war. Er löste das Band und breitete vorsichtig die Rolle aus.
    Kit trat näher und hielt die Fackel über dem Tisch hoch.
    Im flackernden Licht starrte er nach unten und erblickte ein merkwürdig geformtes Stück Pergament, das etwa fünf oder sechs Zoll lang und rund zehn Zoll breit war. Die Oberfläche war bedeckt mit Dutzenden eigenartiger kleiner Symbole: seltsame, winzige Formen, die nichts mit einem Objekt der Natur oder mit einer Sprache gemein hatten. Oder zumindest keiner Sprache, die Kit kannte.
    »Ist das ...?«, begann er zu fragen.
    »Ja«, erwiderte Cosimo. »Das ist die Meisterkarte oder zumindest ein Teil davon. Vor einigen Jahren brachte ich sie hierher, damit sie sicher aufbewahrt ist. Es war Sir Henrys Idee. Cakebread ist absolut vertrauenswürdig und stellt keinerlei Fragen. Und diese Krypta ist praktisch unbekannt, abgesehen von den wenigen, die sie benutzen. Sie ist zudem geschützt vor den Elementen ebenso wie vor zufälliger Beachtung. Ich bewahre die Karte hier auf, damit sie nicht in die falschen Hände fällt.«
    »Ganz recht«, pflichtete Sir Henry ihm bei, während er mit einer Fingerspitze

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