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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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kennenzulernen, bevor die Woche vorüber ist.«
    Der Kellner kehrte mit einer Schüssel zurück, die entkernte, dicke blaurote Oliven enthielt, gefüllt mit einer weißen, breiigen Substanz.
    »Kosten Sie diese; und dann wissen Sie, was für eine Wonne eine Olive sein kann«, sagte Hakim und bot seinem Geschäftspartner die Schüssel an.
    Burleigh nahm eine Olive und steckte sie sich in den Mund. »Nicht übel.« Er kaute einen Moment. »Finden sie denn etwas? Irgendetwas Wertvolles?«
    »Sie graben die ganze Wüste um. Es ist alles streng geheim.« Hakim lächelte und griff nach den Oliven. »Aber natürlich ...«, fuhr er fort und warf sich eine der gefüllten Früchte in den Mund, »... habe ich meine Quellen.«
    »Natürlich.«
    Hakim schluckte die Olive herunter. Dann beugte er sich vor und senkte seine Stimme, obgleich kein anderer Restaurantgast in Hörweite war. »Man munkelt, dass sie kurz vor einer großen Entdeckung stehen - nichts weniger als ein königliches Grabmal.«
    »Ist dem so?«, fragte Burleigh nachdenklich.
    Hakim nickte. »Es kann jetzt jeden Tag passieren - so haben mir meine Quellen mitgeteilt.«
    »Es scheint, dass ich zur richtigen Zeit gekommen bin.«
    »Ein höchst glücklicher Zufall«, stimmte der Zwischenhändler zu. »Der Handel wird bald wieder florieren. Inschallah!«
    Drei in Kaftanen gekleidete Kellner kamen an den Tisch, die Arme voller Teller und Platten. Ohne ein Wort zu sagen, begannen sie, das Essen auf den Tisch zu stellen: Das Hauptgericht bestand aus mit Honig glasierten Wachteln, gefüllt mit Pflaumen und Pinienkernen; sie lagen auf einem Bett aus köstlichem, nach Jasmin duftendem Reis, der mit Koriander gewürzt war. Auf weiteren Platten wurden eingelegter, in Scheiben geschnittener Nilbarsch und Tigerfisch mit Zwiebeln und ganzen Pfefferkörnern serviert; zudem gab es hellgrüne Melonenscheiben und Feigen in Wein.
    Hakim Rassoul schmatzte mit den Lippen und steckte sich die weiße Leinenserviette in den Ausschnitt seines Gewandes. Mit Begeisterung fiel er über das Essen her, wobei er nicht ein einziges Mal nach Messer und Gabel griff. Sein Genuss an dem Mahl übertraf jegliche Art von Vergnügen und befand sich auf dem besten Wege zur Ekstase. Burleigh, dessen Appetit durch die Hitze geschrumpft war, beobachtete seinen Geschäftspartner voller Verwunderung, und seine eigenen Bemühungen auf diesem Gebiet wirkten vergleichsweise matt.
    Es dauerte geraume Zeit, bevor Hakim wieder zu sprechen vermochte. »Der Himmel sollte solches Essen haben«, verkündete er und schob schließlich seinen Teller fort. »Sie sind in der Gegenwart von etwas Bedeutsamem gewesen, mein Freund.«
    »Das bezweifle ich nicht«, stimmte ihm Burleigh verhalten zu.
    Kaffee wurde gebracht, und sie beendeten ihre Mahlzeit mit einer freundlichen Unterhaltung über den internationalen Antiquitätenhandel. Anschließend kehrten sie zum Lagerhaus zurück, um ihre Geschäfte abzuwickeln.
    Es war später Nachmittag, als Burleigh Abschied nahm. Das Taxi wartete immer noch - er musste den Fahrer aufwecken. Tief in Gedanken ließ sich Burleigh hinten auf dem Sitz nieder. Als sie das Hotel erreichten, erhob er sich, gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld und ging hinein. Er machte drei Schritte in der Lobby - und dann erspähte er seine Beute: einen großen, schlanken, tadellos gekleideten Mann, der an der Rezeption stand und mit den Fingern auf die Marmortheke trommelte.
    Burleigh hielt kurz inne, strich seine Jacke glatt und schritt dann voran. Er stellte sich hinter dem Mann an, der ihm den Rücken zuwandte, und hustete leicht, um sich selbst anzukündigen. Anschließend sagte er mit fester, nachhallender Stimme: »Entschuldigen Sie bitte, aber sind Sie nicht Lord Carnarvon?«
    Der Mann drehte sich um, musterte Burleigh mit einem einzigen Blick und lächelte höflich. »Ja? Und mit wem spreche ich?«
    »Gestatten Sie mir, mich vorzustellen«, erklärte Burleigh und bot seinem Gegenüber die Hand an. »Ich bin Archelaeus Burleigh, Earl of Sutherland. Mir ist mitgeteilt worden, dass Sie hier logieren. Ich glaube, wir haben gemeinsame Freunde. Darf ich Sie zu einem Drink einladen?«

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    E s tut mir leid, Etzel«, sagte Wilhelmina, umklammerte die Hände des großen Mannes mit ihren beiden eigenen und drückte sie, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich hätte zuerst mit dir sprechen sollen. Das weiß ich. Doch es geschah so schnell, dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte.

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