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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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einem Beduinenzelt und dem Büro eines Buchprüfers zu sein schien. Hinter einer großen Platte aus poliertem Mahagoni saß ein schlanker Ägypter mit einem dünnen, scharf geschnittenen Gesicht. Über seiner eng anliegenden Galabija, die bis zum Kinn zugeknöpft war, trug er eine glitzernde Seidenweste. Die Luft war blau vom Rauch einer kurz zuvor ausgelöschten Zigarre.
    »Burleigh! Kommen Sie herein! Kommen Sie herein! Der Friede Allahs sei mit Ihnen, mein Freund. Wie gut, Sie zu sehen.«
    »As-salaam'u, Abdel Hakim. Sie sehen wie immer glücklich und wohlhabend aus. Wie geht es Ihnen?«
    »Erträglich - nur erträglich. Aber warum soll man Gott durch Klagen herausfordern? Babu, du Nichtsnutz, bring uns Whisky!«
    »Danke sehr, Hakim, aber keinen für mich«, erklärte Burleigh. »Es ist noch zu früh am Tage.«
    »Wirklich?«, fragte Hakim verblüfft. »Nun denn.« Dann befahl er laut: »Babu, bring uns Wein - und Feigen ... und ein paar Datteln.« Er trat um den Tisch herum, fasste Burleigh an den Schultern und umarmte ihn. »Es ist eine lange Zeit gewesen, mein Freund.«
    »Nur sechs Monate«, erwiderte Burleigh.
    »So kurz nur? Es erschien mir viel länger.« Er lächelte und wies seinen Besucher mit einer wedelnden Geste zu einem geschnitzten Thron aus Buchsbaumholz, der mit dem Vlies einer gefleckten Ziege bedeckt war. »Ich hoffe, Ihre Reise war angenehm.«
    »Angenehm genug.«
    »Setzen Sie sich! Und erzählen Sie mir die Neuigkeiten der Welt.«
    »Sie kennen sie besser als ich, Hakim. Ich bin erst gestern angekommen.«
    »Ach ja, wir hatten eine Botschaft von Ihnen erhalten.« Der Antiquitätenhändler ließ sich wieder in seinem Sessel nieder und verschränkte seine Finger vor dem Bauch. »So! Hier sind Sie nun.«
    »In der Tat«, stimmte Burleigh ihm höflich zu. »Doch ich muss sagen, dass all das Reisen langweilig wird - und Käufer sind immer schwieriger zu finden. Ich denke daran, das Geschäft aufzugeben und ein anderes Betätigungsfeld zu finden.«
    »Unsinn!«, rief der Händler aufgebracht. »Sagen Sie das niemals, mein Freund. Wir haben das erfolgreichste Exportgeschäft diesseits von China. Wir sind Partner, Sie und ich. Wenn Sie aufgeben, wird Hakim and Sons sterben. Wie Trauben, die man an den Reben zurückgelassen hat, werden wir in der heißen Sonne verschrumpeln und sterben.«
    »Sie haben viele andere Partner, Hakim. Ich nehme an, Sie werden überleben.«
    »Richtig«, gab der Zwischenhändler zu. »Aber keiner meiner Partner ist so erfolgreich wie Sie.«
    »Keiner bezahlt Ihnen so viel wie ich, meinen Sie.«
    In diesem Augenblick kam Babu mit einem Tablett aus Teakholz herein, auf dem eine Weinflasche, zwei Kristallkelche und Schüsseln standen, in denen sich in Sirup eingelegte Feigen und getrocknete, mit Mandeln gefüllte Datteln befanden. Er stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab, goss Wein in die Kelche und zog sich dann aus dem Zimmer zurück.
    »Warum so streitsüchtig, mein Freund?«, fragte Hakim. Mit jeder Hand ergriff er einen der Kelche, hielt sie ins Licht und bot dann einen seinem Gast an. »Kommen Sie, lassen Sie uns trinken - und wie immer auf gute Geschäfte!«
    Burleigh ergriff den Kelch. »Auf gute Geschäfte«, wiederholte er und hob seinen Pokal.
    Sie führten ihre Unterredung fort, indem sie die Vereinbarungen für eine ganze Anzahl von Objekten besprachen, die der Earl bei seinem letzten Besuch hier im Lager gelassen hatte. Als sie das Gespräch zu Ende geführt hatten, stand Hakim auf und erklärte, er habe einen Riesenhunger.
    »Ich könnte ein ganzes Kamel essen«, verkündete er. »Kommen Sie, Burleigh, mein lieber Freund. Speisen Sie mit mir. Ich werde Sie zu einem mir bekannten Ort am Fluss führen, wo man Mahlzeiten zubereitet, die einen solch exquisiten Geschmack haben, dass die Engel voller Neid herabblicken.«
    »Ich bin sicher, dass es sehr gut ist«, meinte Burleigh und zog seine Uhr aus der Tasche. »Aber ich hatte gehofft, ein paar neue Dinge zu sehen, bevor ich gehe.«
    »Natürlich! Natürlich! Und solche Dinge ...« Er legte die Finger auf seine Lippen und küsste sie. »Wundervolle Dinge! Die besten sogar. Und alle für Sie.« Hakim griff hinter seinen Schreibtisch und brachte einen kleinen Turban aus weißem Satin sowie einen Spazierstock aus Ebenholz zum Vorschein. »Doch ein Mann muss essen, und das Restaurant ist nicht weit entfernt. Der Spaziergang wird Ihren Appetit stärken.« Mit langen Schritten hüpfte er durch sein Büro und warf

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