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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Augen geführt hatte, und sie wollte, dass es Wirklichkeit wurde. »Ich bin einverstanden.«
    Mit einem leisen Knall schloss Arnostovi sein Buch. »Gut.«
    Ein Schatten verdunkelte den Eingang.
    »Sie sind da«, fuhr Arnostovi fort. »Geht nach hinten und überlegt, wo Ihr die Küche haben wollt. Doch seid still. Diese Männer werden enttäuscht und verärgert sein. Ich werde mich um sie kümmern.«
    Mina nickte und ging in den hinteren Bereich des Geschäftslokals. Dort tat sie, was der Hausbesitzer ihr vorgeschlagen hatte: Sie begann zu überlegen, wie der Raum am besten aufgeteilt werden konnte, um die Öfen und Arbeitsflächen unterzubringen, die sie vor ihrem inneren Auge erblickte. An der Vorderseite des Geschäfts hörte sie ein Klopfen an der Tür. Arnostovi öffnete sie, woraufhin Stimmen zu hören waren. Man tauschte Grüße aus, und dann wurde es ruhiger. Sie gestattete sich, einen Blick über die Schulter zu werfen, um zu sehen, was gerade passierte. Arnostovi und drei Männer, die Lodenmäntel und federgeschmückte Hüte trugen, standen zusammengedrängt im Ladeneingang.
    Noch während Mina hinsah, klopfte einer der Männer mit dem Ende seines Spazierstocks wütend auf den Boden. Es wurden heftige Worte gewechselt, und die Stimmen klangen eindringlicher und schärfer. Arnostovi breitete die Hände auseinander und zuckte mit den Schultern. Dann hielt er die Tür auf und geleitet die Männer vom Gebäude weg. Ein paar Augenblicke später kehrte er lächelnd zurück und summte vor sich hin.
    Mina konnte nicht anders, als ihn zu fragen: »Worum ging es da eigentlich?«
    »Die Wahrheit ist, dass ich dieses Gebäude gar nicht besitze«, gestand er. »So gerne ich es auch besitzen würde - meine Mittel reichen noch nicht aus, um ein so teures Objekt zu erwerben.«
    »Wem gehört es dann?«
    »Ein so prachtvolles Gebäude ...« Er blickte anerkennend umher. »Es gehört Erzherzog Matthias.«
    Wilhelmina benötigte einen Augenblick, um diese Information richtig einzuschätzen. Während ihrer relativ kurzen Zeit in Prag hatte sie begonnen, ein paar praktische Kenntnisse über höfische Angelegenheiten zu sammeln. »Der Erzherzog ... Ihr meint den Bruder des Kaisers?«
    »Genau den«, bestätigte Arnostovi. »Der Erzherzog hat viele Besitzungen in der Stadt - zusätzlich zu den Landgütern natürlich.«
    »Natürlich«, wiederholte Mina, die ziemlich verwirrt war. »Aber wenn das so ist ... wie habt Ihr dann ...?«
    »Wie habe ich es gerade Euch vermieten können?« Arnostovi gefiel es, ein listiges, verschwörerisches Lächeln zu zeigen. »Natürlich verwaltet Erzherzog Matthias seine Besitztümer nicht selbst. Das liegt ihm fern. Mit dieser Aufgabe betraut er Minister. Der oberste von ihnen ist Herr Wolfgang von Rumpf, er steht sehr hoch in der Rangordnung bei Hofe. Zufällig ist von Rumpf ein Glücksspieler, und vor allem liebt er das Kartenspiel. So manchen Abend verbringt er an den Kartentischen in den eleganteren Häusern der Stadt. Und ich spiele auch Karten.«
    »Ihr überrascht mich, Herr Arnostovi«, mokierte sich Mina. »Fahrt fort.«
    »Bitte verratet es keinem - ich bin ein fürchterlicher Kartenspieler«, gab er gutgelaunt zu. »Nichtsdestotrotz bin ich besser als von Rumpf. Seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren, habe ich versucht, zu seinem Tisch eingeladen zu werden. Gestern Abend ist es endlich geschehen. Zusammen mit gemeinsamen Bekannten haben wir zu Abend gegessen und dann gespielt.« Ein breites, strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ich habe gewonnen.«
    Wilhelminas Augen weiteten sich. »Ihr meint ...?«
    »Nein. Er mag zwar ein schlechter Kartenspieler sein, aber er ist kein Dummkopf.«
    »Was habt Ihr dann genau gewonnen?«
    »Ich bekam von ihm das Versprechen, mir zu gestatten, dieses Gebäude für ihn zu verwalten - und für den Erzherzog, nicht zu vergessen. Natürlich erhalte ich dafür einen kleinen Anteil an den Gewinnen, die dieses Objekt einbringt.«
    »Ich verstehe.« Wilhelmina runzelte die Stirn.
    »Nein, nein! Es ist nicht so. Mir geht es nicht um das Geld. Ich möchte das nur als ein Mittel benutzen, um einen Zutritt zum Hof zu gewinnen. All das ist zum Wohl meiner geschäftlichen Interessen - und auch Eurer, wie ich hinzufügen möchte.«
    »Meiner?«
    »Schifffahrten nach Venedig. Der Erzherzog besitzt Schiffe.«
    »Oh, ich glaube, ich beginne zu verstehen.«
    »Doch von Rumpf hat es mir nicht einfach gemacht«, erklärte Arnostovi, der nun im Raum hin und her

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