Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
zu kleinen Schnitzeln verarbeiten, während du tatenlos zusehen darfst. Aber natürlich hätte es gar nicht anders enden können.«
»Wenn du so sicher bist, dass Sumey den Sieg davonträgt, warum bist du dann hier?« Ich tastete mit der freien Hand in den Schatten herum, bis ich das erwartete Blasrohr gefunden hatte. »Und wofür ist das?«
»Du weißt wirklich nicht, was los ist, richtig?« Devins Ton schwankte zwischen Fassungslosigkeit und Erbitterung. »Du hast in deinem ganzen Leben nie irgendetwas wirklich begriffen, Aral. Du bist einfach nur vorangestürmt und hast dich daraufverlassen, dass die alte Königsmördermagie dir den Tag rettet. Und weißt du, was der größte Witz bei der Sache ist? Es hat verdammt noch mal immer funktioniert. Ganz egal, wie die Chancen standen. Aral, der gottverdammte Königsmörder, ist immer auf den Füßen gelandet.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Wie machst du das, Aral? Wie schaffst du es, ständig zu scheitern und trotzdem gut dazustehen? Ganz egal, wie unausgegoren dein Plan auch ist? Ganz egal, wie viele andere, die härter gearbeitet und die Dinge wirklich durchdacht haben, es versuchen. Ganz egal, was du eigentlich verdient hättest. Die Würfel fallen für dich immer mit der Krone nach oben. Tja, aber dieses Mal, Kumpel, sind die Würfel präpariert, und wie oft du auch wirfst, du bekommst nur noch Schädel. Dieses Mal wirst du verlieren, und ich werde hier sein, um dabei zuzusehen.«
Unter mir führte Sumey eine besonders schnelle Wendung samt Konter aus und schlug so fest gegen Mayliens Klinge, dass ich sicher war, sie müsse auf der Stelle brechen. Aber irgendwie schaffte es Maylien, den Schwung aufzufangen, einen seitlichen Radschlag zu machen und ihr Schwert zu retten.
»Was in aller Welt redest du da, Devin? Du bist hier mit diesem Ding und ...« Als ich das Blasrohr schüttelte, fiel ein langer Stahlbolzen heraus.
Mit einem dumpfen Klimpern schlug er auf dem Dach auf und rollte davon. Sein Ende war dick mit einer dunklen, klebrigen Substanz beschmiert, Mantikorgift, dem grünlichen Grundton nach zu urteilen. Was zum Henker ...
»Das ist nicht für Maylien«, sagte ich. »Etwas so Offensichtliches könntest du nie vor den Zeugen geheimhalten. Wen willst du umbringen? Und warum?«
»Sieh dir einfach das Duell an, Aral. Wenn deine Maylien gut genug ist, wirst du es vielleicht herausfinden.«
»Sumey? Deem? Fei?«
»Sieh es dir einfach an.«
Noch eine Minute zog dahin, und ich erkannte, dass Maylien müde wurde. Wenn sie nicht bald einen Trick aus dem Ärmel zog, würde sie in Kürze tot sein. Und ich konnte nichts tun, ohne mein Versprechen zu brechen und alles wegzuwerfen, wofür sie kämpfte. Noch ein Schlag und noch einer. Sie musste – oh, schön!
Statt die Schläge ihrer Schwester zu parieren, hatte Maylien sich flach zu Boden geworfen, die Füße Sumey zugewandt. Dies war nicht das erste Mal, dass sie auswich, aber es war seit den ersten Augenblicken des Duells das erste Mal, dass sie dabei an ihre Schwester heranrückte, statt sich von ihr zu entfernen. Als Sumey automatisch dem erwarteten Manöver folgte, geriet sie direkt in eine Beinschere, die sie an Knie und Schienbein erwischte.
Sumey landete im rechten Winkel zu ihrer Schwester auf dem Bauch, und ihr Schwert war im gleichen Zug auf der falschen Seite ihres Körpers gefangen. Sie hatte Mayliens gleitendem Stoß keine Deckung mehr zu bieten. Es war ein schöner Hieb, der die Klinge tief zwischen Sumeys Rippen trieb, aufwärts und hinein, mitten ins Herz. Sumey war auf der Stelle tot. Das war klar erkennbar. Der fehlende Blutstrom aus der Wunde zeigte auf, dass ihr Herz zu pumpen aufgehört hatte. Ich entspannte mich, entfernte aber nicht meine Klinge von Devins Hals.
Unter mir erhob sich Fei und ging auf die am Boden liegenden Schwestern zu. »Ich glaube, das war es dann.«
»So viel zu deinen Gedankenspielchen, Devin«, sagte ich. »Und jetzt sollten wir ...«
Sumey bewegte sich. Es war unmöglich. Mayliens Klinge hatte ihr Herz durchbohrt, aber sie rappelte sich dennoch auf. Und noch immer floss kein Blut.
»Ich sagte doch, du sollst es dir ansehen«, kommentierte Devin in blasiertem Ton.
»Was zum Henker ist hier los?« Hauptmann Fei zuckte zurück, fort von Sumey.
»Ich töte meine Schwester.« Sumey stemmte sich auf Hände und Knie. »Und das werdet Ihr im Namen der Krone bezeugen wie ein gutes, kleines Schoßkindchen, wenn Ihr wisst, was gut für Euch ist.«
Und jetzt
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