Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
Sicherheitsvorkehrungen studierte.
Die Arbeit der Schwertführer umfasst einen grässlichen Haufen an Zeit, die nur dem Herumsitzen und Abwarten dient.
Jemanden zu töten ist vergleichsweise einfach, wenn es einen nicht kümmert, ob man dabei beobachtet wird oder ob man davonkommt. Keine Sicherheitsmaßnahme kann gut genug sein, um einen entschlossenen, professionellen Assassinen fernzuhalten, der bereit ist, sein Leben zu geben, nur um sein Ziel zu erreichen. Zum Glück für diejenigen, die Könige bewachen müssen, gibt es nur sehr wenige Profis, die daran interessiert sind, für ihre Arbeit zu sterben. Sogar unter den Klingen Namaras.
Ich weiß, Erzählungen zeichnen von uns ein Bild fanatischer Mörder, der Göttin vollends ergeben und bereit, uns selbst zu martern, wann immer es der Göttin gefällt. Das ist wahr, aber irrelevant. Hätte Namara je einen von uns zu einer Selbstmordmission aufgefordert, dann glaube ich nicht, dass irgendeiner von uns sich der Göttin widersetzt oder auch nur wegen des Auftrags gegrollt hätte. Aber das hat die Göttin nie getan. Hättet Ihr mich damals danach gefragt, ich hätte gesagt, es läge daran, dass sie ihre Schwertführer liebte und nie zulassen würde, dass uns ohne Not Leid widerfährt.
Auch das wäre die Wahrheit, aber auch das wäre irrelevant, denn es ist nur eine Wahrheit. Eine andere ist, dass Kinder, deren Denkart geeignet ist, sie zu Klingen heranzuziehen, dünn gesät sind. Und jene mit der passenden Denkart, die zudem einen Vertrauten haben und über magische Gaben verfügen, sind noch seltener. Die Finsterlinge sind ziemlich wählerisch, wenn es darum geht, mit wem sie eine Bindung einzugehen bereit sind – nur ungefähr jedes dritte Kind, welches ihnen zugeführt wurde, kam für sie infrage. Und schließlich erfordert es mehr als ein Jahrzehnt der Ausbildung, um auch nur Schwertführernovize zu werden. Die Göttin kann es sich nicht leisten, auch nur einen von uns einfach wegzuwerfen.
Weshalb Triss und ich vier Stunden in einem Fetzen Seideüber einem mehrstöckigen Abgrund gehangen und sorgsam abgemessene Efikbohnen gekaut hatten, während ich beobachtete und lauschte. Wollten wir sauber wieder hier rauskommen, nachdem ich den König getötet hatte, so mussten wir erst einmal sauber hineingelangen. Das hieß beobachten, warten, denken und planen. Es hieß auch, dass ich mich mit dem permanenten Schutzbann herumschlagen musste, der in den Mosaikboden des Balkons eingebaut war.
Es gibt zwei Ausführungen von permanenten Bannen, spezialisierte und nicht spezialisierte. Spezialisierte Banne reagieren nur auf Personen, die nicht in ihren Speicher eingezaubert worden waren. Nicht spezialisierte Banne reagieren auf jeden. In beiden Fällen ist es praktisch unmöglich, den Bann zu passieren, ohne ihn auszulösen. Das ist der Grund, warum sich die Leute normalerweise nicht die Mühe machen, die Banne zu verstecken: Sie sind ebenso Warnung wie Hindernis. Wenn jemand versucht, sie zu überqueren, dann ist das, was passiert, wenn der Bann ausgelöst wird, nur durch die Macht und die Fantasie des Bannbauers begrenzt.
Permanente Banne sind gefährlich. Und dumm sind sie auch. Sie können nur mit einem Haufen Arbeit seitens des Bannbauers auf veränderte Bedingungen eingestellt werden. Es kostet schon eine Menge Zeit und haufenweise Energie, auch nur eine neue Person in den Speicher aufzunehmen. Hinzu kommt, dass sie, wenn sie sich an Orten befinden wie diesem Balkon, wo sie Wind und Wetter ausgesetzt sind, nicht allzu empfindlich reagieren dürfen.
Niemand will, dass jedes Mal, wenn eine Taube für eine Minute landet oder ein paar Blätter über den Balkon geweht werden, eine fünfzig Fuß hohe Säule magischen Feuers in die Luft schießt. Das kostet Nerven und gewöhnt die Wachen daran, gar nicht weiter auf die Banne zu achten, wenn sie ausgelöst werden. Und passierte das oft genug, erschöpfte es den Bann.Andererseits will auch niemand, dass ein schlauer Magier mit einer Taube als Vertrautem seinen Kumpel einfach auf dem Bann landen lässt, um von dort aus zu spionieren. Also geht man Kompromisse ein. Man stellt den Bann so ein, dass er fies, aber unauffällig reagiert, wenn etwas Lebendiges auf ihm landet, das kleiner ist als eine Katze. Und man stellt ihn so ein, dass er Blätter und das ganze andere tote Zeug ignoriert.
Beispielsweise ein Stück Seide mit in den Saum eingenähten Gewichten, durch die es geworfen werden kann wie ein Netz. Wenn man wirklich
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