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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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vorsichtig zu Werke geht, baut man eine Art Magiedetektor in den Bann ein, sodass alles, was mit einem aktiven Zauber ausgestattet ist, vielleicht ein Augschau oder ein Hörensager, die Feuersäulenbehandlung bekommt. Aber nehmen wir an, das Stück Seide enthält keine aktive Magie, nehmen wir an, es ist nur darauf ausgelegt, selbst empfindlich auf Magie zu reagieren, und nehmen wir außerdem an, dass es träge reagiert, tja, das ist wirklich sehr schwer aufzuspüren.
    Und so kam es, dass wir in der letzten Stunde unter dem Balkon gehangen hatten, auf dem wiederum ein seidenes Netz lag und ein perfektes Spiegelbild des Bannes in sich aufsog. Als wir in unsere Molle zurückgekehrt waren, nahm ich die Seide, befestigte sie mit Triss’ Hilfe an einer vorverzauberten Filzmatte und schuf einen maßgeschneiderten Schwarzbann, der dem Bann die Wahrnehmung nehmen würde.
    So durchbricht man wirklich gute Sicherheitsmaßnahmen, ohne sich erwischen zu lassen: langsam, sorgfältig, eine maßgeschneiderte Aktion nach der anderen.
    Als wir das zweite Mal auf den Turm kletterten, verbrachte ich eine gute Stunde flach auf dem Schwarzbann liegend und presste ein winziges Hörrohr an die eisenbeschlagene Eichentür, ehe ich eine Eckhelle aus dem Trickbeutel nahm und unter der Tür hindurchführte, um in den Raum hineinzuschauen. Wie jeder andere Aspekt dieses Auftrags barg auch dies ein Risiko.
    Man nehme einen Streifen Silber, einen Zoll breit und etwas dicker als ein Bogen Pergament. Man färbe es totschwarz und poliere die Enden, bis winzige Spiegel entstanden sind. Verzaubern, damit ein Spiegel sieht, was der andere zeigt. Nun kann man um Ecken und unter Türen hindurchsehen. Die dafür nötige Magie ist klein, passiv und wohnt dem Gerät inne, was bedeutet, sie leuchtet auch vor dem Auge eines Magiers kaum. Das größere Problem sind die Spiegel selbst. Ohne sie geht es nicht, aber die Spiegel glänzen, trotzdem ist eine Eckhelle erheblich weniger risikobehaftet als die Alternativen.
    Als uns die Eckhelle einen dunklen, leeren Raum gezeigt hatte, schlüpften wir hinein, und ich nahm eine kleine Magierlampe aus meinem Trickbeutel. Ich öffnete die Richtblenden gerade weit genug, um einen schmalen Streifen des Bodens direkt vor mir zu beleuchten. Der Stein war düster und dunkelrot, sodass das Licht schon aus geringer Entfernung nicht mehr zu sehen war – eine Diebeslampe.
    Der Lichtstrahl zeigte mir ein kleines Ratszimmer mit einem schweren Holztisch, einem halben Dutzend Stühlen – darunter einer, der einen Thron darstellen sollte – und einem Nebentisch, an dem ein Sekretär stehen konnte. Der Raum, der ein Stockwerk unter den Gemächern des Königs lag, eignete sich als verschwiegener Treffpunkt, an dem er sich mit einigen wenigen, vertrauenswürdigen Beratern besprechen konnte. Es gab keine Fenster, nur zwei schwere Türen. Die, die in den Turm hineinführte, wurde von zwei Alkoven für Gardesoldaten eingerahmt.
    Kein guter Ort für einen Hinterhalt. Ich hätte es – mit Mühe – bewerkstelligen können, mich unter dem Tisch festzubinden und dort auf die Ankunft des Königs zu warten. Aber selbst wenn ich die unfassbar winzige Chance ergreifen und mich erfolgreich verstecken würde, bis er hereinkäme, um ihn dann mit einem Dolchstoß in die Lenden zu töten, würde ich es niemals lebendig hier herausschaffen.
    Natürlich wäre es verlockend gewesen, irgendwas Raffiniertes mit dem königlichen Stuhl und Gift anzustellen, hätte ich nicht gewusst, dass Alinthide getötet worden war, nachdem sie genau so einen Trick versucht hatte. Es stand absolut außer Frage, dass dieses Beratungszimmer täglich auf Gift überprüft wurde.
    Hätte ich eine Menge Glück und wäre außerdem ziemlich dumm, so wäre ich vielleicht in der Lage, Ashvik vom Rand des Balkons aus mit einem Giftpfeil zu erwischen, vorausgesetzt, die Tür wurde zum passenden Zeitpunkt geöffnet und ich wurde von unten nicht gesehen und es saß niemand auf dem Stuhl, der näher an der Tür stand, und damit in meiner Schussbahn. Nein, von hier aus konnte ich nicht zuschlagen, also investierte ich einen weiteren Haufen Zeit und legte das Ohr an die innere Tür.
    Dieses Mal war da etwas, worauf ich lauschen konnte. Alle paar Minuten passierten eine oder zwei Personen die Tür. Erst in die eine Richtung, dann in die andere. Einer der wenigen ernsthaften Minuspunkte der Elite war, dass die steinernen Hunde einen Haufen Geräusche machten, sobald sie aus der Erde

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