Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
fand sie vielleicht eine Möglichkeit, dass ich überlebte, um meine Mission erfolgreich abzuschließen. Die Zeit verging in herzzerreißender Langsamkeit. Der Hund fand mich nicht. Aber er verschwand auch nicht.Jahre schienen dahinzuziehen. Dann, mit einem Geräusch, als würde etwas in Schlamm plantschen, war er fort.
Ich schob das Auge zurück in seine Scheide, zog meine Schwerter und legte sie neben mich. Dann hob ich eine Hand und strich über die Steine der Mauer, dort, wo der Hundekopf hindurchgestoßen war. Sie waren unversehrt. Ein Zittern befiel mich, und Triss nahm wieder seine Drachenform ein.
»Alles in Ordnung?«, fragte er mit besorgter Stimme.
Ich nickte, obwohl ich nicht aufhören konnte zu zittern.
»Du kaust besser noch eine Bohne«, riet er. »Efik wird dir helfen.«
»Der Abstand zur letzten ist zu kurz.«
Mit purem Efik musste man vorsichtig sein. Zu viel, und es plättete nicht nur die ausgefransten Nerven, sondern gleich den ganzen Menschen. Tat man das nur oft genug, fand man vielleicht sogar Gefallen daran. Und vielleicht endete man in irgendeiner dunklen Gasse, zusammen mit all den anderen Schlafwandlern, und ritzte sich die Arme auf, um pulverisiertes Efik in die Wunden zu reiben. Und vielleicht brachte einen das Zeug auch um. Aber selbst als ich aufgehört hatte zu zittern, konnte ich meinen Herzschlag nicht dazu bringen, mit der Kaninchenjagd aufzuhören. Schließlich öffnete Triss meine Tasche und nahm eine Bohne heraus, um sie mir mit seinen Schattenklauen anzubieten.
»Ehrlich, ich glaube, du brauchst das jetzt.«
Ich nickte und nahm die Bohne. Ließ sie in meinen Mund fallen und kaute gemächlich. Binnen weniger Momente fühlte ich, wie ich ruhiger wurde und mein Herz langsamer schlug. Der Steinhund und sein Herr gingen noch etliche Male vorbei, jedes Mal, ohne hereinzuschauen. Während ihrer vierten Runde drehte ich mich wieder um und schob die Eckhelle unter der Tür durch, aber ich steckte meine Schwerter nicht wieder in ihre Scheiden.
Dieses Mal gingen sie in die andere Richtung, die Stufen hinunter. Etwa fünf Minuten blieben sie fort. Die Eckhelle offen sichtbar an Ort und Stelle zu lassen, während ich darauf wartete, dass der Kopf des zurückkehrenden Elitesoldaten wieder auftauchte, brachte mich erneut zum Zittern, aber ich musste genau wissen, wie lange der Korridor verlassen bleiben würde. Bei seinem nächsten Abstecher treppab untersuchte ich den Alarmbann, der vor der Tür auf der anderen Seite des Gangs hing – ein einfacher, temporärer Bann.
Es gab eine Menge Gründe, sich den Ärger zu ersparen, der mit permanenten Bannen verbunden war. Da wäre einmal die Laufzeit – beispielsweise, wenn man eine Stelle hatte, die nur bei Nacht oder für ein paar Stunden geschützt werden sollte. Dann die Möglichkeit, ein bewegliches Ziel zu schaffen – stete Veränderungen sind zweckdienlich, wenn man verhindern will, dass jemand einen Schwarzbann erbaut. Anpassungsfähigkeit – oder wenn zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Reaktionen gewünscht werden, ein stiller Alarm anstelle einer Verbrennung oder was auch immer. Routineunterbrechung – nutzte man solch einen Bann innerhalb eines Systems, zu dem auch Wachen zählten, wollte man vielleicht, dass er alle möglichen Geräusche erzeugte, wenn sie sich nicht regelmäßig bei dem Bann zeigten.
Wie dem auch sei, temporäre Banne sind erheblich schwerer zu täuschen als permanente. Nehmen wir den an der Tür. Vermutlich würde er auslösen, wenn die Elite zehn Minuten anstelle von fünf für den Ausflug die Treppe hinab brauchen würde. Ganz bestimmt würde er auslösen, wenn ich die Tür öffnete, und er war unerreichbar, wenn ich es nicht tat. Es gab Möglichkeiten, mit diesem Problem fertigzuwerden, aber nicht, ohne Spuren zu hinterlassen, die die Manipulation verraten könnten.
Das bedeutete, ich konnte nicht über diesen Punkt hinausgehen, ehe ich bereit war, den ganzen Weg zu gehen. Also wandte ich mich ab und suchte nach einem besser geeigneten Zugang.Aber drei weitere Erkundungstouren in der folgenden Woche erhärteten nur, was ich so oder so bereits vermutet hatte – es war der Balkon mit dem Konferenzraum oder gar nichts, und ich würde nicht einfach abziehen, ohne es versucht zu haben. Und so traf ich an einem stillen Nachmittag im Schnitttide meine Entscheidung. Morgen würde es so weit sein.
Ich würde den König töten oder selbst bei dem Versuch sterben.
12
Z war war ich bereits zuvor
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