Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
oder weniger. Die ersten zwei lagen versteckt in einem Loch, das sorgsam unter der breitesten Stelle einer wild wuchernden Reichsbuschrose ausgehoben worden war. Ich hätte sie nie entdeckt, hätte nicht das erste Tageslicht dafür gesorgt, dass ich anfing, mich nach einem Plätzchen umzuschauen, an dem ich mich während des kommenden Tages niederlegen konnte. Ich wollte in der Nähe bleiben und einige der Häuser, in denen ich geeignete Kandidaten für eine Operationsbasis Devins vermutete, im Auge behalten.
    Die dichte Rosenhecke bot einen guten Blickwinkel auf drei der fünf am besten geeigneten Alternativen, und ich war bereits dabei, in sein Unterholz zu kriechen, als mich leise Geräusche von vorn veranlassten, auf der Stelle zu erstarren. Die Krongardisten waren von Kopf bis Fuß in geflecktes Grün gewandet und hatten sich die Gesichter grün und braun bemalt. Dass sie der Krongarde angehörten, konnte ich nur anhand der Kroninsignien an der absichtsvoll grünspanigen Parierstange des Schwertes erkennen, das der mir nähere der beiden Gardisten sich über den Rücken geschnallt hatte. Sogar in dem wenigen Licht vor Anbruch der Dämmerung war es deutlich erkennbar, so nahe war ich ihnen gekommen, ehe ich sie entdeckt hatte.
    Ohne Triss’ verhüllende Gegenwart und die Tatsache, dass ich mich ihnen von hinten genähert hatte, und das mit einer gehörigen Portion Verstohlenheit, hätten sie mich gewiss längst gesehen, ehe ich sie hätte entdecken können. Selbst wenn ich nur vor ihnen vorübergegangen wäre, hätte mich das vermutlich verraten, jedenfalls, wenn sie auf der Suche nach Devin waren – und davon musste ich ausgehen. Ausgebildete Soldaten, die gezielt einem Schwertführer auflauerten, hatten sich zweifellos irgendwelche Lichtpunkte eingeprägt und warteten nur darauf, dass plötzlich eine vielsagende Finsternis zwischen ihnen und ihren Fixpunkten vorüberzog.
    Und sie hätten mir bestimmt genauso gern das Fell über die Ohren gezogen wie Devin – vielleicht hätten sie gar nicht begriffen, dass sie den falschen Mann erwischt hatten. Was Grund genug für mich war, mich überaus vorsichtig zurückzuziehen. Ich brauchte dreimal so lang, um ach so behutsam und noch viel verstohlener wieder aus dem Rosendickicht herauszuschleichen. Was mir, wie ich annehme, eine Menge Zeit gab, den Duft zu bewundern.
    Kaum hatte ich mich in sichere Entfernung gebracht, machte ich mich nicht minder vorsichtig auf die Suche nach anderen geeigneten Verstecken in der Nähe. Ich wollte sehen, wie viele von ihnen derartige Überraschungen bereithielten. Ihre Platzierung und ihre Anzahl könnten mir eine Menge über ihr Zielobjekt verraten.
    Ich fand ein rundes Dutzend, darunter auch den Kommandoposten, der ein gutes Stück außerhalb des überwachten Gebiets lag. Dort hielten sich ein Elitehauptmann mit seinem Steinhund und drei weitere Krongardisten auf. Kalter Schweiß lief mir über den Leib, als ich sie entdeckte. Allzu leicht konnte ich mir die Konsequenzen vorstellen, wäre ich über den Steinhund und seinen Herrn gestolpert statt über die zwei Wachen im Rosenbusch.
    Das Klügste, was ich nun tun konnte, war, nach Hause zu gehen. Besser noch, ich konnte Triss’ ursprünglichen Rat befolgen und die Stadt ganz und dauerhaft verlassen. Der Versuch, einen Kordon von Wachen zu durchbrechen, die dort Position bezogen hatten, um eine schattenverhüllte Klinge aufzuspüren, war selbst für mein kurzfristiges Überleben ein lausiges Rezept. Andererseits, wenn dies wirklich Devins Zuflucht war  – und die Gegenwart einer ganzen Truppe Krongardisten unter dem Kommando eines Elitehauptmanns legte die Vermutung nahe –, dann könnte Maylien hier irgendwo sein. Entscheidungen wie diese hasste ich zutiefst.

14
    D evin hatte ein verfallenes Haus von herzoglicher Größe und Bauart vereinnahmt, ein mächtiger Haufen übel erodierten Sandsteins, aus dem an tausend reparaturbedürftigen Stellen der Mörtel rieselte. Trotzdem sah es immer noch massiver aus als die meisten seiner Nachbarn, vermutlich, weil es noch ein Stück zu fallen hatte, bis es endgültig am Boden lag.
    Der höchste Turm maß etwas mehr als fünf Stockwerke und damit ein bis zwei mehr als die anderen vier. Ein wahres Labyrinth steiler, verwinkelter Dachlaufwege verband die fünf Türme und gab dem Ganzen eine Form, die erheblich mehr Flächen aufwies, als ihr zustanden.
    Ich konnte kein Licht und auch sonst keine Hinweise darauf erkennen, dass sich

Weitere Kostenlose Bücher