Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
unheilbar mit Gesetzesmäßigkeit angesteckt zu werden. Die Fenster waren verbrettert, und es sah aus, als wäre auch die Tür mit etlichen dicken Planken zugenagelt worden, doch das war nur Tarnung. Zwar ließ sich die Tür von dieser Seite aus nicht öffnen, doch das lag an dem schweren Eisenriegel, der sich von innen mühelos zurücklegen ließ. Nur wenige Gäste verließen das Lokal durch die »Vordertür«, und die meisten erhielten Zutritt, nachdem sie an die Nebentür in der Gasse geklopft hatten. Worauf auch die Bezeichnung Gassenklopfer beruhte, bisweilen auch Dreifach-Klopfer genannt.
    Ich hatte mich gerade zu dem pechschwarzen Durchgang bei dem Bordell umgewandt, als Triss mir einen heftigen Schlag gegen beide Fußsohlen versetzte, um mir zu signalisieren, dass er Devils Spur geschmeckt hatte. Ich ging weiter, als wäre nichts geschehen, auch wenn es mich enorme Willenskraft kostete, mich nicht umzuschauen oder nach meinem zweiten Schwert zu greifen. Der enge Durchgang vor mir sah plötzlich doppelt so schwarz aus, ein perfekter Ort für einen Hinterhalt. Ich ging nach links und verlagerte dabei beständig meinen beinahe unsichtbaren Schatten, sodass er die Engstelle vor mir erreichte.
    Kaum hatte der Kopf meines Schattens die beinahe vollkommene Finsternis zwischen den Häusern erreicht, fühlte ich, wie Triss hinausglitt, sich von mir entfernte, sich ausdehnte, um ungesehen den ganzen, schmalen Durchgang zu kontrollieren. Einen Moment später fühlte ich einen kurzen, besänftigenden Druck an meinem linken Fuß. Der Durchgang war verlassen, kein Devin, nicht einmal eine Spur von ihm, aber die Anspannung in mir blieb. Er konnte immer noch etwas mit einer Armbrust im Hof hinter dem Toten Mann geplant haben. Das offene Gelände vor dem Haupteingang bot einen abgeschiedenen Platz, um in der Hitze des Hochsommer und des Sonnenhammer zusätzliche Tische aufzustellen.
    »Alles sauber«, flüsterte Triss, als ich in den tieferen Schatten trat.
    »Die Spur vorn an der Straße, kommend oder gehend?«, fragte ich.
    »Gehend, und das erst vor ganz kurzer Zeit. Sie wurde stärker, als sie sich von des Toten Manns Börse entfernt hat, aber ich konnte keine Spur von seiner Ankunft entdecken.«
    »Dann lass uns zum Haupteingang gehen und schauen, ob Devin dort hineingelangt ist, ehe wir uns entscheiden, ob wir ihm folgen oder herausfinden sollen, woher die Spur gekommen ist.«
    Ein kurzer Rundgang über den Hof verriet uns, dass Devin von Norden über die Dächer aus der Richtung gekommen war, in der sich der übelste Teil von Tiefdrunter befand. Wieder auf der Vorderseite des Gassenklopfers kontrollierten wir Devins fortführende Spur und erkannten, dass sie nach Nordwesten in Richtung Palasthügel und Innenstadt führte.
    Also, Devin folgen? Oder nachsehen, ob wir herausfinden konnten, was ihn nach Tiefdrunter geführt hatte? Für beides blieb mir nicht genug Zeit, nicht, wenn nur noch zwei Stunden bis Tagesanbruch blieben. Die Ahnung eines doppelten Spiels war es, die meine Entscheidung bestimmte. Wenn Maylien mir die Wahrheit gesagt hatte, wenn sie wirklich die wahre Erbin war, dann stellte sie für die Baronin Marchon eine enorme Gefahr dar. Das war eine Karte, die sich gut im Ärmel von Devin machen würde, sollte es zu einem Zerwürfnis kommen. Tiefdrunter war ungefähr so weit vom Anwesen der Marchons entfernt, wie man eben kommen konnte, ohne Tien zu verlassen, weit genug, sich dem direkten Zugriff der Baronin zu entziehen. Ein perfekter Ort für einen Ausweichplan.
    Während der folgenden Stunde verfolgten Triss und ich gewissenhaft Devins Spur über drei Viertel des Weges über die Dächer von Tiefdrunter, um herauszufinden, woher er gekommen war. Es war eine zeitraubende, frustrierende Arbeit. Konfrontiert mit den vielen Unterbrechungen, überall dort, wo Devin Straßen übersprungen hatte, den diversen Schmerzen und Stichen, die mir meine Schnittwunden und blauen Flecke versetzten, und dem baufälligen Zustand der Gebäude, brauchte ich eine Menge Zeit zum Fluchen.
    Ich muss mit dem Fuß durch ein halbes Dutzend Dächer getreten sein und es mindestens doppelt so häufig gerade noch vermieden haben. Der vielleicht ärgerlichste Teil der Geschichte verbarg sich in dem Wissen, dass Devin die ganze Strecke in ungefähr zehn Minuten bewältigt haben musste. Inzwischen konnte er seine Besorgung im Norden längst erledigt haben und uns schon wieder voraus sein.
    Auf einem kleinen Tempel, der sich eng an den

Weitere Kostenlose Bücher