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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dich lehren, daß du Männer nicht auf diese Weise behandeln kannst!«
Jaelle riß sich von ihm los und betrat schnell das Frühstückszimmer. Sie zitterte so heftig, daß sie sich für einen Augenblick am Türrahmen festhalten mußte. Ihr Herz hämmerte, und die Male an ihren Oberarmen, wo Kyril sie gepackt hatte, taten weh. Magda saß bereits auf ihrem Platz. Jaelle nahm den Stuhl neben ihr und glättete nervös ihr Haar. Magda, die sofort merkte, daß mit ihrer Freundin etwas nicht stimmte, faßte unter dem Tisch Jaelles Hand.
»Jaelle, was ist los?« flüsterte sie. »Du hast geweint…«
Jaelle drückte die Hand ihrer Freundin, hatte ihre Stimme jedoch nicht so unter Kontrolle, daß sie hätte antworten können. Hassen uns alle Männer so? Ist es wirklich wahr, daß uns alle Männer so sehr hassen?
Kyril war hinter ihr eingetreten. Mit einem herausfordernden Blick zu Jaelle begann er: »Vater…«
»Später, mein Sohn«, unterbrach ihn Rohana. »Dein Vater ist beschäftigt.«
Dom Gabriel starrte aufgebracht seinen Gutsverwalter an. »Nein, verdammt noch mal, Mann, ich will das nicht haben!«
»Lord Ardais, ein Dieb ist ein Dieb, ob er Kupfermünzen oder Sarm-Nüsse stiehlt!«
»Avarra erbarme sich, Mann«, erwiderte Dom Gabriel gereizt. »Wollt Ihr mir im Ernst nahelegen, einen hungrigen Mann zu hängen, der ein paar Scheffel Nüsse gestohlen hat, um seine Söhne zu füttern, damit sie zu meinen treuen Dienern heranwachsen können?«
»Wenn sie in dem einen Jahr die Nüsse stehlen, Dom Gabriel, werden sie im nächsten die Bäume nehmen!«
»Dann markiert die Bäume, die gefällt werden sollen, und gebt bekannt, daß jeder, der sich an einem markierten Baum vergreift, tüchtige Prügel bekommt. Drückt ein Auge zu, wenn die Leute sich mit dem Unterholz bedienen. Wenn sie es wegkarren, um damit ihre Herde zu heizen, kann es im Jahr darauf einem Waldbrand keine Nahrung mehr liefern! Der letzte Brand hat uns einen halben Jahresgewinn in Harz gekostet! Aber gehängt wird nicht mehr, hört Ihr? Sonst findet Ihr Euch neben ihnen hängen!«
Der Mann murrte: »Lord Ardais, ebensogut könntet Ihr ein Schild am Rand Eurer Wälder aufstellen: Jeder Dieb in den Hellers wird hiermit eingeladen, zu kommen und zuzugreifen!«
»Seid kein Dummkopf, Geremy«, sagte der ArdaisLord. »Kein Mann kann einen Wald besitzen! Meine Vorfahren haben Harze und Farben hergestellt und Schwefel zur Herstellung von Buchpapier an die Trokkenstädte verkauft. So sind wir reich geworden an den Wäldern, die wir nicht gepflanzt haben, und mit Hilfe der Menschen, die hier leben. Sie haben ein Recht, sich von den Früchten der Bäume zu ernähren und ihre armseligen Heimstätten mit dem Holz der Bäume zu heizen! Die Götter hassen den Habgierigen, und wenn ich so habgierig werde, daß ich mir einbilde, Eigentümer der Bäume selbst und der Früchte der Bäume und sogar der Menschen, die im Wald leben, zu sein, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Menschen das Gesetz in die eigenen Hände nehmen und mich lehren, wo die Grenzen für den Ehrgeiz eines Mannes lie gen!«
»Ja. Aber, mein Lord…«
Jaelle betrachtete Dom Gabriel und erschauerte. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn, seine Hände zitterten. Zu ihrem Entsetzen erinnerte es sie schwach an das, was sie in Kyril gesehen hatte. Er brüllte den Verwalter an: »Kein Wort mehr, verdammt noch mal! Wenn Ihr für einen Räuber arbeiten und reich werden wollt, fragt bei Rumal di Scarp an, ob er einen coridom benötigt!«
»Gut gesprochen, Gabriel«, sagte Rohana sanft und berührte seinen Ärmel. »Aber beruhige dich. Niemand widerspricht dir; darin sind wir alle mit dir einer Meinung.« Sie fixierte den Verwalter. »Nicht wahr, Geremy?«
»Ja, meine Dame, gewiß!« Der Mann stotterte beinahe.
Jaelle dachte: Warum gibt sich Rohana immer so große Mühe, ihn zu beschwichtigen? Wenn er an meinem Tisch so herumbrüllte, würde ich Gebrüll mit Gebrüll – ja, und Schlag mit Schlag erwidern!
Währenddessen war Peter hereingekommen und hatte sich auf seinen Platz gesetzt. Seine und Magdas Blicke trafen sich, und sie sah, was er dachte. Wenige Terraner erhielten Gelegenheit, mit einem der ComynLords an einem Tisch zu sitzen und zuzuhören, wie er seine Entscheidungen vortrug. Magda wußte, im Geist machte Peter sich Notizen für einen Bericht in Thendara; auf ihre Weise tat sie es auch. Aber würde sie die sen Bericht je abliefern?
Der Verwalter war zu dem Thema übergegangen, wie die zu

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